Das „Grauen“ naht: Südostlage mit Hochdruck ohne Ende
Die einen werden sich freuen über Sonnenschein und trockenes Wetter, die anderen schimpfen über Dauernebel und uns Meteorologen steht „das Grauen“ bevor. Passt ja perfekt zum Halloween-Wochenende! Hochdruckgebiet über Osteuropa und nächste Woche wohl über Mitteleuropa. Warum Grauen? Zum einen, weil der Meteorologe Wetter „machen“ will und es einfach in den nächsten mindestens 7 Tagen langweilig sein wird. Zum anderen, weil man nie genau vorhersagen kann, wo sich genau Nebel und Hochnebel bildet und vor allem WANN und WO er sich auflöst!
Aber wo spielt sich das Wetter denn derzeit und für den Rest der Woche ab?
Auf dem Nordatlantik! Da geht richtig die Post ab. Es wird sich ein kräftiges Tief bilden südlich von Grönland und Island mit stürmischem Wind und kalter Luft, die bis zu den Azoren transportiert wird. Aber schauen wir uns Karte für Karte im einzelnen an. Die folgende Karte zeigt die Luftdruckverteilung am Donnerstag und hier kann man das kräftige Sturmtief mit einem Kerndruck von rund 955 hPa bewundern!
Dieses Tief hat jede Menge Kaltluft im Gepäck, angezapft von Grönland und den Polarregionen Nordostkanadas. Diese Kaltluft erreicht zum Freitag sogar die Azoren. Die folgende Karte zeigt die Temperaturen in 1500 m Höhe und man sieht, dass über den Azoren auf 1500 m nur um 0 Grad herrschen:
Auch der Wind ist im Nordatlantik und teils auch weit nach Süden sehr stramm unterwegs. Vielfach sind Sturmböen und schwere Sturmböen zu erwarten, nahe des Tiefkerns auch orkanartige Böen. Das wird die Kapitäne auf dem Nordatlantik nicht sonderlich freuen, aber wohl die Surfer zwischen der Biscaya und den Kanaren, denn hier wird ab dem Wochenende ein schöner Swell ankommen mit Wellen von 3 bis 5 Metern:
Doch was passiert bei uns in Deutschland, wenn sich die Tiefs woanders austoben? Nichts…wir liegen im Einflussbereich eines Hochs über Osteuropa, welches sich zum Wochenende noch verstärken wird. Einzig am Mittwoch schafft es mal ein schwacher Tiefausläufer nach Deutschland vorzudringen, der löst sich dann aber auch ziemlich schnell am Donnerstag auf und es geht dann trocken und meist freundlich weiter. Schauen wir uns aber mal die Druckverteilung genauer an. Man sieht am Mittwoch das Hoch über Osteuropa und den tiefen Luftdruck auf dem Atlantik. Die schwache Front beeinflusst vor allem die Gebiete zwischen der Eifel und dem Schwarzwald. Weiter nach Osten kommt sie kaum voran:
Schon zum Wochenende hin verstärkt sich das Hochdruckgebiet mehr und mehr über dem Osten Europas und hält uns in südöstlicher Strömung und somit auch feuchte Luft vom Atlantik fern. Dabei erreicht der Luftdruck am Samstag in der Ukraine bis zu 1045 hPa:
Selbst zur nächsten und ersten Novemberwoche sieht es nicht viel anders aus. Das Hoch schwächt sich zwar etwas ab, zieht aber langsam nach Mitteleuropa und somit bleibt für uns Meteorologen diese „Gammellage“ wohl bestehen:
Man kann die Entwicklung auch schön auf unserer Vorhersagenseite sehen (Links dazu ist unten in diesem Blog zu finden). Am Beispiel von Berlin sieht man, wie alle Modelle den Luftdruck zum Wochenende hin deutlich steigen lassen, also ist es auch sehr sicher, dass diese Wetterlage genau so kommen wird:
Aber diese Wetterlage bringt doch dann keinen Regen, oder? Richtig…es wird trocken bleiben in Deutschland, vor allem im Norden und Osten. Nur im Westen und Süden kann es am Mittwoch und Donnerstag mal ein wenig regnen, danach sollte es auch hier wieder bis mindestens Sonntag trocken weiter gehen. Am Beispiel Berlin sieht man, dass von den neun Wettermodellen nur zwei ein wenig in der Summe für die kommenden 10 Tage machen. Die anderen sieben Modelle lassen es mehr oder weniger komplett trocken:
Und was ist mit Schnee auf den Bergen? Pustekuchen! Den gibts erstmal nicht. Denn erstens muss es dazu erstmal Niederschläge geben und die sind ja (bis auf die paar Tropfen Mittwoch und Donnerstag) nicht wirklich in Sicht in Deutschland und zweitens sind die Temperaturen in der Höhe vieeeeel zu warm für Schnee. Anbei sieht man, dass wir auf 1500 m Höhe am Wochenende eine Temperatur von 10 bis 13 Grad haben! Wo soll man da die Schneefallgrenze suchen? Irgendwo bei 3000 Metern… Also nix mit Schnee:
Fazit: Uns Meteorologen graut es vor dieser Wetterlage. Die anderen freuen sich über trockenes und ruhiges Wetter bis in die nächste Woche hinein.
Glückauf aus Bochum
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Sehr geehrter Herr Neuen,
„it g’schumpfe isch g’lobet gnua“ (Nicht geschimpft ist genug gelobt) – Allgäuer Spruch.
Als Allgäuer mit schlesischen Wurzeln darf ich Ihnen großes Lob für so eine übersichtliche, informative und kurzweilig geschriebene Seite aussprechen.
Ich wünsche Ihnen noch viel Erfolg und zahlreiche lobende Kommentare und Klicks auf Ihre Seite…
Viele Grüße aus dem Unterallgäu
Peter Miller
Hallo an Abend,
da weiß der Laie Bescheid, Danke für die schöne informative Wetterübersicht der nächsten Tage, denn als jemand der viel im Freien arbeitet ist das Wetter (Kleidung) immer wichtig. weiter so!!!
Gruß Andreas
Das langweilige trockene Wetter hat wenigstens den Vorteil, dass die Bauern endlich ihre Maisfelder mal abernten können. Die kompletten Pflanzen werden hier schon gelb.
Außerdem kann ich mich dann am Wochenende darauf freuen, mit meinen Kameras bei gutem Wetter auf Motivfang zu gehen. Regen und Stürme kommen noch früh genug 😀
LG Anne
Hallo, ich sehe gerade es gibt zwei Andreas ( se) gut ich hefte hier Andreas 2 oder Andreas S. hintendran, jeder wie ihm belieben. Ich möchte lediglich Mißverständnisse vermeiden. 😀
Und was ich zu sagen hab` ist so banal wie trivial. Dieser Witterungsabschnitt momentan für die nächsten vllt 10 Tage wird auch “ MARTINISOMMER“ genannt. Eine Singularität im Jahresverlauf wie viele andere.
Liebe Grüße aus Karlsruhe
Andreas S. (2)
Ich erinnere mich noch an 2011. Da hatten wir Dauerhochdruck und viele Sonnentage im November.
Scheint sich wohl dieses Jahr zu wiederholen.