Erste Bilanz der Unwetter am 1. April
Es war kein Aprilscherz, dass ungewöhnlich warme Luft am 1. April besonders noch in die gesamte Osthälfte Deutschlands wehte. So wurden in Brandenburg bis zu 25,4 Grad in Coschen erreicht, während es im Westen und Nordwesten im Vergleich zum Vortag schon kühler war. Im Folgenden die Karte mit den Höchstwerten vom Samstag, 1. April.
Im Vorfeld einer Kaltfront bildeten sich dann teils kräftige Gewitter, wobei insbesondere Niedersachsen betroffen war, aber zum Beispiel auch Thüringen. Die Gewitter fielen örtlich unwetterartig aus – wird es eben fast so warm wie Mai, dann können auch die Gewitter Mai-Charakter haben. Die Luftmasse war sehr labil, etwas Windscherung dazu und schon sind die Zutaten vorhanden. Die Niederschlagssummenkarte zeigt die Situation sehr gut. Im Westen und Nordwesten die schleifende Kaltfront, im Vorfeld an einer Konvergenz (hier strömt die Luft bodennah zusammen) die teils unwetterartigen Gewitter. Die Ansicht der Karte in Niedersachsen zeigt hier gut die Schwerpunkte mit teilweise über 50 Liter/qm.
Schwerpunkt Niedersachsen
Unsere Karte mit den Hagelgrößen vom Samstag zeigt den größten Hagel mit stellenweise 2 bis 4cm im Landkreis Celle. Die Hagelgrößen werden live nach einer von uns entwickelten Radarauswertung abgeleitet. Alle 5 Minuten erhalten sie neue Informationen, wo es Hagel gab und welche Korngröße dabei aufgetreten sein kann.
Zuvor gab es ein heftiges Gewitter in der westlichen Region Hannover vom Landkreis Schaumberg her. Hier zog das Gewitter sehr langsam und generierte sich immer wieder neu, sodass große Niederschlagsmengen von vielerorts deutlich über 50 Liter/qm zusammenkamen. Mit unseren Hinweisen „Sturzlut“ sehen Sie auf den ersten Blick, in welchen Gebieten derzeit Überflutungsgefahr herrscht. Nach einem eigens von uns entwickelten System, werden zahlreiche Daten ausgewertet und Gebiete mit aktueller Überflutungsgefahr eingegrenzt. Alle 5 Minuten erfolgt eine neue Bewertung der Lage und damit, wenn nötig, eine Aktualisierung.
Mit den Gewittern gab es natürlich auch zahlreiche Blitze, wie beispielhaft die Karte vom Samstag, 20:15 Uhr zeigt. Sie können bei uns auch jeden einzelnen Blitz in der Blitzanalyse genauer ansehen. Dazu einfach bis in einen Landkreis oder eine kreisfreie Stadt gehen, dann auf den Blitz klicken für eine Straßenkarte und Angaben über die Stärke. Das Archiv reicht bis Mai 2015 zurück.
Die Detailsansicht sieht dann so aus, wie hier bei einem wilden Hausrüttler mit 150 kA in Salzgitter gestern.
Abschließend noch die Karte mit der Blitzsumme für den ersten Apriltag. Sie zeigt noch einmal gut die Schwerpunkte und die Verteilung sowie die Intensität der Gewitter.
Titelbild: UWA Wettermelder
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Es ist sehr selten, daß die Gewittersaison so früh beginnt. Und die Wetterlage seit dem 28.03.2017 war sommerlich und diese Gewitterlage ist auch als sommerlich einzustufen. Mir ist auch kein Jahr bekannt in dem die Gewittersaison so früh begonnen hat ( ende März ). Höhenkaltluft-Gewitter zählen nicht dazu.
Hallo!
Es ist wohl selten in dieser Jahreszeit; doch es hängt tatsächlich von der Luftmasse ab. Ende März 1989 als es sehr warm gewesen ist, hatte es in Hessen und im Rheingau am 31. kräftige Gewitter gegeben. Eine Zelle mit Einschlägen traf damals die Stadt Gießen und führte hier zu Stromausfällen.
Und im April 1981 gab es am 8. zum Teil starke Gewitter mit Überflutungen über Rheinmain und rund um Gießen.
Beste Grüße an das Team und danke für diese Zusammenstellung!
Moin, gute Sache – wie genau sind Blitzstrom-Angaben bei Strömen von deutlich über 250 kA? Die Sachversicherer gehen bei Blitzschutzklasse I von einem Maximum von 200 kA aus, ok, etwas mehr kanns schon mal sein – aber gleich mehrfach über 300 kA? Ich habe gestaunt und gezweifelt.
Am Samstag abend sind neben dem niedersächsischen „Schützenkönig“ mit 358kA (wer bietet mehr? ;-)) 20.27h nordöstlich von Burgdorf / Hann. direkt an der B3 noch einer mit moderaten 28kA, an der Bahnstrecke östlich davon dann 2 mit schon etwas anspruchsvolleren 274 und 213kA eingeschlagen. Ein „Solitär“ ohne zeitlich und örtlich nahegelegene Erdblitze schlug als Nachzügler um 01.18h (02.04.2017) östlich von Walsrode mit 216kA ein. Um ca. 21.50h schlugen östlich von Bad Harzburg 5 Blitze mit 208, 223, 292, 316 und 317kA (nicht in dieser zeitlichen Reihung) in den Wald. Das war ein eher kleines, lokales Gewitter, das dann Richtung Oschersleben zerfaserte. Das gezeigte Beispiel in SZ-Bruchmachtersen wurde von weiteren Blitzen zwischen 80 und 120kA in der Umgebung begleitet, darunter erneut ein „Solitär“ mit 116kA erst um 22.07h am Westufer des Salzgittersees. Gut, 22.56h in Goslar mit nur 38kA ist offenbar im Tal eingeschlagen, nicht in das Fördergerüst am Bergwerk Rammelsberg, war aber noch laut genug, nachdem 2 Stunden lokal Ruhe war.
Nur: Sind Werte über ca. 250kA denn real? Oder sind das aus messtechnischen Gründen evtl. aufsummierte Mehrfachentladungen? Bei solchen Stromstärken sollte man, sofern sie sich bestätigen, ansonsten überlegen, den Titel „wilder Hausrüttler“ erst ab 170kA zu vergeben. Klar hat bei dem 150kA-Beispiel in Salzgitter feste die Wand gewackelt, aber die „358kA“ bei Burgdorf/Hann. lesen sich dann doch eher wie „elektrothermisches Abbruchkommando“. Mit welchen Maxima sollte man (inzwischen) rechnen ?
Vor allem beginnt man zu überlegen: Vagabundierende Erdströme, EMV-Festigkeit vorbeifahrender Verkehrsmittel; nicht nur elektr. Bahnen, auch Kfz-Elektronik dürfte noch in einigen Metern Entfernung „spinnen“, dem Glas-/ Kunststoff-gestörten Faraday’schen Käfig der Fz-Zelle zum Trotze, von „autonomen PKW“ gar nicht zu reden, oder auch GFK-Rotoren von Windkraftanlagen oder Hubschraubern. Allein die elektrische Leistung steigt mit dem Quadrat des Stromes: P = I² * R.
Aber ich habe auch bemerkt: Will man ohne gute Auswertestatistik – Tools an das Thema, entwickelt das „Suchtfaktoren“ 😉 – also besser erstmal krachen lassen!
Keep up the good work!
Hallo Herr Wagner,
ja, Stärke bis über 300 kA sind durchaus möglich, sie kommen aber insgesamt nicht allzu häufig vor. Schon mehr als 100 kA ist als Naheinschlag schon ein ordentlicher „Kracher“. Wir werden das aber beobachten und schauen, ob man die Grenzen noch mal verändern sollte.
Mit freundlichen Grüßen und Danke für die Anmerkungen.
Vielen Dank für die Auskunft,
zufällig habe ich den obigen vermeintlichen „358er- Schützenkönig“ bei Burgdorf soeben „entthront“ mit diesem hier (auch wieder eigentlich nach ganz anderen Zielen gesucht):
Südöstlich von Burgstemmen (auch in der Region Hannover), Erdblitz, 444 kA, 01.04.2017, 22:12:21h. Vierhundertvierundvierzig. Kilo-Ampere. Einfach traumhaft!
Immer noch: Wenns denn stimmt. Einzeltreffer hätte ich niemals angezweifelt, aber diese Häufung an einem Abend …? OK, ich rede Ihnen als Profis nicht rein. Aber untypisch auf jeden Fall. Hoffentlich lernen die „Sachversicherer“ dazu.
Auch hier ein wie von Euch geschildert zunächst elektrisch recht schwaches Nachzügler- Gewitter aus dem Weserbergland im Pfad eines Vorgängers, das in der Ebene dann so richtig aufblühte und elektrisch zu Hochform auflief. OK, da waren noch ein paar Einschläge nah an 190 kA; irgendwie dennoch merkwürdig.
Ich krieg‘ die Zusammenhänge nicht ganz auf die Reihe. Es war nicht besonders warm, nicht besonders feucht, wenig Wind, wenig „Dramatic Skies“ – solange das Tageslicht überwog.
PS: Sollte oben natürlich „EMP-Verträglichkeit“ heissen; dI/dt usw.
Sollen halt die Physiker darüber ablachen … ich lach‘ mit 🙂
Cheerz !