Weiterhin gebietsweise große Trockenheit
Nach dem Tiefdruckgebiet mit teils ergiebigen Niederschlägen auch im Osten Deutschlands, sind immer noch einige Regionen übrig, in denen es die vergangenen Monate nur sehr wenig geregnet hat. Betroffen sind insbesondere weite Teile von Sachsen-Anhalt, aber es gibt weitere Gebiete in Deutschland. Zudem wird nun allmählich auch die Trockenheit im Nordwesten, hier sei der Niederrhein erwähnt, immer deutlicher.
Schauen wir uns die bisherige Bilanz an mit den Niederschlagssummenkarten und einigen Messwerten der Wetterstationen an. Die Niederschlagssummenkarte wird aus den Messwerten zahlreicher Wetterstationen und der Auswertung des Niederschlagsradars erstellt. Da es im Niederschlagsradar immer auch mal Ausfälle und Fehlechos gibt, kann es örtlich zu etwas ungenauen Werten kommen. Im Großen und Ganzen bieten diese Karten aber einen sehr guten und recht genauen Überblick.
Unten sehen wir die Niederschlagsbilanz seit Monatsbeginn vom Juli und die Niederschläge der vergangenen 30 Tage, beide Karten mit Stand vom 15. Juli 2018, 6:50 Uhr. Die blauen Gebiete mit kaum nennenswerten Niederschlag stechen gut heraus, hier brauchen wir die Karten nicht weiter erläutern. Insbesondere auf der Karte mit dem Juli fällt nun auch der Nordwesten, etwa ein Bogen vom westlichen NRW bis nach Schleswig-Holstein deutlich ins Auge. Die Detailkarten mit Zoom bis in Landkreise und Städte gibt es unter den folgen Links, für den aktuellen Stand einfach die Karte im Browser neu laden:
Im Folgenden dazu zwei Hitlisten mit den trockensten Orten bisher im Monat Juli deutschlandweit und eine Hitliste aus Sachsen-Anhalt und NRW. Gerade in Nordrhein-Westfalen ist es eigentlich doch eher nass, Trockenheit ist hier eher selten. Ebenso ist es an der Nordsee ungewöhnlich trocken. Es liegt daran, dass wir von atlantischen Tiefs komplett abgekoppelt sind, die ja sonst gerade an der Nordsee oft Regen bringen. Man muss aber auch bedenken, dass es beispielsweise in NRW über das Jahr (Mittelwerte) vielerorts fast doppelt so viel Niederschlag gibt, wie in Sachsen-Anhalt. Es sollten also die Niederschlagsmengen auch eingeordnet werden. So hat Aachen im Mittel rund 805 mm Niederschlag über ein ganzes Jahr, Bad Lauchstädt nur 473 mm.
Trockenste Orte Juli 2018 (bis einschließlich 13. Juli)
1. Arkona 42 m 0.1 mm
1. Erfde 10 m 0.2 mm
3. Helgoland 37 m 0.2 mm
4. Glücksburg-Meierwik 27 m 0.3 mm
5. List auf Sylt 15 m 0.3 mm
6. Sankt Peter-Ording 10 m 0.3 mm
7. Hattstedt 5 m 0.3 mm
8. Aachen-Orsbach 230 m 0.3 mm
9. Schauenburg-Elgershausen 317 m 0.3 mm
10. Leck 6 m 0.5 mm
11. Wagersrott 28 m 0.5 mm
12. Padenstedt (Pony-Park) 16 m 0.7 mm
13. Waghäusel-Kirrlach 104 m 0.8 mm
14. Norderney 13 m 0.9 mm
15. Kleve 14 m 1.0 mm
16. Emden 0 m 1.0 mm
Trockenste Orte Sachsen-Anhalt Juli 2018 (bis einschließlich 13. Juli)
1. Demker 36 m 1.3 mm
2. Huy-Pabstorf 112 m 1.9 mm
3. Wernigerode-Schierke 612 m 3.5 mm
4. Magdeburg 76 m 4.4 mm
5. Bad Lauchstädt 119 m 5.0 mm
6. Köthen (Anhalt) 88 m 6.1 mm
7. Aschersleben-Mehringen 109 m 6.5 mm
8. Seehausen 23 m 7.1 mm
9. Genthin 34 m 7.9 mm
10. Drewitz bei Burg 80 m 8.0 mm
Trockenste Orte NRW Juli 2018 (bis einschließlich 13. Juli)
1. Aachen-Orsbach 230 m 0.3 mm
2. Kleve 14 m 1.0 mm
3. Nörvenich (Flugplatz) 111 m 1.8 mm
4. Weilerswist-Lommersum 160 m 2.2 mm
5. Heinsberg-Schleiden 39 m 3.1 mm
6. Geldern-Walbeck 35 m 3.2 mm
7. Düsseldorf 36 m 3.2 mm
8. Köln-Stammheim 44 m 3.7 mm
9. Borken in Westfalen 46 m 4.6 mm
10. Tönisvorst 37 m 4.8 mm
Über das gesamte Jahr 2018, Stand auch hier wie oben 15. Juli 2018, 6:50 Uhr, zeigt sich ein recht deutliches Bild. Die grünen Gebiete in Sachsen-Anhalt sind die trockenste Region. Am meisten Regen ist wie eigentlich auch üblich im Schwarzwald und an den Alpen gefallen.
Niederschlagsmengen 2018 (bis einschließlich 13. Juli)
1. Artern 131 m 122.9 mm
2. Bad Lauchstädt 119 m 143.9 mm
3. Wittenberg 72 m 147.6 mm
4. Jeßnitz 74 m 153.7 mm
5. Wusterwitz 36 m 156.3 mm
6. Köthen (Anhalt) 88 m 161.1 mm
7. Genthin 34 m 161.6 mm
8. Aschersleben-Mehringen 109 m 163.9 mm
9. Quedlinburg 128 m 164.5 mm
10. Zeitz 200 m 165.0 mm
Trockenste Jahre – Rekorde
Von einigen Orten mit längeren Messreihen habe ich im folgenden die Rekorde für die bisher trockensten Jahre herausgesucht. Es verwundert nicht, dass 2018 auf Platz 1 ist, das Jahr 2018 geht ja auch noch ein bisschen weiter ;-), denn wir haben gerade mal etwas mehr als die Hälfte rum. Dennoch einfach mal zur Einordnung ein paar Werte. Die Bilanz kann sich im Verlauf noch ganz schnell ändern, wenn eine regenreiche Wetterlage kommt. Wie schnell das gehen kann, will ich am folgenden Beispiel zeigen: In Angermünde in Brandenburg ist in 4 Tagen vom 10. bis 13. Juli 2018 deutlich mehr Regen gefallen (136,6 mm), als im gesamten Zeitraum von 4 Monaten von März bis einschließlich Juni (84,7mm)! Das ist eben Sommer, wo es weniger zu gleichmäßigem Landregen kommt, sondern eher zu teils gewittrigem und oft begrenztem Starkregen.
Artern
1. 2018 122.9
2. 1976 279.5
3. 1982 309.8
4. 1991 312.2
5. 1973 327.5
Bad Lauchstädt
1. 2018 143.9
2. 1982 260.8
3. 1991 271.8
4. 1976 319.7
5. 1973 336.6
Wittenberg
1. 2018 147.6
2. 1976 326.0
3. 1982 364.0
4. 1991 364.4
5. 1975 394.7
Genthin
1. 2018 161.6
2. 1975 335.7
3. 1976 335.7
4. 1963 373.2
5. 1955 373.7
Aussichten – wie geht es weiter?
Die beiden Karten zeigen die Niederschlagssumme aus dem US Modell und dem ECMWF für die kommenden 10 Tage. Dabei bitte bedenken, dass Niederschlagsprognosen immer eine sehr schwierige Sache sind, gerade im Sommer und bei der aktuelle Lage mit wenig Luftdruckgegensätzen. In den gezeigten Globalmodellen können punktuelle Starkregen und Gewitter nicht aufgelöst werden. Es dient als grober Überblick. Das ECMWF sieht in weiten Teilen des Nordens und Ostens keinen Regen, das US Modell hat immerhin ein paar Signale. Auf die Fläche gesehen wird das aber wohl nicht viel sein.
Es ist bei Niederschlagsprognosen mehr als sinnvoll mehrere Lösungen verschiedener Wettermodelle zu vergleichen. Das ist mit der XL Vorhersage möglich, wo man auch Niederschlag (hier akkumuliert) wählen kann. Ich habe unten zwei Beispiele herausgesucht für Kleve und für Bad Lauchstädt. Wir sehen, dass es von vielen Modellen für Kleve zum kommenden Wochenende hin Signale für Regen gibt, allerdings jetzt auch nicht die wirklich großen Mengen. In Bad Lauchstädt sieht es bis zum Ende dagegen leider sehr dürftig aus. Die Diagramme werden mehrmals täglich aktualisiert.
Titelbild im Beitrag: Symbolbild, Archiv
Haben Sie sich schon auf unsere Webseite kachelmannwetter.com umgeschaut? Wir haben zahlreiche Vorhersagetools, wie die Vorhersage Kompakt Super HD, den XL Trend und Ensemble Vorhersagen für jeden Ort.
Neben unseren weltweiten Messwerten mit umfangreichem Archiv, weltweiten Satellitenbildern (mit Archiv ab 1981) und der weltweiten Blitzortung finden Sie neben dem HD Regenradar zahlreiche weitere von uns entwickelte Radartools, wie beispielsweise das Stormtracking für Gewitter oder unser Sturzflut-Tool!
Außerdem gibt es ein umfangreiches Angebot an Modellkarten, wie für Mitteleuropa und andere Teile der Welt das hauseigene Super HD Modell mit 1×1 km Auflösung und das europäische Modell ECMWF mit unzähligen Vorhersagekarten für die ganze Welt.
Die Trockenheit wird sich im Norden wohl wieder verschärfen, weil dort nun wieder trockene Luft einfließt.
Hallo Fabian,
in Sachsen-Anhalt sind im bisherigen Juli einige Orte (mit Mess-Stationen) noch trockener als in der o.g. Liste
Annarode 0,8 mm
Sangerhausen 1 mm
Sargstedt 1,1 mm
Gruß aus der Hauptstadt
Thomas
Hallo Thomas
Hier rund um Siersleben gab es seit, ich weiss nicht genau, März keinen nennenswerten Niederschlag.
Die Situation kann man schon als Extrem einstufen.
Das schlimme ist, das sich das wohl auch nicht so bald ändern wird, und es ist fragwürdig, ob es im Herbst und Winter genug Niederschlag geben wird, um dieses Defizit auszugleichen.
Der Boden ist bis in tiefere Schichten komplett ausgetrocknet.
Selbst grössere Bäume werfen bereits Laub ab.
Auch ältere Menschen können sich nicht daran errinnern, so etwas schon erlebt zu haben.
Bisher hatten wir in diesen Sommer kein einziges stärkeres Atlantisches Tiefdruckgebiet was einen markanteren Luftmassenwechsel eingeleitet hat.
Bisher wurde die stabile Dauerhochdruck Phase nur von den Höhentiefs beeinflusst. Ich denke mir diese eingefahrene Wetterlage könnte bis September hinein so weiter gehen. Erst zum Herbst hin, wenn wieder die Temperaturgegensätze zwischen Grönland/Island und dem tropischen Atlantik wieder
zuhnehmen, ist auch wieder mit einer stärkeren Atlantischen Tiefdrucktätigkeit vom Atlantik zu rechnen. Und noch was ist zu erwähnen, die Atlantische Hurrikan Saison im tropischen Atlantik verläuft bisher auch ziemlich ruhig.