Was ist ein Blizzard?
Unter einem Blizzard versteht man vor allem in Nordamerika einen Schneesturm, der bestimmte Kriterien erfüllt. Er kann den Straßenverkehr durch Schneeverwehungen erheblich beeinträchtigen und das öffentliche Leben lahmlegen. Blizzards können auch in anderen Regionen der Erde auftreten, manchmal sogar in Deutschland.
Ein Blizzard ist definiert als ein Schneesturm, bei dem Windgeschwindigkeiten von mehr als 56 km/h (35 mph) auftreten und die Sichtweite 400 Meter (1/4 Meile) oder weniger beträgt und das Ganze mindestens drei Stunden lang anhält. In den USA wurde im Jahre 2006 die NESIS-Skala (Northeast Snowfall Impact Scale) eingeführt, nach der die Stärke von Blizzards in fünf Kategorien von 1 bis 5 eingestuft werden. In die höchste Stufe 5 wurden vom US-Wetterdienst zwei Schneestürme im März 1993 und im Januar 1996 eingeordnet. Der Schneesturm im Januar 2016 erreichte die zweithöchste Stufe der Skala.
Der Blizzard im Januar 2016 im Nordosten der USA ist auch als „Snowzilla“ bekannt, in Anlehnung an das Filmmonster „Godzilla“. Er tobte vom 22. bis zum 24. Januar und brachte in einzelnen Regionen bis zu 90 Zentimeter Neuschnee. Für insgesamt 33 Millionen Menschen wurden Blizzardwarnungen ausgegeben.
Blizzards entstehen in den USA, wenn kanadische Kaltluft weit nach Süden vorstößt und auf deutlich mildere Luft im Süden des Landes trifft. Durch die Temperaturunterschiede bilden sich Tiefdruckgebiete mit großen Luftdruckgegensätzen zu hohen Luftdruck im Bereich der Kaltluft. Im Übergangsbereich der beiden Luftmassen entstehen Niederschlagsgebiete, in denen teils Schnee, teils auch gefrierender Regen fallen kann. Blizzards im Nordosten der USA treten vor allem dann auf, wenn ein Tiefdruckgebiet von den Südstaaten aus entlang der Nordostküste auf den Atlantik hinauszieht.
Blizzards kommen auch in Mitteleuropa gelegentlich vor, wenn auch selten. Im extremen Winter 1978/79 gab es zum Jahreswechsel und Mitte Februar 1979 gleich zwei solche Schneestürme in einem einzigen Winter, die die Bedingungen für einen Blizzard erfüllten. Gebietsweise betrug die Sichtweite durch Schnee und Sturm nur wenige Meter. Der Straßenverkehr wurde lahmgelegt, viele PKW und LKW fuhren sich fest, strandeten zum Teil auf freier Strecke wie in dem Foto südlich von Itzehoe in Schleswig-Holstein. Verschwimmen Himmel, Schnee und Boden komplett, kann man allzu leicht die Orientierung verlieren. Man spricht in dem Fall von einem White Out, der zur Schneeblindheit führen kann.
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Hallo Herr Sävert!
Wir kennen uns von meiner Berichterstattung des Tönisvorst-Tornados, ich glaube im Juli 2004 oder 2007.
Ich erlebte Mitte Februar 1969 einen für das Flachland bemerkenswerten Blizzard in Viersen am Niederrhein. Dieser erfüllte zumindest in der Nacht vom 15.02.69 auf den 16.02.1969 nordamerikanische Kriterien für einen Blizzard!
Vorgeschichte und Entwicklung: Am 14.02.1969 befand sich ein mächtiges Hoch von 1060 hPa im Bereich des Urals. Zuvor am 11.02.1969 abends zog ein Sturmtief von rund 980 hPa über die südwestl. Nordsee nach SO bis zur Eifel und schwenkte dann langsam nach NO und brachte in Viersen einen SO-Schnee-Sturm bis rund 70 km/h bei Null Grad Celsius.
Die Schneedecke betrug dann 7-10 cm mit Verwehungen. Diese Tief hat sicher den Keim für die spätere entscheidende Vb-Wetterlage gelegt!
Und jetzt kommt’s: Am 15.02.1969 begann abends gegen 18:00 Uhr bei sehr böigem Nordwind feiner Schneefall, der langsam aber beständig stärker wurde. Die Temperatur sank weit unter Null Grad. Gegen 1:00 Uhr (16.02.) hatten wir bei stürmischem Nordwind sehr feines dichtes Schneetreiben, das, bei Temp. von -6/-7 °C, die ganze Nacht währte. Um diese Zeit war ich zu Fuß auf dem Weg von einer Party nach Hause. Die Strassen waren durch hüglige Schneewehen bis zu 1 m Höhe unpassierbar! Der Wind erreichte am Niederrhein in Böen 100 km/h und das bei -6/-7 °C! Der 2-3 km Marsch war unter diesen Bedingungen extrem anstrengend und sehr gefährlich! Ich habe mir später den monatlichen Witterungsbericht – Amtsblatt des Deutschen Wetterdienstes- 17.Jahrgang, Februar 1969, Nummer 2 (D 21365 E) zuschicken lassen, aus dem ich einige Zitate wiedergeben werde.
Am 16.02.1969 um 7:30 Uhr herrschte weiterhin ein feiner blizzardartiger, sehr dichter Nordschneesturm bei -3 °C.
Die morgendliche Wetterlage des 16.02.: Sturm-Tief 992 hPa NW-Deutschland, NW ziehend, Hoch 1022 hPa Irland, Skandinavien-Hochkeil S-Norwegen, etw. abschwächend.
Um 12:30 Uhr des 16.02. schneite es bei -1°C immer noch stark und das nun schon 19 Stunden lang. Um 7:00 Uhr meldete z.B. Kleve 23 cm Schnee mit starken Verwehungen bis rund 1m. Ähnlich war es am ganzen Niederrhein bis ins Münsterland. Um 20:15 Uhr hatte sich nichts geändert – der Wind wehte immer noch frisch aus N-NW. Ab etwa 22:00 Uhr wurde der Schnee z.B. in Viersen leichte,r währte aber bis zum Folgetag weiter. Der Wind war nur noch schwach. Am 17.02.1969 um 8:50 Uhr schneite es folglich leicht weiter bei -3°C, steigendem Druck und weiter schwachem Wind. Erst in der zweiten Nachthälfte vom 17.02. auf den 18.02.1969 zeigte der Schneefall Unterbrechungen, und es schneite nun noch schauerartig.
Es lagen nun in Viersen, meinem damaligen Wohnort 30-35 cm Schnee mit den erwähnten Schneewehen von etwa 1m Höhe. Auch Kleve meldete z.B. am 18. und 19. 02. 35 cm Schnee, natürlich mit starken Verwehungen. Große Schneepflüge machten in Viersen die Strassen frei, was ich in den Jahren davor dort nie erlebt hatte. Zwischenbemerkung: Am 16.02.1969 wurden in Polen bei der Vb-Wetterlage +10°C gemessen, was ja nicht verwundert.
Wetterlage vom 18.02.1969 10:00 Uhr: Sturm-Tief 985 , vor NW-Ecke Spaniens, langsam NO ziehend, vert. Ausl. 985 Portugal, rasch o-NO ziehend. Rest-Tief 1008 Hollan, W-NW ziehend, auffüllend. Rußland-Hochkeil 1025 Skandinavien, fest, etwas verstärkend.
Am 19.02. gab es bei Max Temp um 0°C noch etwas Schnee und in der Nacht zum 20.02. sogar Eisregen. An den Folgetagen wurde es milder und ab dem 22.02. war die weiße Pracht fast verschwunden.
Bemerkenswert an dieser anfangs blizzarartigen Wetterlage war auch die extrem lange Schneefalldauer ohne Pause: vom 15.02. 18:00 Uhr bis nach Mitternacht vom 17.02. auf den 18.02., d.h. von mehr als 55 Stunden im Stück im Flachland!!
Ich finde, dass dieses von mir hautnah miterlebte Winterwetter sehr außergewöhnlich, gerade für die norddeutsche Tiefebene gewesen ist. Es verdiente eine Erwähnung in der Wetterhistorie. Aber ich habe dieses Wetterereignis niergends in den Analen hervorgehoben gefunden. Das möchte ich ändern. Jedenfalls ließ der Wetterdienst damals vermelden, dass der Winter 1968/69 einer der schneereichsten Winter der letzten 100 Jahre gewesen war.
Schauen Sie sich doch bitte die archivierten Daten genau an und Sie werden mir sicher zustimmen.
Es grüßt Sie
Viktor Klosinski
Viktor Klosinski
47809 Krefeld
Kleine Ergänzung zu meinem Kommentar von gestern
Hallo Herr Sävert!
Im monatlichen Witterungsbericht Februar 1969 ist eine DIN A3 Karte “ Größte Höhe der Schneedecke in cm“ enthalten. Dort sieht man, dass in weiter Verbreitung im gesamten nordwestdeutschen Tiefland von Schleswig-Holstein bis nach Aachenn herunter die Schneehöhen im Verlauf des gewaltigen Schneesturms 20-50 cm betrugen. In einzelnen Flachlandregionen, südlich von Hamburg, östlich von Uelzen, östlich und südlich von Osnabrück sogar 50 cm und mehr!
Aus diesem Witterungsbericht noch einige Fakten zum Temperaturverlauf. Höchstwerte/Tiefstwerte ab dem 15.02.69:.
Braunschweig-Völkenrode 15.02.: -4,4/-8.8 °C; 16.02.: -2.0/-4.9; 17.02.: -3.2/-6.9; 18.02.: -1.9/-9.5; 19.02.: -1.7/-11.9; 20.02.: 4,5/-3.6, Hamburg-St. Pauli 15.02.: -4.0/-9,5; 16.02. -3.2/-4,8; 17.02.: -1,3/-4,8; 18.02.: -4,2/-9,6; 19.02.: -2,8/-9.0; 20.02.: -0,6/-4,2; 21.02.: 8,0/-0,6; Münster 15.02.: -5,0/-10,9; 16.02.: -3,0/-6,2; 17.02.: -1,6/-4,9; 18.02.: 0,2/-4,2; 19.02.: -1,7/-8,7; 20.02.: 6,3/-2,0; Köln 15.02.: -3,7/-9,5; 16.02.: -2,0/-5,5; 17.02.: -1,8/-4,6; 18.02.: 1,0/-3,2; 19.02.: 0,4/-5,0; 20.02.: 8,8/0,0;
Gerade in der Nacht vom 15.02. auf den 16.02., in der ich in Viersen einen Fussmarsch machen musste, herrschte der Schneesturm mit Böen bis um die 100 km/h und Temperaturen, wie Köln zeigt, von fast -10 °C und extremem Windchill!
Ich hoffe, dass ich ihr Interesse für diesen besonderen Schneesturm, der in Vergessenheit gesunken ist, wecken konnte.
Es grüßt Sie
V. Klosinski
Vielen Dank für den Bericht zum Schnee im Februar 1969. Dazu die deutschlandweiten Schneehöhen vom 18.02.1969, für Details in die Bundesländer und Kreise/Städte gehen: https://kachelmannwetter.com/de/messwerte/deutschland/schneehoehen-tag/19690218-0600z.html
Die nordamerikanische Blizzarddefinition beinhaltet keine Temperaturschwelle mehr.
Das war Bestandteil der veralteten Definitionen.
zur aktuellen Definition:
http://w1.weather.gov/glossary/index.php?letter=b
Früher waren die 20 °F Schwelle für einen Blizzard, bzw. die 10 °F Schwelle für einen schweren Blizzard, nötig.
Vielen Dank für den Hinweis, ist geändert.