Es gibt keine Mini-Tornados!
Am Freitag (14. Oktober 2016) soll es nach verschiedenen Presseberichten in der Stadt Ajaccio auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika einen Tornado gegeben haben, der unter anderem ein Festzelt beschädigte und 23 Menschen verletzte. Als Tornado bestätigt ist der Fall zwar bisher nicht, es spricht aber einiges dafür. Allerdings wurde über das Sturmereignis sehr häufig als „Mini-Tornado“ berichtet. Anscheinend wurde dieser Ausdruck auch von einer Nachrichtenagentur an die Presse verbreitet, die dies einfach übernahm.
Wenn in den europäischen Medien über Tornados in unserem Kontinent berichtet wird, dann taucht oft der Ausdruck „Mini-Tornado“ auf, den wir Meteorologen aber strikt ablehnen. Warum machen wir dies, was spricht gegen den Ausdruck?
Der Ausdruck „Mini-Tornado“ tauchte vor einigen Jahren immer häufiger in den deutschen, aber auch in anderen europäischen Medien auf. Hintergrund war die Annahme, dass die Tornados hier bei uns deutlich schwächer sind als in den USA, es also keine „richtigen“ Tornados sind, sondern vermeintlich harmlose „Windhosen“. Diese Annahme erwies sich aber als falsch. Denn Tornados können hier in Europa genauso stark sein wie die Twister in den Vereinigten Staaten, sogar tonnenschwere Mähdrescher wurden in Deutschland schon durch die Luft gewirbelt. Die meisten Tornados sind allerdings nur schwach – sowohl bei uns als auch in den USA.
Die älteste Pressemeldung zu einem „Mini-Tornado“ ist aus dem März 1982 bekannt. Damals erschien in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung ein Artikel über einen Tornado, der durch den Essener Grugapark und den Stadtteil Bredeney im Süden des Stadtgebietes hinweggezogen sein soll. Dabei wurden mehr als 40 Dächer beschädigt und zahlreiche Bäume stürzten um. In der Meldung vom 03.03.1982 hieß es unter anderem: „Meteorologen des Wetteramtes Essen vermuten, daß ein Klein-Tornado Schuld an den Schäden ist, der sich im Bereich der Gruga gebildet und im Raum Bredeney aufgelöst hat. […] Das stützt u. a. die Theorie der Meteorologen, daß sich über der Gruga eine Klein-Trombe gebildet hat oder ein Mini-Tornado.“
Etwa ab dem Jahr 2005 verbreitete sich der Ausdruck in den Medien. Erst seit zwei bis drei Jahren fruchtet die Aufklärungsarbeit von uns Meteorologen und immer mehr Redaktionen meiden den Ausdruck. Wenn der Ausdruck „Windhose“ gleichbedeutend mit Tornado und damit korrekt verwendet wird, wäre dies noch ok. Am besten ist es aber, man bleibt einfach beim Tornado, da Windhose ebenfalls zu oft verniedlichend verwendet wurde. Dabei handelt es sich um dasselbe Phänomen wie in den USA.
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Hallo!
Beim diesjährigen Nature One Festival hat ein Staubteufel Zelte hochgewirbelt. In manchen Medien und auch bei vielen Videos davon wurde es als Tornado oder Windhose bezeichnet. Offensichtlich besteht auch darüber Aufklärungsbedarf, dass diese beiden Naturphänomene nicht das selbe sind.
Hallo:
Der Begriff „Windhose“ wird für die sogenannten „Staubteufel“ verwendet ( WW-Schlüssellziffer 08 )
Diese entstehen vornehmlich im Sommerhalbjahr aufgrund von Sonneneinstrahlung auf meist unbewachsenen Acker – oder Sandflächen, da sich diese stärker erwärmen als die mit Vegetation bewachsene Umgebung.
So haben wir das in den 80er Jahren beim DWD gelernt.
„Minitornado“:
Dieser Begriff taucht allerdings in Fachkreisen in Zusammenhang mit dem „Multivortex-Tornado auf. Das sind Tornados die kurzzeitig im Randbereich großer Tornados auftreten und aufgrund ihrer besonderen Zerstörungskraft von Bedeutung sind.
Hallo Friedel Steinmueller,
leider kamen die bezeichnungen in den vergangenen Jahrzehnten etwas durcheinander. Ursprünglich verstand man unter Windhose dasselbe wie ein Tornado. Da es überall anders verwendet wird, sollten wir lieber auf „Windhose“ verzichten.
Zum „Mini-Tornado“: Nein, in dem Zusammenhang wird der Ausdruck nicht gebraucht. Man sollte ihn komplett streichen.
Mit freundlichen Grüßen,
Thomas Sävert
Hallo Herr Thomas Sävert!
Besten Dank für Ihre Antwort!
Gut, das sich jetzt die Sachlage geklärt hat.
Der Ausdruck „Minitornado“ ist ab sofort gestrichen.
Hoffentlich aber auch in den Medien!
Beste Wettergrüße
Friedel Steinmueller
Dann sollte es aber auch keinen Tornado-Dopplerradar und vor allem auch keine Blitzflut geben 😉
Ein Strudelwetter ?
Schon ein wenig älter der Artikel, aber ich muss einfach mal meinen heutigen „Windhosen“ Zeitungsfund abladen- 1500 Hektar Wald waren dem örtlichem Wurstblatt dann doch nur eine kleine Randbemerkung wert-neben einem fetten Adelshochzeitartikel:
https://www.sz-online.de/nachrichten/schwere-unwetter-in-polen-3723045.html
polnisches Video von den Verwüstungen: https://www.youtube.com/embed/Cd37UL0OHY4