Was ist Industrieschnee und wie entsteht er?
Industrieschnee ist eine spezielle Art von Schneefall, da dieser ohne Tiefdruckeinfluss entsteht und im Grunde eine von Menschen gemachte Beeinflussung des Wetters ist. Damit es zu Industrieschnee kommt, muss eine ganz besondere Wetterlage präsent sein und viele Faktoren zusammenkommen. Dies ist nicht sehr häufig der Fall, sodass Industrieschnee eher selten auftritt.
Wetterlage
Industrieschnee entsteht in den Wintermonaten (etwa von Ende November bis Februar) während einer stabilen Hochdruckwetterlage, bei der in der Höhe trockene und milde Luft wetterbestimmend ist. Bodennah kann sich bei windschwachen Verhältnissen dann oft eine sehr feuchte, neblig-trübe und kalte Luftmasse bilden oder erhalten bleiben. Wir haben also eine hier schon öfter angesprochene Inversionswetterlage. Genaueres zur Inversion finden Sie hier. Zusammengefasst ist es also in höheren Lagen teils ungewöhnlich mild für den Winter, in den Niederungen dagegen deutlich kälter.
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Was benötigen wir für Industrieschnee?
- Es muss nicht nur einfach eine Hochdruckwetterlage mit Inversion vorhanden sein, sondern die Inversion muss zum einen auch ungewöhnlich tief liegen (100 bis 300 Meter) und es muss in der darunter liegenden Kaltluftschicht frostig und sehr feucht sein. Beides entsteht meist nur bei starken Hochdruckgebieten, die uns länger erhalten bleiben. Der Frost in den Niederungen am Tage ist auch nicht so einfach zu bekommen. Meist geht eine sternenklare und frostige Nacht voraus, in deren Verlauf sich dichter Nebel oder Hochnebel bildet, der sich tagsüber nicht mehr auflöst und die bodennahe Kälte sozusagen konserviert.
- Wenn also die Wetterlage aus Punkt 1 passt, benötigen wir für Industrieschnee natürlich noch Industrieanlagen in der Nähe. Das können z. B. Heizkraftwerke, aber auch viele andere Industrieanlagen mit Emissionen sein.
Wie entsteht der Industrieschnee?
Die Emissionen der Industrieanlagen bringen zum einen zusätzlichen Wasserdampf in die Atmosphäre, zum anderen aber auch Schmutzpartikel, wie zum Beispiel Ruß. Diese kleinen Schmutzpartikel sind nichts anderes als zusätzliche Kondensationskerne. Durch unsere Inversion, die wie eine Sperrschicht wirkt, können Wasserdampf und Kondensationskerne nicht weiter aufsteigen und werden durch wenig Wind auch nur sehr langsam weggetragen. Die unterkühlten Wolken-, bzw. Nebeltröpfchen treffen nun auf die Kondensationskerne und es bilden sich kleine Schneekristalle. Da dies in sehr geringer Höhe von meist nur 100 bis 300 Meter passiert, erreichen diese bevor sie verdunsten können auch den Boden. Industrieschnee ist immer nur sehr örtlich begrenzt und kann schon auf wenigen Metern zwischen grünen und weißen Wiesen entscheiden. Zusammengefasst können Sie sich alles in der unten stehenden Grafik noch einmal ansehen.
Beispiele für Industrieschnee
Im Dezember 2007 kam es in der Woche vor Weihnachten zu einer perfekten Wetterlage für Industrieschnee, besonders im Westen und Nordwesten Deutschlands sowie in den Niederlanden. Die Temperaturinversion war extrem gut ausgeprägt und lag sehr tief.
Schauen wir uns einige Höchstwerte vom 20.12.2007 an:
+9,3°C – Kahler Asten (840m)
+5,1°C – Lüdenscheid (387m)
-2,8°C – Düsseldorf (37m)
-3,4°C – Essen (150m)
Während in den höheren Lagen im Sauerland und im Bergischen Land bei trockener Luft die Sonne schien und es mild war, gab es im Ruhrgebiet und in Teilen des Rheinlandes Dauerfrost. In der Nähe von größeren Industrieanlagen kam es dabei zeitweise zu Industrieschnee, der örtlich sogar Höhen um 15 cm sehr lokal in der Stadt Herne erreicht haben soll.
Das folgende Satellitenbild zeigt einen Ausschnitt von Nordrhein-Westfalen. Mittig am linken Bildrand sehen Sie den Rhein, etwa in der Mitte des Bildes das Ruhrgebiet und nach Südosten hin das Sauerland. Es sind stellenweise kleine weiße Flecken zu sehen, die den örtlichen Industrieschnee zeigen.
Folgende Aufnahmen wurden am 21. Dezember 2007 im Kreis Recklinghausen bei Herten und in Herne gemacht. Sie zeigen die vom Industrieschnee verschneite Landschaft.
Im Februar 2013 machte Benjamin Halor folgende Aufnahmen im Saarland, das erste Bild zeigt die Abgaswolke der Chemieplattform Carling, im ganzen Warndt fiel etwas Industrieschnee:
Industrieschnee vom Kraftwerk Ensdorf und über Dillingen/Saar:
Industrieschnee vom Kraftwerk Ensdorf über der Dillinger Hütte:
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