Woher kommen die Namen für die Hurrikane? – Teil 3
Teil 3: Wie sehen die Namenslisten aus und wie werden sie verwendet? Was passiert, wenn die Listen nicht reichen, den Meteorologen also die Namen ausgehen?
Dem National Hurricane Center in Miami/Florida stehen für die offiziell von Anfang Juni bis Ende November dauernde Hurrikansaison auf dem Nordatlantik insgesamt sechs Namenslisten zur Verfügung, sechs weitere für den Nordostpazifik, also vor der mexikanischen Westküste. Die Listen für den Nordatlantik enthalten für jedes Jahr 21 Namen von A bis W; die Buchstaben Q, U, X, Y und Z werden weggelassen. Man ging bei der Erstellung der Listen davon aus, dass 21 Namen reichen, das entsprach damals dem Rekord mit 21 Stürmen im Jahre 1933. Niemand konnte sich damals vorstellen, dass es mal eine Saison mit noch mehr Atlantikstürmen geben würde. Die blau markierten Namen wurden 2015 verwendet. Abgesehen von „ausgemusterten“ Namen besonders zerstörerischer und/oder tödlicher Stürme werden die Namen aus 2015 im Jahre 2021 erneut verwendet.
Auf dem Nordostpazifik beginnt die Hurrikansaison bereits Mitte Mai und bis Ende November werden im langjährigen Mittel mehr Stürme als auf dem Atlantik beobachtet. Daher umfassen die Listen hier jeweils 24 Namen pro Saison. Lediglich die Buchstaben Q und U wurden weggelassen.
In den anderen Seegebieten gibt es unterschiedliche Verfahrensweisen, teils mit fortlaufenden Listen, teils mit ähnlichen Listen wie auf dem Atlantik.
Im Jahre 2005 passierte das, was man vorher nicht für möglich gehalten hatte. Bereits früh bildeten sich zahlreiche Stürme und Hurrikane. Schon Ende August waren es 12 Stürme – mehr als im langjährigen Mittel in der gesamten Saison bis Ende November. Ungewöhnlich hohe Wassertemperaturen in weiten Teilen des tropischen und subtropischen Nordatlantiks sowie für die Sturmbildung günstige Windverhältnisse ließen einen Sturm nach dem anderen entstehen. Anfang Oktober zeichnete sich ab, dass die Liste mit 21 Namen nicht ausreichen würde und am 17. Oktober wurde mit „Wilma“ der letzte vorgesehene Name vergeben. Die kurzfristige Lösung bestand darin, für mögliche weitere Stürme das griechische Alphabet heranzuziehen.
Die weiteren Stürme und Hurrikane des Jahres 2005 hießen damit Alpha, Beta, Gamma, Delta, Epsilon und Zeta. Der Hurrikan „Epsilon“, der im Satellitenbild zu sehen ist, hielt sich Anfang Dezember mehr als eine Woche lang. Er war einer der ungewöhnlichsten Hurrikane auf dem Nordatlantik, da die Wassertemperaturen im Bereich des Sturms deutlich unter den bisher bekannten Untergrenzen für tropische Wirbelstürme lagen und der Hurrikan sich trotz ungünstiger Windverhältnisse nicht wie vorhergesagt rasch wieder abschwächte, sondern sehr hartnäckig war. Am 30. Dezember bildete sich damals mit dem Sturm „Zeta“ der Nachzügler der Saison, der sich sogar bis in den 06. Januar des folgenden Jahres hielt. Nach dieser Rekordsaison wurde beschlossen, die griechischen Namen auch zukünftig einzusetzen, wenn die übliche Namensliste nicht ausreichen sollte.
Eine Besonderheit gibt es bei den griechischen Namen noch: Normalerweise wird der Name eines Sturms/Hurrikans, der besonders viele Tote forderte oder sehr große Schäden anrichtete, von den Listen entfernt und nicht wieder verwendet. Die griechischen Namen werden nicht „ausgemustert“, da es keine weitere Alternative dafür gibt. Seit 2005 kamen sie allerdings nicht mehr zum Einsatz.
Im ersten Teil wird die Geschichte der Namensgebung vorgestellt.
Im zweiten Teil wird erklärt, was mit den Namen passiert, wenn ein Hurrikan/Taifun besonders stark war oder wenn der tropische Wirbelsturm sich zu einem außertropischen Sturmtief umwandelt und Wind und Regen zum Beispiel nach Mitteleuropa bringt?