Der große Weihnachtswetter-Rückblick seit 1950
Viele stellen sich bestimmt die Frage, ob es früher öfter an Weihnachten Schnee gab, öfter kalt war oder wie häufig überhaupt weiße Weihnachten sind. Wir wollen in diesem Beitrag zurückblicken auf die vergangenen 68 Jahre, hauptsächlich mit einer Auswertung für fünf verschiedene Städte in Deutschland. Es werden aber die besonderen Jahre noch extra und deutschlandweit betrachtet, zudem können Sie alle Werte in unserem Archiv nachsehen. Ich habe mich bei den Städten für Hamburg, Berlin, Köln, Frankfurt am Main und München entschieden. So sind der Norden, Osten, Westen, die Mitte (Hessen) und der Süden vertreten.
Ein paar Infos in einem Video auf unserem Youtube-Kanal (gerne abonnieren, danke!)
In der folgenden Tabelle sehen Sie jeweils seit 1950 die
jeweils am 1. Weihnachtsfeiertag, also dem 25. Dezember. Ich denke dieser Tag ist gut geeignet, um Weihnachten insgesamt zu betrachten. Natürlich kann es an Heiligabend und am 2. Weihnachtsfeiertag in einigen Fällen anders ausgesehen haben, da einfach ein Wetterwechsel genau über die Weihnachtstage kam. Dafür können Sie, natürlich auch zur Betrachtung ihrer Region oder ihres Ortes (sollten Sie nicht aus Hamburg, Berlin, Köln, Frankfurt oder München kommen), alles in unserem Archiv nachsehen. Die jeweiligen Werte finden Sie oben in der Auflistung unter den Links. Über das dortige Menü können Sie einfach das Datum wählen, bis in Landkreise oder Städte gehen und auf den Wert klicken für die genaue Stationsinfo.
Folgende Wetterstationen wurden für den Großteil der Daten zur Auswertung herangezogen. In einigen Fällen können die Werte, insbesondere bei der Schneehöhe, durch benachbarte Stationen ergänzt sein!
Hamburg- Fuhlsbüttel
Berlin-Tegel
Köln-Stammheim
Frankfurt/Main /Flughafen)
München-Stadt (1950-1953 München-Bogenhausen)
Wettervorhersage und mehr für ihren Ort
Schauen Sie sich die Tabelle in Ruhe an. Die Temperaturen sind farblich markiert, sodass recht schnell ersichtlich wird, ob es mild oder kalt war.
Wir sehen, dass in den vergangenen 70 Jahren eine geschlossene Schneedecke von 1 cm oder mehr in
- Hamburg 12x
- Berlin 16x
- Köln 4x
- Frankfurt 11x
- München 25x
gemessen wurde. Wie hoffentlich auch schon allgemein bekannt ist, ist also weiße Weihnachten im Tiefland eher die Ausnahme. Selbst in München gibt es im Schnitt der vergangenen 68 Jahre also höchstens alle 3 Jahre weiße Weihnachten. In der Kölner Innenstadt ist es schon immer ein sehr seltenes Ereignis. Zuletzt war 2010 verbreitet weiß und winterlich kalt. Ab 2011 gab es ziemlich verbreitet keinen Schnee mehr und es war oft sehr mild. Eine so milde Serie gab es zuvor noch nicht seit 1950. Nun sehen wir an der Tabelle gut, dass es bei unserem sehr wechselhaftem Wetter und der großen Spannbreite der möglichen Temperaturen, oft von Jahr zu Jahr enorme Unterschiede gibt. Blicken wir auf einige markante Ereignisse.
Kalte und schneereiche Weihnachten
In der Tabelle fallen zunächst mal besonders die Jahre 1960 bis 1964 auf, wo es in der Folge insgesamt betrachtet vier Weihnachten gab, die kalt und oft auch weiß waren, also mit einer geschlossenen Schneedecke. Eine derartige Serie kalter und teils weißer Weihnachten hat es im gesamten Zeitraum seit 1950 nicht mehr gegeben. Es ist also als absolute Ausnahme zu betrachten. Ich vermute ja, dass aufgrund dieser Jahre gerne erzählt wird: „Früher gab es Weihnachten immer Schnee!“. Möglich.
1964 ist eines der sehr wenigen Jahre, wo wirklich (bis auf ganz wenige Ausnahmen) flächig in Deutschland dann am 26. Dezember eine geschlossene Schneedecke gelegen hat. Am Morgen des 24. Dezember 1963 sah es ähnlich aus, wie hier zu sehen.
Schneehöhen vom 26.12.1964
Gleichzeitig dürften zu Beginn der 60er Jahre die kältesten Weihnachten von 1950 bis heute gewesen sein. Als Beispiel sei die Nacht zum 25. Dezember 1961 genannt, aber auch 1963 war eisig kalt, 1962 ganz besonders im Süden mit teilweise unter -20 Grad. Aber schauen Sie doch selber hier im Archiv.
Kalte Weihnachten waren dann besonders noch 1970, 1976, 1986 und 1996. Weihnachten 1986 war dann erneut eines der sehr seltenen Weihnachtsfeste, die nahezu flächig in Deutschland weiß waren. Zuvor sah es 1981 ähnlich aus und nimmt man den Nordwesten aus, lag ähnlich viel Schnee wie dann 2010. Im Süden sogar verbreitet deutlich mehr. Vor allem in höheren Lagen lag auch eine satte Schneedecke mit oft über 30 cm. Die folgende Karte zeigt die Schneehöhen am Morgen des 26.12.1986.
Schneehöhe 26.12.1986 und unten 25.12.1981
Selbst die jüngere Generation erinnert sich bestimmt noch an das oft erwähnte Weihnachten 2010. Der Dezember war einer der kältesten seit Aufzeichnungsbeginn und in der Tabelle oben sehen wir auch schön, wie das kalte und schneereiche Weihnachten völlig aus der Reihe tanzt und ein Extremereignis ist. Und zwar auch wenn man bis 1950 zurückblickt! Ab Heiligabend schneite es auch im Südwesten und an beiden Weihnachtsfeiertagen lag deutschlandweit und zwar ausnahmslos eine geschlossene Schneedecke, wie sie so flächig und in dieser Mächtigkeit seit 1950 nie zu Weihnachten vorhanden war. Diese Aussage betrifft ganz Deutschland, im Süden und im Mittelgebirgsraum war 1981 meist schneereicher.
Außergewöhnliche milde Weihnachten
Besonders heraus stechen in der Tabelle oben 1977, 1983, 1997 und sehr beeindruckend alle Jahre von 2011 bis 2017. Wir sehen also, dass es sehr milde Weihnachten schon immer mal gab, aber die Abfolge seit 2011 ist natürlich schon etwas erschreckend. Gleichwohl muss aber natürlich gesagt werden, dass wir bei Betrachtung eines einzelnen Tages keine Rückschlüsse auf den Klimawandel ziehen können. Man denkt sicherlich sofort dran bei dem vielen Rot und Orange seit 2011, aber das wollen wir hier nicht weiter vertiefen.
1983 wurden im Südwesten sogar bis örtlich 18 Grad am Oberrhein erreicht, wie die Karte unten mit den Höchstwerten vom 25.12.1983 zeigt. Alle Weihnachtstage einschließlich Heiligabend waren sehr mild. 1997 sah es ähnlich aus mit einer sehr milden Wetterlage. Auch Schnee lag nur in einigen Hochlagen.
2013 sticht besonders bei den Höchstwerten im Süden heraus, insbesondere in den Alpen und im Voralpenland. Hier wurden am 25. Dezember mit Föhn teils 19 Grad erreicht und sogar fast die 20 Grad-Marke geknackt.
Schauen Sie sich einfach weitere Weihnachten, ihren Geburtstag oder was auch immer in unserem Archiv an.
Neben den hier aufgeführten Parametern gibt es über das Menü noch mehr:
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2015 war für mich das mildeste Weihnachten, welches ich erlebt habe bisher in meinen knapp 28 Jahren… Und 2010 das Schneereichste Weihnachten und für mich schönste Weihnachtsfest, weil’s eben besser passt, als das braun, grüne Weihnachten…
2015 war unglaublich sonnig. Wettertechnisch Mein schönstes Weihnachten bis 3 König
wenn man die blauen Ziffern (Maß für Winterlichkeit) aller Städte pro Jahrzehnt addiert dann kommt folgendes heraus:
50er: 34
60er: 77
70er: 43
80er: 41
90er: 46
2000er: 41
2006-2016: 30
Spannend werden die nächsten Jahre ob der Sprung von 0,3°c in der Globaltemperetaur seit 2015 Auswirkungen auf diese Statistik hat.
Danke, interessant. Wobei man überlegen müsste, ob das dunkle blau so auch wirklich Sinn machen würde in einer Statistik.
wie sähe denn eine Statistik der Sommermonate aus 😉
Im Gegensatz zu den Sommern der letzten 20 Jahre in denen negative Abweichungen alle 10 Jahre vorkommen, zeigt der Winter, dass Kälte weiterhin möglich scheint.
https://de.wikipedia.org/wiki/Zeitreihe_der_Lufttemperatur_in_Deutschland
Das müsste man einfach mal auswerten 😉
Der Wert : 16,3 für die Sommer 1961-1990 wurde zuletzt 1996 um -0,3°K unterboten, seitdem immer(!) drüber!
Richtig!
Dieses Ergebnis erhalte ich auch nach meinen Unterlagen. Danach war 1996 der letzte tatsächlich zu kühle Sommer.
Man müsste diese Auswertung mal für die Sommer der Jahre 1901 bis 1930 machen.
Das waren vielfach äußerst kalte Sommer und sehr sonnenscheinarm.
Aber gut: Die Sommer kann man vielleicht näher in einem separaten Thema diskutieren.
Noch ein paar Worte zu „Weiße Weihnachten!“
Das schönste Weihnachtsfest – richtig Bilderbuchwinterwetter – gab es im Gießener Becken 1970. Damals fing am 21. eine vierwöchige Schnee – und Dauerfrostperiode an und an allen drei Weihnachtstagen herrschte Dauerfrost eine moderate Schneedeck und vielfach strahlend blauer Himmel. Das war wirklich ein Traum!
Besten Dank für diese schöne Nachlese.
Solche Rückblicke erwecken stets Begeisterung!
Schön geschrieben, Fabian! Gestatte mir aber den Hinweis, dass Köln in dieser Statistik etwas zu schlecht wegkommt… zudem war die sogenannte Station „Köln-Stammheim“ bis 2008 eigentlich Leverkusen und durch sehr ungeeignete Stationslage extrem überwärmt und von sehr starken, im Laufe der Jahrzehnte immer mehr zunehmenden Stadteffekten überprägt. Der Köln-Bonner Flughafen (Wahnheide) wäre etwas besser geeignet, weil ohne Verlegung homogener und zudem mit professionellem Beobachtungspersonal besetzt.
Außerdem ist München-Stadt leider seit Herbst 2010 ein reiner Automat, sodass die Schneehöhen seitdem leider nicht mehr ganz so zuverlässig sind wie vorher.
Ansonsten tolle Auswertung! Lässt sich mit euren tollen Karten bis etwa 1870/75 zurück treiben, aber man muss auch da tierisch aufpassen, weil einige (angeblichen) historischen „0 cm“ in Wahrheit fehlende Werte sind… Extrem finde ich z.B. Weihnachten 1876 mit sehr starken Wetterkontrasten über Deutschland. Und ähnliche Schneehöhen wie Weihnachten 2010 gab es auch 1886… leider damals noch sehr wenige Werte und einige „scheinbare“ Nuller..
Hallo und danke! Im Vergleich ist für die Kölner Innenstadt aber Stammheim deutlich repräsentativer und hier habe ich auch mit dem Umfeld verglichen. Der Flughafen hat mit Köln eigentlich wenig am Hut und natürlich viel häufiger Schnee. Bei der Schneehöhe habe ich gerade bei München dann auch einzelne andere Werte genommen. Wie oben angemerkt.
Klasse Recherche und Übersicht wieder!
Stünde beim „Effzeh“ so oft hinten die Null wie bei der Schneehöhe an Weihnachten, er würde nicht immer wieder absteigen 😉
Vielen Dank für diesen sehr schönen Rückblick! Ein kleiner Fehler hat sich allerdings eingeschlichen: wir befinden uns im Jahr 2018, auch Weihnachten 2017 war mild, die Reihe geht also von 2011 bis 2017, und mild dürfte auch Weihnachten 2018 ausfallen.
Danke, wo genau ist noch was falsch? Ich habe heute nur 2017 noch zugefügt in der Tabelle und den Beitrag nach vorne geholt. Der ist eigentlich vom letzten Jahr.
Im Abscnitt „Außergewöhnliche milde Weihnachten“ darf die beeindruckende Reihe 2011- 2017 sein, zumal Weihnachten 2018 (2017 hatten wir schon!) wieder mild wird!
Danke! Habs geändert.
Einfach toll, ich kann mich nicht satt lesen. Danke.
Ein Wunsch bleibt:
„Der große Trockenheitsreport 2018: Hauptvegetationsperiode 01. 04. bis 30.09., wen traf es wie am härtesten, absolut und relativ?“
Hallo Fabian, in den Absatz „Außergewöhnliche milde Weihnachten“ schlich sich ein kleiner Tippfehler: „Zumal Weihnachten 2018 wieder mild wird“ soll es wohl heißen statt 2017. Grüße vom Rhein und danke für die informativen Video-Moderationen! Als Andreas auf die Kanaren verschwand, entstand eine Lücke, die zu füllen Dir dann prima gelang. Muss am Ruhrpott liegen ,-)
Gerade mache ich meine ersten Gehversuche auf dieser erfreulichen Seite. Da werden subjektive Erinnerungen im Licht der Messwerte deutlich gerade gerückt.
Was ich schon immer mal wissen wollte ist die prozentuale Zusammensetzung der Luft beispielsweise in einem Tiefdruckgebiet. Wenn ich mich recht erinnere, ist der Druck der Luft deshalb niedrig, weil leichte Wassermoleküle die durchaus doppelt so schweren anderen Luftmoleküle/Atome verdrängen. Ich habe bisher nur die prozentuale Zusammensetzung staubtrockener Luft gefunden.
Ein paar Beispiele für wassermolekülhaltige Luft fände ich interessant.
Außerdem würden mich die CO2-Werte an den Messstationen zum Messzeitpunkt interessieren.
Ein paar laufende 5 Jahresmittel o.ä. der Jahres- und Monatsminima/maxima…..wären auch nett.
Was verbirgt sich hinter kostenpflichtig? Was könnte ich für ca. 2 Euro/Monat erhalten?
Hallo, ich verstehe nicht wirklich was alles gemeint ist. Welche prozentuale Zusammensetzung der Luft?
In meiner Schulzeit sagte der Erdkundlehrer (iirc 1982), dass Schnee zu Weihnachten ungewöhnlich wäre, und im Erdkundebuch stand der Begriff „Weinachtstauwetter“ (den es noch heute gibt). Von meinen Erinnerungen (geb. 1967) begann in der Region Köln der Schneefall oft um Silvester.
Ich habe gerade die Maxima für Berlin angesehen – da wird für den 25. Dezember ein anderer Wert und andere Jahre benannt – oder sehe ich was falsch.
http://www.met.fu-berlin.de/~stefan/extrem1.htm
Welche Werte und welche Jahre sind gemeint? Dort unter dem Link sind ja nur die Extrema für einen 25.12. aufgeführt.
Es gab früher bei Kachelmannwetter eine ähnliche Statistik zurück bis 2010. Zwischen 1910 und 1940 war es,wenn ich mich recht erinnere, ähnlich milde und selten schneebedeckt wie heute.
Dee Vergleich wäre interessant, auch wegen möglicher Einflüsse der langen Ozeanzyklen wie AMO.
Kann die Tabelle also noch erweitert werden?