Osten der USA bereitet sich auf JONAS vor – kräftigster Schneesturm seit Jahren
Während wir Euch hier im Wetterkanal laufend über den bevorstehenden Wetterwechsel am Wochenende mit hoher Glatteisgefahr informieren, bereiten sich die Menschen im Osten der USA auf den ersten kräftigen Schneesturm der Saison vor. Es könnte sogar für Washington D.C. und Umgebung der stärkste Schneesturm seit fast einem Jahrhundert werden.
Seit Tagen wird hier in den USA von sämtlichen Wetterdiensten rund um die Uhr informiert, seit Donnerstag sogar regelrecht getrommelt. Selten waren sich die Wettermodelle schon mehrere Tage vor einem Ereignis so einig. Alle prognostizierten für Freitag und Samstag einen ordentlichen Schneesturm. Die große Unsicherheit lag in den letzten Tagen „lediglich“ im zeitlichen Ablauf (beginnt es schon Freitagmorgen oder erst Freitagabend) und der genauen Lage. Manche Modelle legten das Zentrum des Tiefs vor die Küste Virginias, andere legten es etwas weiter südlich vor die Küste South Carolinas. Das mag im ersten Anschein nach nicht viel erscheinen, doch für die genaue Prognose, welche Regionen den stärksten Schneefall abbekommen, ist es immens. Insbesondere wenn man bedenkt, dass sich die Metropole Washington D.C. im Vorhersageraum befindet.
Wintersturm Jonas
Die folgende Animation zeigt die Wetterlage von Donnerstag bis Samstag. Wintersturm Jonas zieht vom Golf von Mexiko aus (noch als relativ kleine Störung) in Richtung Ostküste und verstärkt sich dabei zunehmend.
Am Samstagmorgen liegt es mit seinem Zentrum vor der Küste North Carolinas/Virginias. Gleichzeitig strömt von Kanada aus kalte Arktisluft bis weit in den Süden der USA (siehe Abbildung rechts). Jonas schaufelt nun feuchte Atlantikluft in den Osten der USA (da sich Tiefdruckgebiete auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn drehen), sie trifft auf die kalte Luft, kühlt sich ebenfalls ab und es entstehen kräftige Schneefälle.
Über einen halben Meter Schnee für Washington D.C., Blizzard für NYC
Betroffen sein werden die Bundesstaaten von Tennessee bis Maryland. Die heftigsten Schneefälle werden von West- Virginia bis nach Washington D.C. und Baltimore erwartet. Verbreitet sind in diesem Streifen bis Sonntagmorgen 30 bis 60 cm Schnee möglich. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass örtlich mehr fällt. Für Washington D.C. würde dies mindestens den stärksten Schneesturm seit 2010 bedeuten. Er könnte sogar für die Stadt in die Top 5 der stärksten Schneestürme/größten Schneehöhen eingehen. Die größte Schneehöhe in Washington D.C. gab es mit 71cm im Januar 1922. Die zweithöchste mit 50cm im Februar 1899. Auch New York City wird wohl noch etwas vom Schnee abbekommen. Je nach genauer Zugbahn des Tiefs sind zwischen 10 und 30 cm Schnee dort möglich.
Jedoch geht es nicht nur um Schneehöhen. Wie man in der Animation ganz oben erkennt, sind die Isobaren (die Linien gleichen Luftdrucks) recht eng beieinander. Dies bedeutet viel Wind. Vor allem auf der Nord- und Westseite des Tiefs kann es Windböen um und über 100 km/h geben. Die Kombination aus Schnee und Wind kann für einige zu einem Blizzard führen. Betroffen wird davon wahrscheinlich auch New York City sein. Der nationale Wetterdienst hat am Donnerstag für NYC eine Blizzard-Vorwarnung ausgegeben. Man spricht dann von einem Blizzard, wenn folgende Bedingungen für mindestens 3 Stunden am Stück erfüllt sind:
- Mittelwind oder ständige Windböen mind. 56 km/h
- Sicht weniger als 400 Meter durch anhaltenden oder umherfliegenden Schnee
Massive Verkehrsprobleme sind somit vorprogrammiert. Offizielle Behörden und Wetterdienste empfehlen sogar bereits, ab Freitagmittag alle Autofahrten einzustellen, am besten von zu Hause aus zu arbeiten, um größtmögliches Chaos auf den Straßen zu vermeiden. Ein ebenso großes Problem sind mögliche Stromausfälle. Die Stromleitungen führen in den USA überirdisch. Der nasse Schnee kann sich auf die Leitungen legen und sie durch das zunehmende Gewicht zum Umstürzen bringen. Ebenso sind durch den zusätzlichen Wind Leiterschwingungen (was ist das?) möglich. Man muss dazu wissen, dass sehr viele amerikanische Heizungen über Strom laufen. Ist der Strom weg, ist folglich auch die Heizung weg. Was schlecht ist bei Kälte und Schnee und schlecht isolierten amerikanischen Häusern.
Der zeitliche Rahmen umfasst in den Gebieten rund um Washington D.C. Freitagnachmittag (pünktlich zum Berufsverkehr) bis Sonntagmorgen. Hier bei mir im Upstate von South Carolina geht es bereits ab der kommenden Nacht zum Freitag los und auch ich kann hier abseits von Regen etwas abbekommen . Wie die folgenden Abbildungen zeigen (zum Vergrößern bitte anklicken), ist bei mir durchaus gefrierender Regen oder sogar leichter Schneefall möglich. Ich bin gespannt…
Die Wahrscheinlichkeit, dass am Ende alles weniger kräftig ausfällt als erwartet, ist eher gering. Wie ich schon oben erwähnt habe, sind sich die verschiedenen Wettermodelle seit Sonntag unglaublich einig, was die Stärke des Tiefs angeht. Jetzt kommt es am Ende auf die genaue Zugbahn von Jonas an.
Sie können sich den Wintersturm am Freitag und Samstag auf unseren Globus-Satellitenbildern „von oben“ aus anschauen und verfolgen -> Satellitenbild Nord- und Südamerika