Supertaifun Soudelor – der bisher stärkste Tropensturm in 2015
Die Tropensturm-Saison im Westpazifik ist, wie erwartet, nach wie vor sehr aktiv. Mit „Soudelor“ hat sich nun nicht nur der fünfte sogenannte Supertaifun gebildet, sondern auch der bisher weltweit stärkste Tropensturm in 2015. Die Bezeichnung Supertaifun geht auf das Joint Typhoon Warning Center (JTWC) zurück und definiert eine Taifun, der eine maximale mittlere Windgeschwindigkeit (bezogen auf das 1 Min-Mittel) von mindestens 65 m/s erreicht. Das entspricht einem Tropensturm der stärksten Kategorien 4 oder 5 auf der Saffir-Simpson Skala für atlantische Hurricanes.
Die Daten von Soudelor um 17:40 Uhr MESZ (laut Japan Meteorological Agency)
Kerndruck: 910 hPa
max. mittlere Windgeschwindigkeit: 55 m/s (198 km/h)
max. Geschwindigkeit Windböen: 75 m/s (270 km/h)
Soudelor hatte am Dienstagmittag (MESZ) laut der Japan Meteorological Agency einen Kerndruck von 900 hPa und ist damit der bisher stärkste Tropische Sturm, der sich in 2015 weltweit gebildet hat. Seine maximale mittlere Windgeschwindigkeit betrug zu dieser Zeit 257 km/h mit Windböen bis zu 314 km/h. Das Beachtliche ist, dass sich Soudelor innerhalb von nur 48 Stunden von einem Taifun der kleinsten Kategorie zum Supertaifun gemausert hatte. Soudelor befindet sich im Moment in einem Gebiet, in dem die Wassertemperaturen knapp über 30 Grad liegen. Warmes Wasser ist die Energiequelle, der Antriebsmotor von tropischen Stürmen. Das in diesem Fall sehr warme Wasser hat die rasche Verstärkung von Soudelor begünstigt. Am Wochenende zog der Tropensturm noch als Sturm der Kategorie 1 mit seinem Auge direkt über die Insel Saipan hinweg (die größte Insel der nördlichen Marianen im Westpazifik mit etwa 48.000 Einwohnern) und verstärkte sich dabei zum Kategorie 2 Sturm. Abgerissen Dächer, Überflutungen und Stromausfälle waren die Folge, wobei letzteres derzeit noch anhält.
Kurs auf Taiwan und China
In den nächsten Tagen wird Soudelor weiter auf einem west-nordwestlichen Kurs über das offene Meer ziehen. Zur Zeit zieht der Tropensturm mit einer Geschwindigkeit von 20 km/h, also langsamer als man in einer 30er-Zone unterwegs ist. Ende der Woche nähert sich Soudelor unter Abschwächung schließlich Taiwan, dem Südwesten Japans und dem östlichen China. Auch wenn der Supertaifun sich auf seinem Weg dorthin zwar abschwächen wird, er bleibt trotzdem ein starker Taifun der gebietsweise für heftige Regenfälle und starken Wind sorgen wird.
Die derzeitigen Berechnungen des JTWC gehen davon aus, dass Soudelor in der Nacht zum Samstag (Ortszeit) Taiwan treffen wird. Es ist sogar möglich, dass die Hauptstadt Taipei direkt von der „Eyewall“ (Augenwand: eine Zone aus Wolken, die wie ein Ring um das Auge herum liegt) getroffen wird. Das wäre besonders gefährlich, denn die Eyewall ist der Bereich, in dem die höchsten Windgeschwindigkeiten auftreten. Im Laufe des Samstagabends soll Soudelor die Ostküste Chinas erreichen. Wie man auf der Prognose der Zugbahn des JTWC sieht, liegen Hong-Kong und Shanghai am Rande der Zugbahn. Das beutetet allerdings nicht, dass man dort gar nichts vom Tropensturm abbekommen wird. Stürmischer Wind und starke Regenfälle sind auch dort möglich.