Schnellläufer – klein, aber gefährlich
Sturm- und Orkantiefs gehören im Winterhalbjahr zum Wettergeschehen dazu, sie entstehen oft auf dem Atlantik und ziehen in die Region Island – Schottland und beherrschen die Großwetterlage im atlantisch-europäischen Raum. Am Rand dieser riesigen Tiefdruckgebiete können sich Randtiefs bilden, die als so genannte Schnellläufer sehr rasch über den Atlantik rasen und auf Mitteleuropa treffen können. Sie sind häufig mit Starkregen und Böen bis zu Orkanstärke verbunden. Einige der stärksten Orkane in Deutschland waren solche Schnellläufer, darunter auch der Orkan Lothar im Dezember 1999.
Entscheidend ist eine starke Höhenströmung zwischen einem steuernden Tief im Norden und hohem Luftdruck in den Subtropen. So sah es auch Mitte Januar 2018 auf, als in rund 5,5 Kilometer Höhe vor allem über dem Ostatlantik bis hinein nach Frankreich mehr als 200 km/h erreicht wurden, bei Irland sogar bis etwa 300 km/h. Mit einer solchen starken Strömung können Randtiefs sehr schnell über den Atlantik nach Europa ziehen. Ein solches Randtief ist das Tief FRIEDERIKE, das am 16. Januar 2018 vor der amerikanischen Ostküste entstanden und mit der starken Höhenströmung schnell vorankommt. Am Mittag des 17. Januar liegt es bereits vor Irland und am folgenden Tag im Bereich Norddeutschland. Dieses Tief legt also innerhalb von zwei Tagen mehrere Tausend Kilometer zurück.
Zur gleichen Zeit wurden in rund 10 Kilometer Höhe sogar bis etwa 350 km/h registriert.
Orkantief LOTHAR 1999
Das Sturm- beziehungsweise Orkanfeld von „Lothar“ war an der Südseite des Tiefs zu finden, wie es in den meisten Fällen üblich ist. Das heißt, es waren von den schweren Orkanböen die Gebiete betroffen, die südlich des durchziehenden Tiefdruckzentrums lagen. In erster Linie waren dies Baden-Württemberg und Bayern sowie Frankreich, die Schweiz und Teile Österreichs. Der Luftdruckverlauf von Karlsruhe zeigt eindrücklich die extremen Luftdruckschwankungen während der Passage von „Lothar“. Der Orkan zog vergleichsweise schnell über Deutschland hinweg, sodass er nur wenige Stunden tobte, aber umso verheerender war. Das Satellitenbild aus unserem Archiv zeigt „Lothar“ um 13 Uhr mit Kern etwa im Bereich Südhessen.
Damit war das Orkantief LOTHAR, das am 26. Dezember 1999 über Deutschland hinweg zog und im Süden des Landes sowie im angrenzenden Ausland (vor allem Frankreich und Schweiz) gewaltige Schäden anrichtete, der wohl bekannteste Schnellläufer. Urs Ritter filmte während des Orkans in Oberwil bei Basel und stellte uns freundlicherweise das obige Bild zur Verfügung. Da das Tief damals extrem schnell zog, fiel und stieg der Luft vor und nach dem Tief extrem schnell.
Luftdruckverlauf Karlsruhe am 26.12.1999
03 Uhr 1004 hPa
04 Uhr 1003 hPa
05 Uhr 1000 hPa
06 Uhr 998 hPa
07 Uhr 995 hPa
08 Uhr 991 hPa
09 Uhr 987 hPa
10 Uhr 982 hPa
11 Uhr 977 hPa
12 Uhr 975 hPa (Tiefdruckzentrum zieht über die Pfalz hinweg)
13 Uhr 979 hPa
14 Uhr 988 hPa
15 Uhr 994 hPa
16 Uhr 996 hPa
17 Uhr 997 hPa
So schnell ein Schnellläufertief auch heranzieht, so schnell ist es dann auch innerhalb weniger Stunden durchgezogen und der Sturm ist überstanden.
Die maximalen Windböen am 26. Dezember 1999. Selbst in tiefen Lagen traten verbreitet Orkanböen auf, im Bergland örtlich mit weit über 200 km/h.
Haben Sie sich schon auf unsere Webseite kachelmannwetter.com umgeschaut? Wir haben zahlreiche Vorhersagetools, wie die Vorhersage Kompakt Super HD, den XL Trend und Ensemble Vorhersagen für jeden Ort.
Neben unseren weltweiten Messwerten mit umfangreichem Archiv, weltweiten Satellitenbildern (mit Archiv ab 1981) und der weltweiten Blitzortung finden Sie neben dem HD Regenradar zahlreiche weitere von uns entwickelte Radartools, wie beispielsweise das Stormtracking für Gewitter oder unser Sturzflut-Tool!
Außerdem gibt es ein umfangreiches Angebot an Modellkarten, wie für Mitteleuropa und andere Teile der Welt das hauseigene Super HD Modell mit 1×1 km Auflösung und das europäische Modell ECMWF mit unzähligen Vorhersagekarten für die ganze Welt.
Ab wann könnte es erste wirklich genaue Modellvorhersagen geben Herr Sävert?
Diese Charakteristika solcher Schnellläufer scheint ja ganz schön tückisch zu sein.
Im Moment scheinen die aktuellen Modelle von GFS, ECMWF, HD-Modell und Co. wieder bei Null anzufangen und müssen sich erstmal wie am Samstagabend noch erstmal herantasten.
Hoffe, dass es vielleicht nicht so ernst wird.
Apropos BLÖD-Zeitung: So werdet ihr eure Auflagenzahl nicht verbessern.
Das kann man so generell nicht sagen. Es ging in diesem Beitrag auch nicht speziell um den aktuellen Fall, sondern allgemein darum, was ein Schnellläufer überhaupt ist.
Ein ziemlich heftiger Schnellläufer war auch das der Orkan Hertha der in der großen Orkanserie 1990 auftrat. Er zog am 2/3.02.1990 schnell von Südwesten nach Nordosten ähnlich wie Xynthia 2010 also vom Atlantik/Südfrankreich bis Polen. Teilweise gab es Böen bis 150 km/h im Flachland und über 30 Todesopfer dazu jede Menge Schäden vor allem in Frankreich !
Es gab schon viele Schnellläufer die zu Orkane wurden…
Würde Orkan Quimburga vom 13.11.1972 auch noch als Schnellläufer gesehen werden ?
Hans wenn es ernst wird, dann wird es ein Spezial Video am Mittwoch von Herrn Ruhnau auf YouTube geben.
Quimburga, Hertha , Lothar und andere frühere Stürme/Orkane sind jetzt nicht das Thema.
Naja interessant sind solche Themen dann ja immerhin doch. Aber jetzt sollte erstmal der aktuelle Sturm/Orkan beobachtet werden. Er formiert sich gerade über dem Atlantik und die Messungen fließen schon in die Modelle ein.
Fast alle Modelle sehen orkanartige Böen bis Orkanböen ( 110 -130 Km/h )von NRW bis Sachsen, nur GFS steht ziemlich alleine da mit seinen schlappen 70 bis 90 Km/h, liegt daran das es ein Schnellläufer Sturmtief ist, und da GFS immer in der Kurzfrist solche Probleme mit der Windböen Prognose.
Hallo zusammen. Kann mir jemand sagen wie doll der Spreewald getroffen wird. Oder zumindest sagen ob es sehr schlimm wird.
EUROPA HD mit 160 Km/h in Krefeld und 115 bis 140 Km/h in NRW !
Karte:
https://kachelmannwetter.com/de/modellkarten/deu-hd/krefeld/windboeen/20180118-1200z.html
______
Könnte sehr Schlimm werden mit Orkan !
Das heißt also knapp 24 Stunden vor dem eventuellen Eintreffen des Randtiefs trifft es erneut NRW, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern und eventuell auch Thüringen und Sachsen-Anhalt?
Zwei schwere Stürme in zwei Wochen. Na das Wetterjahr 2018 fängt ja für den Westen Deutschlands toll an.
Der Norden (in meinem Fall Hannover) hat wohl Glück im Moment.
Hat die höhe Geschwindigkeit Frederike auch damit zu tun das es schwere(re) Sturmböen gab, so wie hier in Bad Arolsen?
https://forum.skywarn.de/viewtopic.php?f=4&t=12248
Grüße,
Barend
Ja, Schnellläufer bringen an ihrer Südseite oft heftige Böen bis in tiefe Lagen.
Das haben wir hier in Nordhessen bemerkt! Ich glaube Frankenberg hatte eine Windboe von 134 Stundenkilometer…