Nordskandinavien ist wärmer als Deutschland
Aktuell haben wir eine seltsame Temperaturverteilung in Europa: Klar, der Sommer ist da, wo er um diese Jahreszeit auch immer ist – im Süden. Doch für Deutschland gilt dieser Tage: Wir waren kühler, als einige Orte im nördlichen Skandinavien! Normalerweise verbindet man den Begriff „Skandinavien“ doch eher mit Kälte.
Doch so, wie sich die aktuelle Großwetterlage gestaltet, ist das keine Seltenheit. Ein Tief über Dänemark legitimiert diese Luftmassenverteilung. Da es sich entgegen des Uhrzeigersinns dreht, schaufelt es wärmere Luft aus Südosteuropa hoch nach Nordskandinavien, gleichzeitig bringt es auf seiner Westflanke kühle Luft polaren Ursprungs nach Mitteleuropa (bitte zunächst nur die schwarze Malerei im Titelbild beachten).
Demnach gab es gestern im nördlichen Norwegen Höchsttemperaturen von bis zu 23 Grad, was zwar zeitgleich auch in Deutschland Höchstwert war. Jedoch waren wir gestern verbreitet knapp oder auch deutlich unter 20 Grad! Ist schon beeindruckend, dass ich gerade Mitteleuropa mit dem nördlichen Skandinavien vergleichen kann, so mitten im Hochsommer.
Im Titelbild sieht man außerdem, dass die Luftmassen hoch im Norden sogar wärmer sind („röter“) als bei uns. Dass es nicht weit über 25°C in Norwegen und Finnland wurden, ist allein dem Sonnenstand geschuldet. Zwar scheint sie dort länger (über 21 Stunden am Tag), so wirklich hoch steigt die Sonne aber nicht wirklich.
Und so schließt sich der Kreis, die Erde ist eine Kugel, die Sonne quasi ein Punkt; verschiedene Sonnenhöchststände, Strahlungsbilanzen, Bodenerwärmung… so entstehen Temperaturgegensätze, Druckunterschiede und das ganze Klima überhaupt…
Jedenfalls begünstigt die aktuelle Großwetterlage darüber hinaus auch noch die durchaus kalte letzte (und kommende) Nacht. So kalt im Juli? Die Luftmasse über Deutschland ist vergleichbar mit der eines milden Winters! Das ist überhaupt nicht ungewöhnlich. Zusätzlich braucht es für so kalte Nächte allenfalls einen klaren Himmel, damit die Wärme ins Weltall abgestrahlt werden kann und bestenfalls ein Tal oder eine Mulde, worin die Kälte den Hang hinab einfließen und sich dort sammeln kann weil gefangen. Am 10. Juli haben meine Kollegen Andreas Neuen und Fabian Ruhnau übrigens Frost gefunden, und sie mussten dazu nicht mal weit fahren: hier weiterlesen.
Was muss sich für die Präsenz von #Sommer und #Hitze in Deutschland an der Wetterlage ändern? Wir brauchen so ein Tief am besten über dem Ostatlantik mit Tuchfühlung zu den Britischen Inseln. So geschieht es übrigens am Wochenende, weshalb die Sommerluft aus Südeuropa zu uns gebaggert wird (im Titelbild links).
Alle Messdaten finden sie jederzeit und kostenlos unter http://kachelmannwetter.com/de/messwerte
Herzlichst
Wetterkundisch