Das Wetterjahr 2021
Vom Extremfebruar über die Flutkatastrophe bis zur weihnachtlichen Luftmassengrenze
Für immer mit dem Wetterjahr 2021 in Verbindung bleiben wird die verheerende Rekordflut im Juli im Westen des Landes. Auch sonst gab es einige herausragende Wetterereignisse und Unwetterlagen. Wenn man sich lediglich die reinen Zahlen ansieht, war das Jahr jedoch eher durchschnittlich. Der Sommer brachte keine großen Hitzewellen und auch die ganz großen Herbst- bzw. Winterstürme blieben aus.
Wie alles begann:
Das Jahr 2021 startete mit einigen nasskalten Wetterlagen. Im Süden, in Teilen der Mitte und später auch im Norden kam es durch Tiefs aus Osteuropa zu einigen nennenswerten Schneefällen. Hervorzuheben ist dabei eine Luftmassengrenze, die im Januar zur Monatsmitte dem Süden kräftige Schneefälle brachte. Im Allgäu und im Schwarzwald fielen innerhalb von 2-3 Tagen bis zu 80-90 Zentimeter Neuschnee und die Schneemassen türmten sich teilweise auf über einen Meter.
Der Monat der Extreme:
Durch das Ende Januar im Südwesten einsetzende Tauwetter verbunden mit kräftigen Regenfällen kam es Anfang Februar an den Flüssen im Süden und Westen zu einem starken Hochwasser. So fielen in Staulagen des Schwarzwaldes innerhalb einer Woche 100 bis 130 mm Regen.
Am ersten Februarwochenende baute sich dann an einer Luftmassengrenze eine der markantesten winterlichen Unwetterlagen seit vielen Jahren auf. Dabei kam es in einem breiten Streifen vom Münsterland bis nach Thüringen zu ergiebigen Schneefällen in Kombination mit starken Verwehungen. So wurden am 09.02. verbreitet Schneehöhen von 30 bis 40, örtlich auch bis zu 50 Zentimeter gemessen. An der Südflanke der Luftmassengrenze kam es dagegen im Übergangsbereich zur milderen Luft in der Höhe zu einem gefährlichen Eisregenereignis und teilweise dadurch hervorgerufene Eisbruchschäden.
In der folgenden Woche kam es in der eisigen Polarluft über den Schneeflächen zu klirrend kalten Nächten mit Temperaturen von teils deutlich unter -20 Grad.
Nach einer Woche oft sonnigen Winterwetters, stellte sich die Wetterlage zur Monatsmitte komplett um. Aus einer kalten Ostlage und tiefstem Winter wurde in kürzester Zeit eine außergewöhnlich milde Südwestlage mit frühlingshaften Temperaturen von über 20 Grad. Damit verschwanden die Schneemassen im Flachland innerhalb weniger Tage und es gab trotz Saharastaubs in der Atmosphäre in nahezu allen Landesteilen neue Jahreszeitenrekorde.
Das Frühjahr:
Der Frühling 2021 war im Deutschlandmittel der kälteste Frühling seit 2013. Der März war gekennzeichnet durch ein ständiges Auf und Ab der Temperaturen. So kam es nach einem milden Beginn nochmal zu einem Wintereinbruch im Süden. Am 19. März konnte in München nochmal ein 1 cm Schnee gemessen werden, in Nesselwang im Allgäu waren es 38 cm.
Mit dem April und Mai gab es erstmals seit mehr als drei Jahren wieder zwei aufeinander folgende zu kalte Monate. Verantwortlich dafür war eine eingefahrene Wetterlage mit vielen blockierenden Hochs bei den britischen Inseln und auf dem Nordatlantik. Damit erreichten uns mit nördlicher Strömung immer wieder kalte Luftmassen, so dass der Mai in den meisten Regionen zu nass und überall deutlich zu kalt war.
Der Mai brachte mit dem Sturmtief „Eugen“ sogar nochmal eine richtige Sturmlage. So wurden am 04. Mai in NRW verbreitet schwere Sturmböen von über 90 km/h gemessen, in Faßberg in der Lüneburger Heide waren es sogar 109 km/h.
Lediglich am Muttertag, am 9. Mai, und am darauf folgenden Montag sorgten warme Luftmassen für sommerliche Temperaturen und in Berlin wurden am 10. Mai sogar über 30 Grad erreicht. In den meisten Regionen reichte es aber im gesamten Frühjahr nur für 1 bis 3 sommerliche Tage.
Der Sommer mit der verheerenden Flut:
Der Sommer 2021 war nach zuletzt drei trockenen Sommern sehr nass und geht als einer der niederschlagsreichsten Sommer seit Aufzeichnungsbeginn in die Wetterhistorie ein. Einen großen Anteil daran hatte natürlich die durch Tief „Bernd“ hervorgerufene Flutkatastrophe Mitte Juli in Teilen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Hier kam es zu extremem und in der Regionen noch nie dagewesenen Regenmengen. So fielen an der Wetterstation Köln-Stammheim innerhalb von 12 Stunden 145 mm Regen. Dies führte zu extremen Überflutungen, die verantwortlich für eine hohe Todeszahl und schweren Schäden an der Infrastruktur waren. In unserem Archiv finden Sie einen detaillierten Bericht zur meteorologischen Chronologie der Flutkatastrophe.
Vor allem Ende Juni kam es im Süden des Landes zu einigen schweren Unwetterlagen. So zogen am 28. und 29. Juni schwere Gewitter inkl. Superzellen mit Großhagel, Starkregen und Orkanböen über Baden-Württemberg und Bayern hinweg. In Friedrichshafen am Bodensee und Ingolstadt wurden orkanartige Böen von 117 bzw. 115 km/h gemessen.
Bemerkenswert war noch ein Starkregenereignis Ende Juni im Nordosten des Landes. So fielen im Landkreis Uckermark stellenweise innerhalb eines Tages über 200 mm Regen. Allerdings blieben in der durch schluckfreudige Sandböden und zahlreiche Gewässer geprägten Landschaft größere Überschwemmungen und Schäden aus.
Nicht unerwähnt bleiben sollen zwei Tornadoereignisse dieses Sommerhalbjahres. Am 16. August sorgte eine Superzelle für einen Tornado in Ostfriesland, der zu größeren Schäden an Häusern und Bäumen geführt hat. Ein weiteren Tornado gab es am 29. September mitten in Kiel. Dieser Tornado war sehr eindrucksvoll, da er durch viele Bild- und Videoaufnahmen gut dokumentiert wurde.
Der heißeste Tag des Jahres war der 19. Juni, an dem in Berlin und Brandenburg vielerorts Temperaturen von über 36 Grad gemessen wurden. Im Osten gab es auch die meisten Sommer- und Hitzetage, während es zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen für gerade 3 bis 4 Hitzetage gereicht hat.
Der recht goldene Herbst:
Im September und Oktober sorgten ausgeprägte Hochdrucklagen für häufiges Spätsommer- bzw. Goldenes Oktober-Wetter. So war es abgesehen vom Norden, wo sich einige Tiefausläufer bemerkbar machten, deutlich zu trocken und sehr sonnenscheinreich. Am 21. Oktober kam es mit dem Sturmtief „Ignatz“ bzw. dem Randtief „Hendrik II“ zur einzigen landesweit schweren Sturmlage des Herbstes. Der Sturm sorgte für orkanartige Böen in der Mitte und im Süden. Es kam zu größeren Schäden und auch der Bahnfernverkehr in Nordrhein-Westfalen war zeitweise komplett eingestellt. Daneben sorgten auch noch die Tiefs „Yogi“, „Christian“ und vor allem auch „Daniel“ für stürmische Tage, besonders im Norden.
Der November reihte sich in den meisten Regionen nahtlos in die Liste der zu trockenen Monate zuvor ein. Eine Ausnahme bildete ein Vb-Tief, das zum Monatsbeginn dem Osten eine Dauerregenlage brachte. Hier war mancherorts innerhalb eines Tages das Monatssoll erreicht.
Ansonsten war der Monat oft durch Hochdruckeinfluss und einer typisch herbstlichen Inversionswetterlage geprägt. Dabei gab es viel Nebel und Hochnebel und wenig ereignisreiches Wetter. Am Ende des Monats, zum ersten Adventswochenende, kam nochmal etwas Bewegung in die Wetterküche. Eine Troglage führte in den Mittelgebirgen und im Süden zu einem Wintereinbruch mit teils kräftigen Schneefällen, während es im Tiefland nasskalt blieb.
Das Ende:
Der Dezember war gekennzeichnet durch einige frühwinterliche Wetterlagen, die den Bergen und zeitweise auch dem Süden und Osten Schnee brachten. Im großen Westen und Nordwesten war es dagegen nasskalt. Eine typische West- oder auch Südwestwetterlage mit sehr milden Luftmassen blieb lange Zeit aus. Kurz vor Weihnachten kam es aus Nord bis Nordost zu einem Kaltlufteinbruch, der für landesweit frostige Nächte und kalte Tage sorgte. Pünktlich zu Weihnachten baute sich dann eine Luftmassengrenze über Deutschland auf, die trocken-kalte Polarluft im Norden von feucht-milder Luft im Süden trennte. So gab es im Norden und Nordosten über die Feiertage sonniges und kaltes Winterwetter, an der Luftmassengrenze selbst kam es Schnee- und Regenfällen und im Süden dagegen verliefen die Weihnachtstage mild und zeitweise nass.
Die nach Weihnachten von Südwesten her einsetzende Milderung ging dann mit einer mehrtägigen Eisregenlage im Osten und Norden einher und in den Hochlagen der Berge kam es zu markantem Tauwetter. So endet das Wetterjahr 2021 außergewöhnlich mild.