Kniffliges Tief ist wie eine Wundertüte
…man weiß nicht, was man bekommt!
Für Meteorologen spannend und gemein zugleich. Denn die Lage ist sehr knifflig.
Das Tief „Ulrika“ liegt am Sonntag genau über Deutschland und bringt fast überall Niederschläge. Und wir stellen uns genau die Frage, ob in fester oder flüssiger Form.
Grundsätzlich gilt: der Niederschlag verlässt die Wolke als Schnee. Nur: was passiert auf dem Weg zum Boden – schmilzt er oder nicht?
So ein Tief genau über Deutschland sorgt natürlich für „Wind aus unterschiedlichen Richtungen“. Wie man in meiner „Kunstmalerei“ erkennen kann, weht der Wind im Osten eher aus süd-/östlicher Richtung, im Süden aus süd-/westlicher Richtung, im Westen aus nord-/westlicher Richtung und im Norden aus nord-/östlicher Richtung.
Die verschiedenen Windrichtungen haben am Boden diverse Effekte. Zusätzlich zu der Luftmassengrenze entstehen dadurch noch kleinräumige, orographische Effekte. Beispiele: im Norden könnte sich kalte Luft am Boden halten durch den konstanten, kontinentalen Ostwind (auch wenn in Polen jetzt auch nicht gerade der strengste Winter ist). Außerdem kann es durch Föhn hinter der Eifel am Niederrhein ebenso wie hinter dem Erzgebirge in den südlichen Ost-Bundesländern warm werden mit 5 bis 10 Grad. (In den südlichen Bundesländern werden durch das Heranführen von Warmluft aus Südeuropa generell 5 bis 8 Grad erreicht.)
Wenn wir uns fragen, ob am Sonntag Schnee kommt oder nicht, sprechen wir generell nur von den Regionen nördlich der blauen Linie von NRW über Niedersachsen inkl. Bremen & Hamburg bis nach Mecklenburg und Schleswig-Holstein. Da die Temperaturen in zwei Meter Höhe mit 0 bis +2 Grad über dem Gefrierpunkt liegen, muss also irgendwo darüber eine Null-Grad-Grenze sein. Die ist ungefähr in 100 bis 300 m Höhe. Ja, auf der Spitze des Fernsehturms, der vielleicht noch auf einem kleinen Hügel steht, kann es schneien – unten in der Stadt regnen.
Physik hat nun aber gewisse thermodynamische Eigenheiten. Fällt nun eine Schneeflocke durch mildere Luft, die über 0 Grad warm ist, schmilzt sie. Bei diesem Schmelzvorgang muss Wärme aus der Umgebung genutzt werden, um die Schneeflocke zum Schmelzen zu bringen. Es kostet halt Energie, die Moleküle aus ihrem festen Raster (Eiskristall) herauszubrechen und sie zu bewegen (Wassertröpfchen). Ergo kühlt sich die Umgebungsluft ab. Im Klartext und weitergedacht heißt das: fällt der Schnee in einer starken Intensität und/oder länger anhaltend, schafft er es irgendwann auch als Schnee bis zum Boden! Die Menschen schicken uns Fotos und schreiben: Es schneit ?. Oder auch: es schneit ?.
Am Boden angekommen trifft der Schnee leider auf das nächste Problem. Der Boden ist zu warm. Selbes Thema hier: um den Schnee zu schmelzen, muss der Boden Wärme benutzen, also sich abkühlen. Das geht tagsüber viel schwieriger, denn die Sonne ist als Gegenspieler auch noch da, verteidigt den Boden wie Manuel Neuer den deutschen Kasten. Irgendwann hat vielleicht trotzdem der Boden so viel Wärme verloren, dass er kalt genug ist (0°C), um sich dem Schnee ergeben zu müssen. (Das passiert eben am besten nachts.) Nächste Runde bei Facebook, WhatsApp und Twitter: Hier wirds grad weiß ?⛄ …oder auch: Jetzt bleibt das auch noch liegen ??
Für Sonntag ist die Wahrscheinlichkeit des Liegenbleibens aber noch sehr unsicher. Es hängt von wenigen Höhenmetern ab.
Ich denke, dass es am Sonntag tagsüber ganz schwierig mit Liegenbleiben wird, falls es überhaupt großartig schneit und nicht doch fast nur regnet.
Was ich damit sagen will, ist: es ist total unsicher, wo es wann wie stark, intensiv und lange schneit. Nur so viel scheint sicher: hauptsächlich in der Nacht zum Montag nimmt das Ganze mehr Form an. Dann ist es erstens kühler weil Nacht ist und zweitens weil die kalte Luft ein Stückchen weiter südöstlich voran kommt. In der Nacht zum Montag ist es also recht wahrscheinlich, dass es irgendwo zwischen Niederrhein/Rheinland, NRW, Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zu Schneefall kommt, der auch noch liegen bleiben kann.
Verfolgt am besten laufend die Entwicklung unserer Modelle – in HD und Super HD. Wir haben die Niederschlagsart (als „Signifikantes Wetter“) sowie Schneehöhen drin. Wobei man die Schneehöhenprognosen aufgrund der Schwierigkeit der Lage eben seeehr mit Vorsicht genießen sollte. Das heißt nicht, dass das Modell dumm ist. Sondern einfach nur, dass es genau so Schwierigkeiten hat, eine der kniffligsten Wetterlagen, die es überhaupt gibt, korrekt einschätzen zu können. Schwieriger und quasi unmöglich ist nur noch die Vorhersage des Entstehens von Schauern und Gewittern am exakten Ort. Nehmt die Schneehöhenprognosen deshalb nicht für bare Münze, sondern seht es als Wahrscheinlichkeit für die Bildung einer Schneedecke an.
Klickt euch Stunde für Stunde durch, für Details wählt euer Bundesland / Landkreis aus!
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Die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Schneedecke ausbildet, ist zumindest in der Nacht zum Montag höher als am Sonntag. Die nächste Frage ist, wie lange es liegen bliebe. Es ist in jedem Fall fürs Flachland zu warm dafür, dass sich morgen und am Montag eine Schneedecke bildet, die die ganze Woche lang liegen bleibt und ob es weiter schneit. Eher gestaltet es sich nasskalt – wir wissen mehr, wenn es passiert.
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Toll geschrieben, und zum Schmnzeln die Passagen mit den möglichen Reaktionen samt Smilies in den sozialen Netzwerken 😉