Warum die Regenwolken sich manchmal nicht bewegen
In diesen Tagen lässt sich auf dem Regenradar schön beobachten, wie sich die Niederschlagsechos nur sehr langsam oder auch gar nicht bewegen. Wie kommt das?
Die Lösung ist eigentlich ganz einfach, denn die Ursache ist eine sehr schwache Höhenströmung. Auf Höhe der Regenwolken herrscht in der Atmosphäre nur sehr schwacher Wind, so dass sich diese kaum verlagern können. Die Luftdruckgegensätze sind also schwach und da deshalb nichts von der Atmosphäre ausgeglichen werden muss, herrscht auch kein nennenswerter Wind. Am heutigen 08.10.2015 haben wir auf einer Höhe von etwa 3000 Meter über unseren Köpfen im Großteil Deutschlands nur Windgeschwindigkleiten von 10 bis 15 km/h oder teils auch weniger. Zudem findet sich in dieser schwachen Strömung keine klare und einheitliche Windrichtung, sondern es sieht eher chaotisch aus, wie die folgende Karte zeigt. Nehmen wir als Beispiel Nordrhein-Westfalen, wo der Wind in etwa 3000 Meter Höhe überwiegend unter 10 km/h liegt und sogar noch mit dem Uhrzeigersinn zirkuliert. Es sei dazu gesagt, dass auch im übrigen Deutschland die Windgeschwindigkeiten heute ähnlich schwach sind.
Wenn wir es von der Seitenansicht her betrachten, sieht es etwa so aus, wie in der folgenden Grafik dargestellt.
Wie Sie sehen ist es also kein Wunder, wenn sich Regenwolken manchmal kaum verlagern. In der Animation im Regenradar sieht es dann folgendermaßen aus:
Schwierigkeiten in der Vorhersage
Für uns Meteorologen sind Wetterlagen mit schwacher oder kaum vorhandener Strömung immer eine Herausforderung. Vergleichen wir es mal mit einer lebhaften Westlage, mit der uns in rascher Abfolge Tiefausläufer mit dicken Regenwolken und viel Wind überqueren. Hier lässt sich relativ gut vorhersagen, dass Front A zum Beispiel morgens kommt, es mittags vorübergehend aufheitert und abends Front B aufzieht. Dies wäre sozusagen das genaue Gegenteil. Bei der strömungsschwachen Wetterlage gestaltet sich der Ablauf erheblich schwieriger. Zum einen besonders bei Schauerwetter, zum anderen bei Luftmassengrenzen, also größeren Regengebieten.
Bilden sich in der windschwachen Umgebung Schauer, werden sich diese kaum verlagern und an einem Ort längere Zeit Regen bringen. Es wurden also Schauer vorausgesagt und Ort A hat stundenlang Regen, Ort B hat den ganzen Tag trockenes Wetter. Das ist das Dilemma für uns, den wo sich genau die Schauer bilden, kann vorher niemand exakt vorhersagen.
Luftmassengrenzen, bzw. größere Regengebiete lassen sich zwar auch bei schwacher Strömung besser eingrenzen, aber wo nun der Übergang von Regen zu trockenem Wetter zu finden ist, lässt sich nur schwer vorhersagen. Wenige Kilometer können dann zwischen Dauerregen und trockenem Wetter entscheiden. Es ist also ein Pokerspiel, wo die Grenze zwischen Regen und trocken genau verlaufen wird. Zum Thema der Luftmassengrenze hat meine Kollegin Rebekka gestern bereits einen Bericht im Wetterkanal verfasst.
Starkregengefahr bei schwacher Strömung
Besonders in den Sommermonaten, also in sehr warmer bis heißer und feuchter Luft, kann eine schwache Strömung gefährlich werden. Bilden sich dann kräftige Gewitter, die sich kaum verlagern, kann es örtlich zu schlimmen Überschwemmungen kommen. Während es schon sonst bei Gewittern in wenigen Minuten zu Überflutungen durch heftigen Starkregen kommen kann, ist es möglich, dass die Starkniederschläge eine Stunde oder sogar mehrere Stunden anhalten. Die Folgen können verheerend sein, wie beispielsweise in Münster im Sommer 2014.
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