Gewitter – Was tun, wenn es blitzt und knallt?
Es stehen wieder Gewitter an. Manche von ihnen werden kräftig ausfallen mit allem, was zu einem „richtigen“ Sommergewitter an einem schwülwarmen Tag dazu gehört: Platzregen, Hagel und Sturmböen! Die Naturgewalt solcher Gewitter ist zwar durchaus faszinierend, allerdings sollte man sie nicht unterschätzen. Sie können durchaus gefährlich sein und große Schäden bringen, wie man in den letzten Wochen das ein oder andere Mal gesehen oder gelesen hat.
Verhaltensregeln bei einem Gewitter
Wie sollte ich mich also verhalten, wenn sich der Himmel plötzlich verfinstert und der erste Blitz und Donner zu sehen und zu hören ist?
NIEMALS unter einem Baum Schutz suchen!
Der bekannte Satz „Buchen sollst Du suchen, Eichen sollst Du weichen.“ ist Blödsinn! Der Blitz sucht sich immer den kürzesten Weg. Da ist es völlig schnuppe, welche Art von Baum dort gerade steht. Schlägt der Blitz ein, dann wird der Strom in den Boden weitergeleitet, also genau dort, wo man steht und es kann lebensgefährliche Konsequenzen haben. Aber auch unabhängig von Blitzeinschlag sind Bäume kein guter Gewitterschutz. Bei besonders kräftigen Gewittern mit Sturmböen können Äste abbrechen oder sogar der ganze Baum umfallen.
Aus dem gleichen Grund NICHT auf einen Hügel oder Berg gehen!
Stattdessen am besten eine Senke oder Mulde suchen und (so komisch es klingt) hinhocken, Füße ganz eng beieinander. Dem Gewitter soll wenig Angriffsfläche geboten werden und die enge Fußstellung sorgt dafür, dass zwischen den Füßen keine lebensbedrohliche Spannung aufgebaut wird. Von allen metallischen Dingen fernhalten! Sei es eine Straßenlaterne, Masten oder sogar der eigene Schirm mit Metallspitze oben und Metallgestänge. Ganz schlechte Idee.
Der Klassiker, sich im Sommer schnell vor einem aufziehenden Gewitter in Sicherheit zu bringen, ist wohl das Freibad oder der Badesee. In der Regel rennt man instinktiv aus dem Wasser und das ist exakt richtig! Bei einem Gewitter gilt, sich von allen Wasserdingen fernzuhalten: Freibad, Badesee, Fluss, der eigene Pool im Garten. Sollte man also gerade noch im Wasser sein wenn es anfängt zu blitzen, sofort raus!
Wo ist man denn nun am sichersten? Ganz einfach: drinnen! In Häusern oder auch in einem Auto (Faradayscher Käfig). Allerdings bitte darauf achten, dass das Auto nicht gerade unter einem Baum, Laterne oder Gerüst steht. Siehe oben.
Die gute alte Faustregel zur Entfernungsbestimmung
Je weniger Zeit zwischen Blitz und Donner vorhanden ist, desto näher ist das Gewitter. Die Faustregel sagt: Nach dem Blitz anfangen die Sekunden zu zählen bis der Donner zu hören ist. Das Ergebnis durch 3 teilen = Entfernung des Gewitters.
Oder auch, falls jemand lieber anders rechnen möchte:
10 Sekunden = 3 km
3 Sekunden = 1 km
Der Faustregel liegt die Schallgeschwindigkeit zu Grunde. Sie ist abhängig von der Lufttemperatur und beträgt bei 20 Grad 343 m/s, bei 25 Grad 346 m/s und bei 30 Grad 349 m/s.
An dieser Stelle sei übrigens noch der größte Mythos über Gewitter erwähnt, der bitte schnell vergessen werden sollte:
„Das Gewitter kommt nicht über die Wupper!“
Das habe ich als Kind unzählige Male gehört. Den Satz gibt es in so ziemlich allen Fluß-Varianten und kennt sicherlich jeder. Einem Gewitter (übrigens auch Schauer) ist es ziemlich egal, was sich dort unter ihm befindet. Es bleibt nicht plötzlich vor einem Fluss, See oder gar kleinen Bach stehen. Wenn man sich klar macht, dass eine Gewitterwolke, die etwa 1000 bis 2000 m über unseren Köpfen anfängt und besonders im Sommer oft weit über 10 km hoch in die Atmosphäre schießt, dann wird schnell klar, dass so etwas kleines wie ein Fluss oder See gar keine Wirkung haben kann. Die Skalen sind viel zu verschieden. So wie wir, wenn man über einen Weg/Wiese geht, nicht jedes kleine Steinchen wahrnehmen und er uns nicht am Weitergehen hindert.
Hier ließt man endlich mal Klartext darüber, wie man sich richtig bei einem aufziehenden Gewitter verhält. Gut auch das man diese wirklich gefährlichen Mythen erwähnt, die schon so manchen ins Unglück gestürzt haben.
Die Mär vom Gewitter das nicht über einen Fluss hinweg zieht kenne ich auch von der Lahn bei Gießen. Einfach zum Kopfschütteln; oder die geradezu törichte „Regel?“ von den Buchen und Eichen. Das ist schlimmer als gefährliches Halbwissen. Diese Zeilen – oben – müssten eigentlich Jeden überzeugen.
Dankeschön. Es gibt auch noch einen weiteren, weit verbreiteten Irrtum. Wird auch gerne im Zusammenhang mit den Flüssen genannt: „Das Gewitter ist zurück gekommen!“ Ebenso Blödsinn. Schauer und Gewitter ziehen mit der Höhenströmung und die ist vorgegeben. Es handelt sich schlichtweg um neue Gewitter, die sich gebildet haben und den gleichen Ort nochmal getroffen haben.
Sehr interessanter Artikel, vielen Dank!
Wobei es aber nei uns im Raum Memmingen (Unterallgäu) sehr auffallend ist, wie die Gewitter zu 90% an uns vorbei ziehen. Entweder nördlich oder südlich. Oft sieht man auf dem Niederschlagsradar, wie da etwas direkt auf uns zukommt um dann einen Bogen um uns zu machen…
Nur ganz selten trifft es uns direkt und zieht über die Ortschaft drüber.
Woran liegt dann das, wenn dem Gewitter eigentlich so ziemlich alles egal ist?
Glück! Oder, um es etwas genauer zu sagen: Zufall!
Worauf ich gerne eine Antwort hätte – bei dem heißen Wetter haben wir die Fenster weit geöffnet und freuen uns dann über die Abkühlung – meistens setzt ja automatisch Regen bei Gewitter ein – sollte man lieber die Fenster schließen – kann der Blitz durch das offene Fenster in die Wohnung? Ich meine ja – bin mir aber nicht sicher –
Danke schon mal für die Antwort
Also ich kann dem nicht zustimmen…bei uns teilt sich oft eine Gewitterfront am Steinhuder Meer und zieht dann am Deister oder in Nördlicher Richtung ab…das habe ich schon zig mal beobachten können.
Was noch immer unterschätzt wird: Jedes Gewitter hat „vorwitzige“ Vorläufer und „trödelnde“ Nachzügler. Aber auch einzelne „Irrläufer“ abseits des scheinbaren Zugweges. Gefahr besteht also immer, solange es sich nicht um Wetterleuchten handelt. Dieses bekannte Phänomen habe ich dieser Tage Dank Kachelmanns Blitzanalyse sehr schön nachweisen können. Rudolf Braunburg (seinerzeit Flugkapitän) berichtet, wie er über Australien ein einzelne Gewitterwolke umflog (Distanz 50 km) und plötzlich das Ticken eine Blitzeinschlages zu vernehmen war, als er durch einen „Cirrusstreifen“ durchflog.