Werden schwere Stürme durch den Klimawandel häufiger?
Nach Orkantief SABINE gab es erste Stimmen in den Medien, dass der Sturm außergewöhnlich war und dass er mit Klimawandel zusammenhängt. Wir haben uns die Windgeschwindigkeiten von vier verschiedenen Wetterstationen aus den vergangenen Jahrzehnten genauer angesehen und ausgewertet. Gibt es schwere Stürme wirklich häufiger?
Die Grafiken dazu finden Sie unter dem Video, wo ich ein paar Dinge dazu noch erkläre. Hinzu kommt, dass bei SABINE im Vorfeld von einem „Mega-Orkan“ gesprochen wurde. SABINE war ein relativ durchschnittlicher, schwerer Sturm, insbesondere im Süden. Für den Norden und ganz besonderes die Nordseeküste überhaupt nichts Besonderes! Was echte, schwere Orkantiefs in Deutschland waren, können Sie bei uns im Archiv sehen mit teils >140/150 km/h auch abseits von Bergen und Küsten – eine kleine Auswahl:
Und vorsichtshalber: Ja, es gibt einen Klimawandel. Es ist in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten deutlich wärmer geworden:
Infos zum Thema auf unserem Youtubekanal (gerne abonnieren, danke!)
Auswertung Wetterstation – Anzahl der Tage von Oktober bis März mit >=90 km/h und >100 km/h
Die Auswertung bezieht sich auf Sturm- und Orkantiefs, die in der Regel in Mitteleuropa von Oktober bis März auftreten. In den übrigen Monaten, insbesondere von Mai bis August, kommen Windgeschwindigkeiten über 90 km/h oder 100 km/h nicht durch Sturm- und Orkantiefs zustande, sondern durch schwere Gewitter. Das ist meteorologisch etwas völlig anderes und darf nicht in einem Topf betrachtet werden. Wir sehen an keiner der vier Wetterstationen, quer durch Deutschland verteilt eine Zunahme. Im Gegenteil: Es gab in den vergangenen Jahren eher wenig starke Herbst- und Winterstürme!
Haben Sie sich schon auf unsere Webseite kachelmannwetter.com umgeschaut? Wir haben zahlreiche Vorhersagetools, wie die Vorhersage Kompakt Super HD, den XL Trend und Ensemble Vorhersagen für jeden Ort.
Neben unseren weltweiten Messwerten mit umfangreichem Archiv, weltweiten Satellitenbildern (mit Archiv ab 1981) und der weltweiten Blitzortung finden Sie neben dem HD Regenradar zahlreiche weitere von uns entwickelte Radartools, wie beispielsweise das Stormtracking für Gewitter oder unser Sturzflut-Tool!
Außerdem gibt es ein umfangreiches Angebot an Modellkarten, wie für Mitteleuropa und andere Teile der Welt das hauseigene Super HD Modell mit 1×1 km Auflösung und das europäische Modell ECMWF mit unzähligen Vorhersagekarten für die ganze Welt.
Zahlreiche Apps: Wetter-Apps Pflotsh
Vor genau 30 Jahren, als weite Teile Europas von einer fast beispiellosen Orkantiefserie heimgesucht wurde, gab es in der Öffentlichkeit und auch unter Fachleuten bereits heftige Diskussionen, welche einst versucht haben, diese hohe Sturmfrequenz auf einen möglichen Klimawandel zurückzuführen.
Doch seit dieser Zeit gab es keine vergleichbare Serie. Vielleicht könnte man noch den Winter 1999/2000 erwähnen, welche ja drei besonders verheerende Stürme brachten; wie „Anatol“, „Lothar“ und „Martin“ im Dezember.
Darf ich auf einen kleinen Fehler aufmerksam machen?
„Quimburga“ und „Capella“ sind wohl versehentlich vertauscht worden.
Danke für diese Information!
Danke!
Hallo Fabian,
vielen Dank für die wieder einmal sehr gute Erläuterung und Darstellung. An die Sturmserie von 1990 kann ich mich noch mit Grauen zurück erinnern……Besonders Wiebke war in unserer Region (Mittelhessen) damals extrem heftig.
Zu deiner Darstellung der Messergebnisse hätte ich als absoluter Laie mal eine Frage.
Ist es nicht normal, dass Stürme/Orkane durch den Klimawandel an Intensität und Stärke verlieren? Starke Stürme und Orkane entstehen doch durch hohe Temperaturunterschiede (In Nordeuropa sehr kalt und im Süden sehr warm). Wenn es jedoch immer wärmer wird, müssten doch folglich auch die Stürme immer schwächer ausfallen…..
Genau diese Annahme gibt es, dass die geringer werdenden Temperaturgegensätze den Jetstream und die Westlage bei uns schwächen. Aktuell ist auf dem Atlantik aber so viel los wie seit den 90ern nicht mehr. Also Ausnahmen bestätigen die Regel? Man wird sehen. 😉
Es ist eindeutig wichtig, bei dem Thema keine falschen Behauptungen zu streuen und nicht zu übertreiben. Die Realität ist schon düster genug. Anzeichen für mehr Extremwetter (lange Dürren, viel Regen in kurzer Zeit) gibt es schließlich…wegen der stationäreren Jetstream-Wellen.
Die Wellen werden ausschweifender, weil sich die Nordpolarregion stärker erwärmt als südlichere Regionen (wegen Rückkopplungseffekten, z.B. sinkende Albedo). Dann sind eher weniger starke Stürme zu erwarten.
Wenn man sich wirkliche „Monster-Stürme“ anschaut wie oben aufgeführt dann war wohl Kyrill 2007 der letzte, der da mithalten kann, sehe ich das richtig?
Quimburga ( der sog. „Niedersachsen-Orkan“ ) war etwas vor meiner Zeit, aber ich habe mal ein bissel recherchiert ( wohne seit 18 Jahren nun hier in Bremen, da will man sich als Wetterinteressierter ja schlaumachen ) – 150 km/h hier im Flachland und innerstädtisch, das hat hier z.B. den innerstädtischen „Bürgerpark“ wohl nahezu komplett umgelegt … übel was es da für Bilder gibt in Archiven.
Insgesamt war das ein bemerkenswertes Tief, vermutlich aber aus der Kategorie „Schnelläufer“, oder?
Persönlich mitbekommen habe ich wohl die 1990er Serie, da war ich mit 10 Jahren aber noch zu klein, als dass ich mich jetzt noch an alle Details erinnern kann.
Bemerkenswert ist es bis heute aber, dass dort mehrere derartig aufgeprägte Orkantiefs die selben Regionen heimgesucht haben.
Danke für die sehr gut aufgearbeitete und moderierte Zusammenfassung!
Welchen enormen Einfluss Wasser auf das regionale Klima hat, wissen Küstenbewohner aus eigener Erfahrung.
Aber welchen Einfluss hat unser Grundwasserspiegel auf unser Wetter?
Mit dem Begin der Industrialisierung haben wir nicht nur angefangen fossile Brennstoffquellen intensiv zu nutzen, sondern haben unbemerkt den Grundwasserspiel abgesenkt. Drainagen, Flussbegradigung sowie der Einsatz von Nadelwäldern (verbraucht auch im Winter Wasser) haben den Grundwasserspiegel um bis 2m absinken lassen.
Habe ich dies richtig verstanden, die Stürme nehmen an sich ab während die Gewitterstürme zunehmen?
Gewitterstürme sind sehr lokale engbegrenzte Ereignisse die mit einem Sturmtief nichts gemein haben! Das diese zunehmen oder Gewitter allgemein häufiger sind habe ich in meiner Erinnerung und meinen privaten Wetteraufzeichnungen seit über 40Jahren nicht feststellen können, eher das Gegenteil!
Und was meinte dann Ralf. Ich meine nähmlich auch dass wir immer weniger leichte Winde haben. Als wenn wir häufiger Windstille hätten und dafür heftigere Stürme.
Ralf 13. Februar 2020
Nein, schwere Stürme werden durch den Klimawandel nicht häufiger, ganz im Gegenteil: wo sind eigentlich die klassischen Serie von „Herbststürmen“ geblieben, die ich noch aus meiner Kindheit kenne ?? Eine zeitlang dachte man auch, das die „Westlage“ ausgestorben ist, sprich‘ als alles nur noch „meridional“ war.
Das was eher Sorgen macht, ist, der fehlende Schwung in der Atmosphäre, daher auch die langen Trockenheitsphasen, oder kaum Verlagerungen von Druckgebilden, sprich‘ Regenerierung von Wetterlagen.
Hallo,
danke für den Beitrag.
Inwiefern wurde bei der Auswahl der Stationen darauf geachtet, ob es im Laufe der Zeit zu Verlegungen der Windmesser gekommen ist? Oder ob in der Umgebung der Windmesser neue Gebäude hochgezogen oder sogar im Lauf der Jahrzehnte neue Wälder entstanden sind?
Der Rückgang an den Stationen Berlin oder Köln erscheint sehr drastisch. Die Frage ist, ob der beobachtete Rückgang echt ist, oder in veränderten Umgebungsbedingungen zu finden ist.
Vielen Dank für eine Antwort.
Natürlich ist der echt. man kann ja auch die Wetterlagen sehen, dass es ganz einfach deutlich weniger starke Stürme gab. Das sieht man auch in Reanalysekarten beim Luftdruck und so weiter.