Warum Winterwetter erst einmal keine Chance hat, aber für Weihnachten natürlich alles offen ist
Zunächst stellt sich die Frage, was denn „Winterwetter“ überhaupt bedeutet? Nun, es ist ein rein subjektiver Begriff, aber die meisten Menschen werden sich darunter wohl Frost und in erster Linie eine schneebedeckte Landschaft vorstellen. Kalendarischer Winteranfang ist zwar erst am 22. Dezember, aber trotzdem ist der Dezember auch zuvor bei richtiger Wetterlage für Frost und Schnee zu gebrauchen. Wir erinnern uns an den Dezember 2010, der fast von Anfang bis zum Ende in ganz Deutschland Kälte und viel Schnee brachte. Stichwort Wetterlage – das ist genau der Punkt.
Derzeit haben wir es in Deutschland mit einer westlichen bis südwestlichen Strömung zu tun, die zwangsläufig eher milde und meist auch feuchte Meeresluft heranführt. Bei dieser Konstellation von Hoch- und Tiefdruckgebieten über Europa, kann es einfach nicht richtig frostig werden und in tiefen, meist auch in mittleren Lagen nicht schneien. Bei windschwachen und klaren Nächten kann es zwar grundsätzlich unter Hochdruckgebieten auch kalt und frostig werden, Schnee fällt dann aber keiner, da es in der Höhe meist viel zu mild ist.
Schauen wir uns die aktuelle Wetterlage am Donnerstag an: Großflächiger Hochdruck über Südeuropa bis nach Mittel- und Osteuropa, Tiefs dagegen über Westeuropa und dem Nordmeer. Da Luftmassen Hochs mit dem Uhrzeigersinn und Tiefs entgegen dem Uhrzeigersinn umströmen, liegen wir in einer südwestlichen und eher milden Strömung. Vorhersagekarten für den Luftdruck in Deutschland und Europa finden Sie mehrmals täglich aktualisiert hier.
Prognose für Samstag: Die Gegensätze verschärfen sich noch etwas: Das Tief über dem Nordmeer wird kräftiger, bei uns nehmen Luftdruckgegensätze und Wind zu. Was kommt bei rum? Eine milde Südwest- bis Westströmung.
Prognose für Dienstag: Die Strömung kippt etwas auf Nordwest und es kann kühlere Luft heran geweht werden. Problem: Sie kommt direkt über die Nordsee und ist nicht wirklich kalt. Zudem drückt von Frankreich schon das nächste Hoch nach und das gleiche milde Spiel geht von vorne los. So wird das nix.
Nur ein Wettermodell? Besser Modellvergleich!
Nun sollte man aber immer auch mehrere Wettermodelle betrachten, da es eventuell unterschiedliche Lösungen gibt. Blicken wir auf die Temperaturentwicklung in den nächsten 10 Tagen mit unserer XL Vorhersage für Hamburg und Frankfurt am Main. Die 0 Grad-Linie habe ich fett in blau eingezeichnet.
Was sehen wir? Richtig, relativ einheitlich ist für beide Städte nicht einmal Nachtfrost in Sicht. Erst zum 11./12. Dezember sieht ein Wettermodell deutlich kälteres Wetter. Der große Wintereinbruch wäre es aber auch hier nicht.
Und was kommt danach?
Unsere XL Vorhersage, wie oben gesehen, geht nur bis Vorhersagetag 10, weil eine längere Vorhersage Schwachsinn ist. Sie sehen, wie selbst für Tag 8 bis 10 schon erhebliche Unterschiede in der Vorhersage auftauchen und so lässt sich erahnen, wie groß die Unterschiede für Tag 10 bis 15 sind. Der beste Weg erste Trends für eine Umstellung zu sehen, ist der Vergleich mehrerer Wettermodelle. Wenn Sie auf Winterwetter warten, einfach regelmäßig XL Trend anschauen, ob es Veränderungen gibt.
Im Bereich von 10 bis 15 Tagen, kann sich die Großwetterlage komplett umstellen, auch wenn es heute noch nicht absehbar ist. In der Vergangenheit hat es eine plötzliche Umstellung schon öfters gegeben, auch wenn die Wettermodelle 10 bis 15 Tage zuvor noch nichts davon wissen wollten. Die Wetterküche ist einfach viel zu chaotisch. Es ist aber natürlich auch durchaus möglich, dass sich die Südwest- bis Westlage überwiegend bis in den Januar hineinzieht.
Was müsste denn passieren, damit wir „Winterwetter“ bekommen?
Eigentlich ganz einfach, für die Wetterküche aber derzeit nicht so leicht hinzubekommen: Hochs und Tiefs müssten über Europa und dem Nordostatlantik ihre Position tauschen. Statt einer westlichen bis südwestlichen Strömung, müsste eine nördliche bis östliche Strömung her (mehr Informationen zu den Wetterlagen im Winter finden Sie übrigens hier). Das würde dann folgendermaßen aussehen: Statt Tiefdruck auf dem Atlantik und/oder Nordeuropa, müsste sich dort ein Hochdruckgebiet aufbauen. Das würde asozusagen als Gegenpol auch Tiefdruck über Mittel- und Osteuropa, bzw. über Südeuropa zur Folge haben.
Es weiß also noch niemand, wie das Wetter in der zweiten Dezemberhälfte und damit auch zu Weihnachten wird. Statistiken können wir Ihnen aber anbieten. Wie oft in Deutschland an welchem Ort Schnee liegt, hat Andreas in einem weiteren Beitrag zusammengestellt.