Das Dürrejahr 2018 – Fakten dazu und weiterhin kaum Regen in Sicht
Seit April etwa gibt es in weiten Teilen Deutschlands eine ausgeprägte Trockenheit. An einigen Orten wurden in den Sommermonaten neue Rekorde für den trockensten Monat seit Messbeginn aufgestellt und die Trockenheit ist noch lange nicht beendet. Ein Tag mit Dauerregen reicht nämlich schon lange nicht mehr aus. Hinzu kommt, dass die Aussichten schon wieder sehr sehr trocken sind.
Das Thema Dürre rückte in den vergangenen Wochen leider etwas in den Hintergrund, da in vielen Medien der Blödsinn verbreitet wird, dass Ernteausfälle, Waldbrände und andere schlimme Folgen durch Hitze kommen, die es nun seit Wochen nicht mehr gab. Es ist einfach der ausbleibende Niederschlag. Im tropischen Regenwald gibt es das ganze Jahr Hitze, trotzdem regnet es regelmäßig und die Artenvielfalt und Vegetation dort sollte jedem bekannt sein. Bei uns hat das nun jetzt nicht mehr die großen Auswirkungen für die Landwirtschaft, da ist es eh zu spät, aber die Flüsse führen nahezu alle extremes Niedrigwasser. Dadurch wird die Schifffahrt erheblich eingeschränkt, da deutlich weniger geladen werden kann oder im schlimmsten Fall die Schifffahrt sogar komplett eingestellt werden muss. Auch Stauseen und Talsperren sind fast alle mehr als nur gering gefüllt. Ebenso kann es natürlich weiterhin Waldbrände geben. Die ist nicht von der Temperatur abhängig.
Vom nassen 2017 zur Dürre 2018
Zunächst ein Vergleich mit dem Vorjahr. 2017 gab es im Osten teilweise den nassesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen. Auch das sollten wir nicht vergessen. Dennoch fällt natürlich auf den Karten deutlich der Unterschied zu 2018 auf und das landesweit. Sie können die Detailkarten unter folgenden Links genau ansehen.. Dort können über das Menü auch verschiedene Zeiträume gewählt werden:
Viele Orte mit noch unter 50 % vom Jahresmittel
In der folgenden Tabelle habe ich einige Wetterstationen, quer und möglichst gleichmäßig durch Deutschland verteilt, herausgesucht. Wir sehen unter 2018 die aktuelle Jahresniederschlagsmenge bis zum 4. Oktober. Eine Spalte weiter folgt das Jahresmittel. Das ist die Niederschlagsmenge, die nach dem langjährigen Mittel (1981 bis 2010) an dieser Wetterstation in einem ganzen Jahr fällt. Es ist kein Sollwert! Niederschläge haben immer eine große Variabilität! Trotzdem wird die Trockenheit dieses Jahr mit dem Vergleich der Mittelwerte deutlich.
So sind an vielen Orten bisher nicht einmal 50 % der mittleren Jahresmenge gefallen. Dabei ist es natürlich sehr wichtig, dass man unter den Orten nicht die absolute Menge vergleicht, sondern immer schaut, wie viel Prozent es vom Jahresmittel sind. So sehen wir, dass es auf dem Brocken so gesehen trockener ist als in Berlin oder Hamburg! Auf dem Brocken sind es erst etwas weniger als 40 % vom Jahresmittel! Darauf bezogen ist es in Essen im Ruhrgebiet auch ähnlich trocken wie in Berlin. In Essen fallen nun mal über das Jahr rund 390 mm Niederschlag mehr im Mittel. In den letzten beiden Spalten ist noch der absolute Trockenrekord für ein Jahr aufgeführt. Da sehen wir auch, dass es an den meisten Orten mit dem absoluten Rekord schwer wird, denn extreme Trockenjahre gab es auch in der Vergangenheit. Ein bisschen Niederschlag wird wohl noch kommen bis Jahresende.
Logischerweise hängt aber alles von den kommenden Monaten ab. Sehr viel bleibt allerdings nicht mehr und in Berlin fallen beispielsweise im Mittel im November nur 45 mm, im Dezember 57 mm.
Sehr trockene Aussichten
Wir sehen unten die aktuelle Berechnung der Niederschlagssummen für Europa aus dem ECMWF Wettermodell bis zum 14.10.2018 (aktuelle Berechnung finden Sie immer hier). Die kräftigen Tiefs vom Atlantik ziehen weit nordwestlich über Nordwesteuropa und werden von einem Hochdruckblock über Europa abgelenkt. Im Mittelmeerraum sind immer wieder Tiefs im Bereich von Italien aktiv, die teils unwetterartige Regenfälle und Gewitter bringen. Eine Konstellation, wie wir sie seit April schon häufig hatten.
Der 10 Tage Trend mit dem Vergleich mehrerer Wettermodelle zeigt dementsprechend auch kaum Ausschläge nach oben. Unten ist das Beispiel für Frankfurt am Main, wo nur schwache Regensignale auftauchen mit wenigen Millimetern. Es geht einfach trocken weiter, auch wenn es mal etwas tröpfeln kann! Schauen Sie den Trend für ihren Ort hier nach:
Haben Sie sich schon auf unsere Webseite kachelmannwetter.com umgeschaut? Wir haben zahlreiche Vorhersagetools, wie die Vorhersage Kompakt Super HD, den XL Trend und Ensemble Vorhersagen für jeden Ort.
Neben unseren weltweiten Messwerten mit umfangreichem Archiv, weltweiten Satellitenbildern (mit Archiv ab 1981) und der weltweiten Blitzortung finden Sie neben dem HD Regenradar zahlreiche weitere von uns entwickelte Radartools, wie beispielsweise das Stormtracking für Gewitter oder unser Sturzflut-Tool!
Außerdem gibt es ein umfangreiches Angebot an Modellkarten, wie für Mitteleuropa und andere Teile der Welt das hauseigene Super HD Modell mit 1×1 km Auflösung und das europäische Modell ECMWF mit unzähligen Vorhersagekarten für die ganze Welt.
Zahlreiche Apps: Wetter-Apps Pflotsh
In der Grafik sieht es so aus, als wäre in Salzburg (A) der Gesamt-NS 1000-1400mm. Laut Zamg sind es dort aber nur 264mm (normal stünde man Mitte Oktober bei 1000mm). Woran liegt das?
Lg
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in Salzburg erst 264 mm im Jahr 2018 gab. Piding hat 969,4 mm. Wo steht das?
Salzburg-Flughafen fehlen die Daten seit Mitte Mai 2018 bis aktuell – darum die fehlerhaften Angaben. Es sind deutlich mehr als 264 mm gefallen. Schöne Grüße /PH
Die Rekorde in alle Richtungen nehmen in beängstigendem Ausmaß zu.
Letztes Jahr regional Rekordregen seit Wetteraufzeichnung, nun regional Rekorddürre. Man kann nur hoffen, dass das nicht zum Normalzustand wird. Wir reden hier immerhin von Rekorden, die nicht nur kleine Orte, sondern ganze Flächenbundesländer betreffen.
Für die Landwirtschaft wäre es trotz der bereits abgeschlossenen Ernte dennoch extrem wichtig, dass jetzt Regen fällt. Die Erosion nimmt auf den trockenen Feldern durch Wind extrem zu und trägt fruchtbaren Boden ab. Außerdem müsste auch jetzt wieder augesät werden – zum Beispiel Winterweizen, der 90 % der Weizenproduktion ausmacht! Auf den staubtrockenen Feldern ist das absolut nicht möglich. Wenn es also nicht bald ausgiebig regnet, ist sogar schon die Ernte fürs nächste Jahr gefährdet!
Ich wünsche mir etwas mehr Mittel- bzw. Langfristprognosen hier im Wetterkanal, auch wenn diese Prognosen alle ja noch experimentell sein sollen. Herr Kachelmann hat ja vor Monaten die Dürre bis mindestens September durch die ECMWF-Vorhersage als wahrscheinlich beurteilt – was sich ja auch voll bestätigt hat. Woanders liest man, dass ähnliche Prognosen bis Dezember Dürre vorhersagen und dann soll es angeblich nass werden. Eine ausführliche Vorstellung und auch Bewertung solcher Prognosen – vielleicht 1 mal im Monat – fände ich hilfreich.
Danke für den Zusatz bezüglich Landwirtschaft! Eventuell kommt die Mittel- bis Langfristvorhersage des ECMWF auch noch auf die Website.
Schön wäre auch einmal eine Erläuterung, warum ich es zu dieser ständigen Hochdrucklage kommt, warum sich diese immer wieder regenerieren können. Danke.
Warum es seit Monaten keine Westlage mehr gibt kann viele Gründe haben. Zufall, Laune der Natur? Das kann so einfach nicht beantwortet werden. Ich hatte dazu ja mal was geschrieben: https://wetterkanal.kachelmannwetter.com/keine-richtige-westwetterlage-seit-april-dauerwaerme-und-trockenheit/
Ich möchte nur sagen, dass ich es klasse finde, dass sich hier auf den Seiten noch mit breiteren Auswirkungen beschäftigt wird. Der Blick über den Tellerrand. Hin und wieder findet man es noch, aber selten.
Ich frage mich manchmal, ob Meteorologie nur so eng begrenzt gelehrt wird. Vorhersage, möglichst dem Geschmack der Masse gerecht präsentiert, somit ist Sonne toll und Regen was Schlechtes, stört ja bloß bei der Freizeitbeschäftigung, und ansonsten „mir doch egal“. Ein grausiger Trend.
Vielen Dank also! Es tut gut, auch dieses Nichtanschließen, wenn „Drama“ gewünscht wird.
Danke! Der Meteorologe hat keinen Einfluss darauf, wie das Wetter beispielsweise im Radio von Moderatoren präsentiert wird. Das hat mit der Lehre auch nichts zu tun. 🙂
Ich dachte dabei mehr an jene wirklichen in MDR oder ARD. Moderatoren waren nicht gemeint. 😉
Ja das Wetter. Ich bin seit dem Horrorsommer 2003 senibilisiert was unsere Niederschläge betrifft. Und habe beobachten können daß sie sich spätestens seit dieser Zeit nicht mehr erholt haben. Grundwasserspiegel sinkt, Talsperren und große Seen füllen sich nicht mehr. Klimazonen scheinen sich zu verschieben. Meiner Einschätzung nach wird uns das spätestens an 2019 massiv beeinträchtigen. Alle anderen, heute so scheinbar wichtigen Themen werden drittklassig. Gerade in einem so dicht bevölkerten, hoch industralisierten Land spielt Wasser die wichtigste Rolle, große Teile unserer Spaßgesellschaft haben sich das noch nicht verinnerlicht.