Was ist ein Hufeisenwirbel?
Ein seltenes Phänomen ist der „Horseshoe vortex“, deutsch Hufeisenwirbel – ein kleiner, schlauchartiger Wirbel, der in etwa die Form eines Hufeisens annimmt. Er kann sich für mehrere Minuten halten und völlig losgelöst von irgendwelchen Wolken am blauen Himmel schweben. Da die Hufeisenwirbel nur selten vorkommen, gibt es recht wenig Bildmaterial davon. Wie kommt ein solcher Wirbel zustande, hat er Ähnlichkeit mit einer Trichterwolke?
Das Foto von Walter Stieglmair wurde Mitte Mai 2016 in München aufgenommen. Der Hufeisenwirbel ist voll ausgebildet und hat keine Verbindung mehr zu einer Wolke. Solche Wirbel entstehen, wenn kleine bis mittlere Cumuluswolken in recht trockener Luft unterwegs sind. Während Trichterwolken an der Wolkenbasis entstehen und sich von dort nach unten erstrecken, bilden sich Hufeisenwirbel im oberen Bereich der Wolke. Der Aufwind in der Cumuluswolke interagiert mit der trockenen Umgebungsluft und horizontalen Winden, er verwirbelt dabei. Bei leichtem Unterdruck kann der auftretende Wirbel durch Kondensation (Wolkenbildung) sichtbar werden. Der Wirbel kann sich einige Minuten lang halten und ist manchmal noch zu sehen, wenn die auslösende Wolke schon längst wieder zusammengefallen ist. Die Rotation lässt immer mehr nach, der Wolkenschlauch löst sich aber nur langsam wieder auf.
Die genaue Entstehungsweise und das Zustandekommen der Hufeisenform ist noch Gegenstand der Forschung. Dieses Foto von Thomas Sävert entstand am 30. Mai 2016 im Bergischen Land. Es zeigt am Rande einer Cumuluswolke einen Hufeisenwirbel, der sich bereits in Auflösung befindet. Man erahnt aber noch den rotierenden Schlauch.
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Über den Autor
Thomas Sävert
Meteorologe aus dem hohen Norden Deutschlands; Spezialgebiete seit den 1980er Jahren tropische Wirbelstürme und seit den 1990er Jahren Tornados, besonders in Deutschland. Mehr als 12 Jahre im Unwetterwarndienst tätig. Beiträge von Thomas sind Archivbeiträge.
> Bei leichtem Unterdruck kann der auftretende Wirbel durch Kondensation (Wolkenbildung) sichtbar werden.
Wie ist das zu verstehen? Unterdruck durch Zentrifugalkräfte?
Ja, wobei man nicht genau weiß, wie dieser ganze Prozess abläuft. Die Hufeisenwirbel sind bisher kaum untersucht, zumal es ein seltenes Phänomen ist. Erst in jüngster Zeit gibt es mehr Berichte und Bildmaterial dazu.
Grüße, Thomas Sävert
Was es nicht alles gibt 😀
Wieder was hier gelernt!
Das gab`s heute hier in Karlsruhe (speziell letztes Bild ca 5min ) Bei meinem Foto war der Akku leer, Scheibenkleister.
Liebe Grüße
EDIT zu meinem vorsthenden Kommentar: Die Aufnahmen lassen vielerlei Spekulationen zu, genau untersucht sind sie nicht. Nur wäre es von Interesse den vertikalen Schichtungsverlauf ( Temp) vor Ort zu kennen. Aus der Segelfliegerei ist mir persönlich bekannt, daß, das sich um einen Thermikschlauch ein quasi ringförmiges Gebiet befindet mit sogenanntem “ Pseudosteigen“ bzw deutlichem Fallen. Fliegt man hier durch und findet den Kern des Bartes, was leicht ist, ergeben sich sehr brauchbare Steigwerte für die Fortsetzung eines Fluges. Und jetzt wäre gefragt mit Verlaub, sind das Stratus oder Altostratus ? Bei Altostratus könnte ich mir durchaus einen Kondensationsvorgang rund um eine vom Boden kommende kräftige thermische Ablösung vorstellen; Im Bereich der Rotation rund um den Kern. Anmaßen tue ich mir nichts, aber es wäre Wert darüber zu reden.
Liebe Grüße aus Karlsruhe
Andreas