Historische Winter-Wärme-Welle in Deutschland zum Jahreswechsel 2022/2023
Um den Jahreswechsel 2022/2023 erfolgte über weiten Teilen Europas ein markanter Warmluftvorstoß, der unzählige Rekorde zur Folge hatte. Dabei sind nicht nur in Deutschland, sondern in vielen weiteren Ländern an hunderten Wetterstationen neue Rekorde für die höchste Temperatur im Dezember und Januar aufgestellt worden.
Rekodjahr 2022 endete „passend“
Das Jahr 2022 war trotz der Kältewelle im Dezember in Deutschland das wärmste Jahr seit Beginn der flächigen Aufzeichnungen 1881. Damit sind nun von den vergangenen 5 Jahren 4 Jahre in den Top 5. Nur 2021 war etwas „kühler“, aber mit 9,2°C im Deutschlandmittel auch bei Weitem kein kaltes Jahr. So passte die Rekordwärme an Silvester dann ins Bild des Jahres 2022.
Dezember 2022 mit großen Gegensätzen
Der Dezember 2022 war durch enorme Temperaturgegensätze geprägt. Bis um die Monatsmitte hatte eine markante Kältewelle Deutschland fest im Griff. Es war die kälteste Phase in einem Dezember seit 2010. Nach Monatsmitte, also pünktlich kurz vor Weihnachten, kippte die Wetterlage. Es erreichten uns aus West bis Südwest immer mildere Luftmassen. Der Monatsverlauf ist gut an den täglichen Abweichungen vom Klimamittel zu sehen. Im Endeffekt endete der Monat dann im Mittel durchschnittlich, was mit dem eigentlich Verlauf so gesehen nichts zu tun hat. Denn die einzelnen Tage waren alles andere als durchschnittlich. Nur die Summe.
Wetterlage zum Jahreswechsel 2022/2023 um 00 Uhr
In einem breiten Warmsektor eines Atlantiktiefs wehte die rekordwarme Luftmasse über Spanien und Frankreich, Benelux, den Alpenraum, Deutschland und Tschechien bis nach Belarus. Verbreitet wurden dabei neue Wärmerekorde aufgestellt. Die Wetterlage war gar nicht so ungewöhnlich, nur werden die Luftmassen bei Südwestwetterlagen durch den Klimawandel immer wärmer. Eine ähnliche Wetterlage wäre vor 40 oder 50 Jahren eben noch nicht so warm gewesen. Das Ausmaß der Winter-Wärme-Welle ist mindestens vergleichbar mit der extremen Hitzewelle im Juli 2019, als im Westen Deutschlands, in Benelux und in Frankreich neue Hitzerekorde gemessen wurden. Nur erregen 15 bis 20 Grad im Winter weniger aufsehen als 40 Grad im Sommer.
Diese mittlerweile in regelmäßigen Abständen wiederkehrenden Wärmextreme, sind ein typisches Zeichen des Klimawandels. Klassisch warme oder heiße Wetterlagen, bringen heute sehr schnell neue Rekorde und stellen immer öfter alles bisherige seit Messbeginn in den Schatten. Kalte Wetterlagen, wie sie selbstverständlich noch vorkommen (Dezember 2022), bringen dagegen so gut wie nie neue Kälterekorde.
Typisch Klimawandel
Überdurchschnittlich warme Monate sind seit Jahren deutlich in der Überzahl. Eine weitere Zunahme und Verschärfung ist besonders seit dem Jahr 2018 zu sehen. Nur sehr wenige Monate fallen mal unterdurchschnittlich aus. Ohne Klimawandel gäbe es einen Ausgleich. Monate und Jahre mit negativen und positiven Abweichungen wechseln sich ab, da genau das Mittel natürlich nur selten erreicht wird. Es gibt aber nur noch eine Richtung. Wichtig zu erwähnen ist, dass es trotz Klimawandel noch zu vergleichsweise sehr kalten Monaten kommen kann. So waren April und Mai 2021 und auch Februar und März 2018 deutlich unterdurchschnittlich. Das sind dann immer die Monate, wo die großen Abgesänge auf den Klimawandel zu hören sind. „Wo bleibt denn der Klimawandel, es ist doch so kalt!?“. Nehmen wir einfach mal an, dass wir uns in einer Phase der globalen Abkühlung befinden würden. Dann wäre ein einzelner rekordwarmer Monat auch wenig ausschlaggebend für den langjährigen Trend der globalen Abkühlung. So ist es seit gut 30 Jahren mit der sich immer weiter steigernden globalen Erwärmung, nur umgekehrt. Einzelne unterdurchschnittlich kalte Monate ändern nichts am langjährigen Trend!
Die große Winter-Wärme-Welle – Tageshöchstwerte 31.12.2022 bis 02.01.2022
Die drei Grafiken zeigen von links nach rechts die Tageshöchsttemperatur am 31.12.2022, 01.01.2023 und 02.01.2023. Die Rekordwärme behauptete sich also ganze 3 Tage in Deutschland und an allen 3 Tagen wurden zahlreiche Rekorde für den Dezember, Januar und teilweise auch Rekorde für den gesamten Winter (Dez, Jan, Feb) eingestellt.
An vier Wetterstationen wurden Silvester sogar 20 Grad oder mehr gemessen.
Wielenbach 20,8°C
Ohlsbach 20,3°C
Müllheim 20,3°C
München Stadt 20,0°C
Extreme Abweichungen vom Klimamittel
Die Abweichungen vom 30jährigen Klimamittel waren enorm. Sie lagen vom 31.12.2022 bis zum 01.01.2023 sowohl bei den Höchst- als auch bei den Tiefsttemperaturen verbreitet bei 10 bis örtlich sogar über 15 Kelvin.
Hier nur eine kleine Auswahl an Rekorden für die Tageshöchsttemperatur an einigen langen Messreihen. Unten auf der Karte sind alle Rekorde an den Wetterstationen für den Monat Dezember bzw. weiter unten für den Monat Januar zu sehen, die jedoch alle am 31.12.2022 bzw. am 01.02. und 02.01.2023 aufgestellt wurden. Insgesamt waren es 214 Stationen am 31.12.2023 und 214 Stationen am 01. und 02.01.2023.
Auswahl neue Monatsmaxima für Dezember am 31.12.2022
31.12.2022: 17.9°C (alt: 16.5°C am 05.12.1961) in Cottbus (seit: 01.11.1888)
31.12.2022: 17.6°C (alt: 16.5°C am 30.12.2021) in Frankfurt/Main (seit: 01.01.1949)
31.12.2022: 18.6°C (alt: 18.5°C am 03.12.1985) in Hohenpeißenberg (seit: 01.01.1879)
31.12.2022: 17.3°C (alt: 15.5°C am 24.12.1977) in Potsdam (seit: 01.01.1893)
31.12.2022: 16.8°C (alt: 16.7°C am 04.12.1953) in Essen-Bredeney (seit: 01.01.1935)
Auswahl neue Monatsmaxima für Januar am 01.01.2023
01.01.2023: 16.5°C (alt: 14.4°C am 10.01.1991) in Angermünde (seit: 17.05.1908)
01.01.2023: 16.1°C (alt: 14.6°C am 14.01.1993) in Bremen (seit: 01.01.1890)
01.01.2023: 15.2°C (alt: 13.6°C am 15.01.2020) in Greifswald (seit: 01.03.1898)
01.01.2023: 15.6°C (alt: 14.5°C am 10.01.1991) in Potsdam (seit: 01.01.1893)
01.01.2023: 15.4°C (alt: 13.6°C am 10.01.2005) in Schwerin (seit: 01.01.1890)
01.01.2023: 15.9°C (alt: 15.8°C am 10.01.1991) in Leipzig-Holzhausen (seit: 01.12.1863)
Auswahl neue Monatsmaxima für Januar am 02.01.2023
02.01.2023: 15.8°C (alt: 14.7°C am 10.01.1991) in Erfurt-Weimar (seit: 01.01.1951)
02.01.2023: 18.1°C (alt: 17.2°C am 30.01.2002) in Hohenpeißenberg (seit: 01.01.1879)
02.01.2023: 15.2°C (alt: 15.0°C am 10.01.1991) in Nürnberg (seit: 01.01.1879)
02.01.2023: 17.0°C (alt: 16.7°C am 10.01.1991) in Jena (Sternwarte) (seit: 01.01.1824)
02.01.2023: 16.1°C (alt: 15.9°C am 01.01.2023) in Leipzig-Holzhausen (seit: 01.12.1863)
02.01.2023: 18.0°C (alt: 17.5°C am 10.01.1991) in Oberstdorf (seit: 01.01.1910)
Tagesmitteltemperatur bricht alle Rekorde
Neben den Tageshöchsttemperaturen und Tagestiefsttemperaturen wird noch die Durchschnittstemperatur über 24 Stunden ermittelt – die Tagesmitteltemperatur. Diese lag an vielen Wetterstationen extrem hoch, wegen der sowohl sehr hohen Tages- als auch Nachttemperaturen. Da der Sonnenstand im Februar schon deutlich höher ist und die Tage immer länger werden, bringen milde Wetterlagen häufiger Mitte/Ende Februar die höchsten Tagesmitteltemperaturen. Nun hat es die Wärme-Welle aber geschafft, dass selbst bestehende Februarrekorde geknackt wurden. Das ist absolut extrem. In Frankfurt/Main wurde der alte Winterrekord um 2 Kelvin überboten. An einigen Stationen gab es das erste mal überhaupt im Winter ein Tagesmittel über 15 Grad.
Höchste Tagesmitteltemperatur Winter (Dez/Jan/Feb)
Leipzig-Holzhausen (seit 1866)
15,0°C 31.12.2022
14,5°C 01.01.2023
13,5°C 31.12.2021
13,2°C 02.01.2023
13,1°C 05.02.2004
Potsdam (seit 1893)
14,1°C 31.12.2022
13,9°C 01.01.2023
13,2°C 10.02.1899
13,0°C 05.02.2004
12,9°C 24.02.2021
Essen-Bredeney (seit 1935)
15,4°C 31.12.2022
14,8°C 24.02.2021
14,4°C 23.02.2021
14,3°C 29.02.1960
14,1°C 27.02.2019
Frankfurt/Main (seit 1949)
15,5°C 31.12.2022
13,5°C 16.02.2020
Tagesmitteltemperatur am 31.12.2022 und 01.01.2023
Karte mit Dezember- und Januarrekorden für die Tagesmitteltemperatur
Die folgenden Karten zeigen die Rekorde an allen Wetterstationen (jeder Kreis eine Station) mit neuen Dezember- bzw. Januarrekorden für die Tagesmitteltemperatur. Im Dezember sehen wir in Schleswig-Holstein einen blauen Kreis, wo es an der kurzen Messreihe (seit 2000) in Itzehoe einen negativen Rekord (Kälterekord) gab. Ansonsten hatte die Kältewelle nicht einen Rekord gebracht. Sie war also nur außergewöhnlich, weil wir seit über 10 Jahren im Dezember keinen größeren Kaltlufteinbruch mehr hatten.
Rekorde auch in vielen weiteren europäischen Ländern
Höchsttemperatur-Monatsrekorde Silvester/Neujahr
Polen: 19,0°C Korbielów und Jodłownik
Dänemark: 12,6°C Abed
Tschechien: 19,6°C Javorník
Niederlande: 16,9°C Eindhoven
Österreich: 19,7°C Puchberg
Spanien: 24,9°C Bilbao
Frankreich: 16,8°C Besançon