Radar: Superrefraktion durch Temperaturinversion
Solche Wetterlagen wie momentan bringen uns nicht nur ungewöhnliche Temperaturverteilungen, sondern auch noch vermeintlichen Niederschlag auf dem Radar, wo in Wahrheit gar keiner ist.
Seit mehreren Tagen beobachten wir eine Temperatur-Inversion, also -Umkehr. Eigentlich sollte die Temperatur nach oben hin abnehmen, doch momentan ist es auf den Bergen viiiiel wärmer als in den Tälern, Niederungen oder im Flachland:
Brocken 18, Wasserkuppe 18, Fichtelberg 17, Großer Arber 16, Hohenpeissenberg 18 Grad. Währenddessen: München 1, Wernigerode 4, Plauen 6 Grad.
Darüber hinaus haben wir durch den Hochdruckeinfluss in der Höhe SEHR trockene Luft, oder hat jemand von euch in Bayern außer dem Hochnebel (der UNTER der Inversion sitzt) noch irgendeine Wolke gesehen, abgesehen von den dünnen Schleierwolken (die WEIT OBEN in 10 km Höhe sitzen und in dieser Betrachtung keine Rolle spielen)? Keine Regenwolke, keine Schäfchenwolke. Die Luft ist super trocken also. Und genau das ist der ganze Trick der Superrefraktion!
Im Normalfall gehen die Radarstrahlen durch die Luft und registrieren Regentropfen und Schneeflocken, weil sie den Radarstrahl reflektieren. Diese Inversion wie momentan führt den Radarstrahl hinters Licht, denn bei starker Temperatur- und/oder Luftfeuchtigkeitsänderung werden die Dichte und der Brechungsindex der Luft erheblich verändert. Man kann es sich bildlich ungefähr so vorstellen, als würde jemand eine dicke „Glasscheibe“ über uns legen, genau an Stelle der Inversion. Das „Glas“ hat eine andere Dichte und einen anderen Brechungsindex, und lenkt die Strahlung des Radars ab.
Also werden letztendlich nicht nur Fehlechos erzeugt, sondern auch noch an falschen Stellen, wie man im rechten Bildausschnitt sieht. Das Echo wird viel weiter hinten vermutet. So entsteht eine scheinbare Überreichweite, teilweise von bis zu sechs Mal so viel wie die normale Reichweite (ungefähr 300 km).