Hype um Supermond, blauen Mond, Mondfinsternis
In vielen Medien wird von einem Jahrhundertereignis am Nachthimmel geschrieben, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Gleich mehrere Phänomene kommen zusammen, ein Supermond, ein blauer Mond und sogar eine Mondfinsternis. Was ist tatsächlich dran, handelt es sich um ein spektakuläres Ereignis oder wird da viel Wind um nichts gemacht? Eher letzteres, denn viel zu sehen gibt es für uns in Mitteleuropa nicht gerade. Und das liegt nicht nur am Wetter.
Das Foto von Matthias Kipper zeigt den Vollmond am 16. Oktober 2016 in der Nähe von Grebenhain in Hessen.
Supermond
In vielen Berichten wird das Ereignis so dargestellt, als ob der Mond bei einem Supermond wesentlich deutlich größer erscheint als sonst und wir Menschen den Unterschied sehr gut beobachten können. Ist da nun tatsächlich etwas dran, erwartet uns in der Nacht zum Donnerstag (31.01./01.02.) ein astronomisches Großereignis? Diese Fragen muss man eindeutig mit Nein beantworten.
Tatsächlich verläuft die Bahn des Mondes um die Erde in einer Ellipse, damit schwankt die Entfernung zwischen Erde und Mond. Im Mittel sind es etwa 384.400 Kilometer mit einem Minimum von 356.000 Kilometern und einer größten Entfernung von 406.000 Kilometern. Kommt der Mond genau zur Vollmondzeit der Erde sehr nahe, soll er größer erscheinen, einige nennen dies einen Supermond. Der Begriff Supermond ist aber unter Astronomen gar nicht gebräuchlich, für die größte Erdnähe des Mondes gibt es den astronomischen Begriff Perigäum (geringste Erdnähe: Apogäum). Den Supermond hatte der Astrologe Richard Nolle im Jahre 1979 in einem Horoskop-Magazin ins Leben gerufen. Er nannte es dann einen Supermond, wenn Voll- oder Neumond genau dann auftraten, wenn er sich in mindestens 90 Prozent der größten Erdnähe befand.
Die Entfernung zwischen dem Mond und der Erde ist derzeit sehr gering, die drei Vollmondphasen im Dezember 2017 und im Januar 2018 (zwei Vollmondereignisse in einem Monat) weisen einen solchen „Supermond“ auf, wenn man nach der Definition von Nolle geht. Noch ein paar Kilometer dichter als am heutigen Mittwoch kommt der Mond der Erde wieder am 25.12.2034. Das klingt zwar nach einem Extremereignis, aber merken wir wirklich etwas davon? Ist es wirklich ein so besonderes Ereignis, dass wir es auf keinen Fall verpassen sollten?
Kaum, denn der Unterschied ist für uns Menschen kaum wahrnehmbar. Genau genommen erscheint der Vollmond lediglich etwa 7 Prozent größer und damit etwa 16 Prozent heller als sonst. Zudem erscheint der Vollmond tief am Himmel stehend für uns sowieso größer und den Unterschied zwischen dem Vollmond am 04. Dezember 2017 zu anderen Vollmonden kann man höchstens messen, aber nicht wirklich sehen. Aufgrund der elliptischen Bahn des Mondes ergeben sich in jedem Jahr „Supermonde“, wenn auch nicht ganz so erdnah wie in diesem Fall. Ist das Licht dann wenigstens heller? Auch dieser Effekt ist nur gering und je nach Wetterlage wird er auch ganz leicht kompensiert. Bei den heutigen Lichtverhältnissen mit extrem vielen störenden Lichtquellen bemerkt man erst recht keinen Unterschied zum „normalen“ Vollmond. Man bräuchte schon einen sehr dunklen, ländlichen Standort ohne jegliche Lichtverschmutzung. Astronomisch ist der „Supermond“ also eine Besonderheit, der „Otto-Normalbürger“ merkt davon praktisch nichts.
Blauer Mond
Dann ist noch von einem „blauen Mond“ die Rede. Dabei leuchtet der Mond gar nicht blau. Warum das Phänomen so genannt wird, ist nicht bekannt. Man versteht darunter das zweimalige Auftreten eines Vollmondes in einem Monat. Selten ist dies nicht, alle paar Jahre passiert es und der „blaue Mond“ kann in fast allen Monaten vorkommen. Anders sieht der Mond deswegen aber nicht aus.
Totale Mondfinsternis
Dann bleibt noch die totale Mondfinsternis, die in Deutschland aber gar nicht sichtbar ist. Die findet für uns bereits mitten am Tage statt, wenn der Mond gar nicht am Himmel steht. Sichtbar ist sie dafür zum Beispiel in Australien und Ostasien. Dafür erwartet uns am Abend des 27. Juli 2018 ein astronomisches Großereignis mit einer in Deutschland sehr gut sichtbaren und sehr langen Mondfinsternis – sofern das Wetter mitspielt.
Wetter in der Nacht zum Donnerstag
Kann man den Mond am Mittwochabend und in der Nacht zum Donnerstag überhaupt sehen in Deutschland? Die besten Chancen hat man in der Nacht zum Donnerstag im äußersten Südosten. Hier ist der Himmel anfangs gebietsweise nur gering bewölkt. Ansonsten hat man kaum Chancen. Dichte Wolken versperren die Sicht, wie man auch in unserer Super-HD-Wolkenvorhersage erkennen kann. Im Laufe des Abends und in der Nacht gibt es im Nordwesten einige Auflockerungen. Für mehr Details bitte in die Bundesländer klicken, man kann auch Stunde für Stunde weiter klicken und die Entwicklung der Bewölkung in der Nacht zum Donnerstag sehen.
Das signifikante Wetter am Mittwochabend, 20 Uhr, aus dem SuperHD-Modell. Nur im Süden Bayerns und vereinzelt im Nordwesten kann der Blick frei sein auf den Vollmond.
Im weiteren Verlauf verlagert sich das Regengebiet weiter in den Süden Deutschlands, das Wolkenband zeichnet sich deutlich in der Wolkenvorhersage für 2 Uhr nachts ab.
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Zum Begriff „Blue Moon“:
Laut dem Eintrag in der englischen Wikipedia bezeichnete „Blue Moon“ in einem Almanach für Farmer den trügerischen dritten Mond im Kalender-Vierteljahr, der ausnahmsweise nicht das Ende des Vierteljahrs einläutet, weil eben noch ein vierter folgt. Seit einer Fehlinterpretation in einem astronomischen Fachbeitrag, der sich auf diesen Almanach berief, bezeichnet Blue Moon den zweiten Vollmond im Kalendermonat. Zudem liefert dieser Eintrag in der Wikipedia eine volks-etymologische Ableitung des Begriffs „Blue Moon“ als Umschreibung von „Belewe Moon“ (Betrügerischer Mond).
Danke für die Ergänzungen, wobei es auf das gleiche hinausläuft. Denn damit ein vierter Mond im Kalendervierteljahr vorkommen kann, müssen zwei Vollmonde innerhalb eines Monats auftreten.
Schon klar, aber gemäß der traditionellen Definition betraf es nie jenen Vollmond, der nach moderner Interpretation als „Blue Moon“ bezeichnet wird. Ich bin allerdings selbst einer Fehlinterpretation erlegen. In dem Almanach wurde der Blue Moon nämlich nicht durch die Lage im Kalender-Vierteljahr sondern durch die Lage in der Jahreszeit, also durch die Lage im Tropischen Jahr definiert. Ausführlich ist das in der Referenz Nr. 2 des genannten Eintrags der Wikipedia beschrieben.