Besonders im Nordwesten trockenster Juli seit Messbeginn
Titelbild: Hendrik Hanekamp, Emsland
Der Juli 2018 war an vielen Orten in Deutschland sehr trocken, richtig nass war es nur örtlich begrenzt durch gewittrige Starkregen und teilweise im Süden und kurz im Osten/Nordosten (siehe Karte unten). Im Nordwesten, etwa vom westlichen NRW bis zur Nordsee, ist es zwei Tage vor Ende des Monats der trockenste Juli seit Beginn der Messungen. Nun kann es an einigen dieser Orte am Dienstag noch Schauer oder ein Gewitter geben, die in kurzer Zeit viel Niederschlag bringen können. Es ist also für alle Orte noch nicht das letzte Wort gesprochen, dennoch wird auch das zum einen auf die Fläche und zum anderen an dem bisherigen Monatsverlauf nichts ändern.
Interessant ist auch dieser Tweet mit einem Vergleich aus Satellitenbildern.
Zu bedenken ist selbstverständlich auch, dass es bereits im Juni hier sehr trocken war. Im Folgenden zunächst die Karte mit den Niederschlagssummen aus dem Juli 2018, Stand 30. Juli 2018, ca. 15 Uhr. Ebenso ist zu erwähnen, dass es nicht nur im Nordwesten extrem trocken war, sondern zwischen den Schauern und Gewittern in Deutschland weitere Flecken gibt. Man sieht es auf der Karte in blau oder hellgrün. Der Nordwesten ist allerdings oft von atlantischen Tiefs geprägt, weil diese ihnen bei vielen Wetterlagen immer sehr nah sind. Dies blieb nicht nur im Juli, sondern seit Juni schon komplett aus.
https://twitter.com/marcelMTB/status/1023536385771429888
Auswahl trockenste Orte im Juli 2018
Es ist ein sehr ungewöhnliches Bild, dass die trockensten Orte ganz im Nordwesten nahe der Nordsee zu finden sind. Es ist die komplett ausbleibende Westwetterlage, welche dafür verantwortlich ist. Seit April ist die Westdrift von Hochs blockiert, wir berichteten schon hier darüber. Man kann sich übrigens auch durch die täglichen 24stündigen Niederschlagsmengen der Wetterstationen klicken, einfach Tag für Tag zurückgehen und schauen, wann es wie viel geregnet hat.
1.1 mm Emden
1.1 mm Borkum-Flugplatz
1.7 mm Norderney
2.1 mm Helgoland
2.9 mm Weilerswist-Lommersum
2.9 mm Manderscheid-Sonnenhof
4.0 mm List auf Sylt
4.1 mm Sankt Peter-Ording
5.1 mm Cuxhaven
5.1 mm Kleve
5.3 mm Heinsberg-Schleiden
5.5 mm Nörvenich (Flugplatz)
5.6 mm Dörpen
5.7 mm Quickborn
5.8 mm Tönisvorst
7.2 mm Köln-Stammheim
7.6 mm Düsseldorf
8.8 mm Aachen-Orsbach
8.9 mm Münster/Osnabrück
10.3 mm Kall-Sistig
10.3 mm Duisburg-Baerl
Rekorde ausgewählter Stationen mit langen Messreihen
Wichtig: Stand 29. Juli 2018 – noch nicht endgültig
Norderney (seit 1947)
1. Juli 2018 1.7 mm
2. Juli 1955 7.9 mm
3. Juli 1983 16.1 mm
4. Juli 1982 18.2 mm
5. Juli 2014 22.8 mm
Helgoland (seit 1952)
1. Juli 2018 2.1 mm
2. Juli 1955 10.4 mm
3. Juli 1983 17.4 mm
4. Juli 2003 20.0 mm
5. Juli 1976 21.5 mm
Weilerswist-Lommersum (seit 1937)
1. Juli 2018 2.9 mm
2. Juli 1990 21.3 mm
3. Juli 2011 22.7 mm
4. Juli 1983 23.4 mm
5. Juli 2016 26.7 mm
List auf Sylt (seit 1937)
1. Juli 2018 4.0 mm
2. Juli 1983 15.5 mm
3. Juli 2013 17.2 mm
4. Juli 1990 17.7 mm
5. Juli 2006 18.2 mm
Kleve (seit 1948)
1. Juli 2018 5.1 mm
2. Juli 1982 10.1 mm
3. Juli 1949 13.4 mm
4. Juli 2006 17.6 mm
5. Juli 1983 25.7 mm
Köln-Stammheim (seit 1945)
1. Juli 2018 7.2 mm
2. Juli 1983 16.7 mm
3. Juli 1949 26.8 mm
4. Juli 1947 27.2 mm
5. Juli 2016 35.4 mm
Kein Landregen in Aussicht
Die beste Möglichkeit ist es, die Berechnungen der verschiedenen Wettermodelle für jeden Ort zu vergleichen. Das geht mit unserer XL Vorhersage. Ich habe Kleve am Niederrhein mal herausgesucht. Da gibt es am Dienstag und Mittwoch schwache „Signale“ mit wenigen Millimeter Niederschlag von einigen Modellen, ebenso später ab dem 7. August. Es handelt sich hier lediglich um die Möglichkeit von Schauern oder einem Gewitter, zieht alles vorbei, bleibt es weiter trocken. Es wird vorerst kein ergiebiger Landregen kommen. Schauen Sie hier für ihren ort – einfach oben „Niederschlag“ wählen:
Pflotsh Wetter-Apps – unter anderem Pflotsh Storm mit HD Radar, Stormtracking und Blitzen
Haben Sie sich schon auf unsere Webseite kachelmannwetter.com umgeschaut? Wir haben zahlreiche Vorhersagetools, wie die Vorhersage Kompakt Super HD, den XL Trend und Ensemble Vorhersagen für jeden Ort.
Neben unseren weltweiten Messwerten mit umfangreichem Archiv, weltweiten Satellitenbildern (mit Archiv ab 1981) und der weltweiten Blitzortung finden Sie neben dem HD Regenradar zahlreiche weitere von uns entwickelte Radartools, wie beispielsweise das Stormtracking für Gewitter oder unser Sturzflut-Tool!
Außerdem gibt es ein umfangreiches Angebot an Modellkarten, wie für Mitteleuropa und andere Teile der Welt das hauseigene Super HD Modell mit 1×1 km Auflösung und das europäische Modell ECMWF mit unzähligen Vorhersagekarten für die ganze Welt.
Grauenvoll. Und die Redkorde über- oder besser untertreffen die alten noch um ein Vielfaches. Ich wohne im Nordosten von Berlin und da hatten wir das riesige Glück des Höhentiefs Mitte Juli mit gutem Regen (da war schon vieles ausgetrocknet).
Man kann nur hoffen, dass die Blockade endlich von Tiefs durchbrochen wird und uns dieses Wetter in zukünftigen Jahren nicht öfter treffen wird.
Man soll ja Wetter nicht mit Klima verwechseln und aus statistischer Sicht lässt sich das auch nicht machen. Aber wenn man bei solchen Extremwetterlagen nicht auf den Klimawandel hinweist, wann dann? Das Klima ist pure Statistik und die ist zu komplex, um bei den Menschen anzukommen. Ich finde es deshalb legitim, bei solchen Schlagzeilen auch auf den Klimawandel hinzuweisen, wie es einige Klimaforscher aktuell tun. Die machen es immer mit der Bemerkung, dass man solche Wetterkapriolen nie zweifelsfrei nur einer Ursache zuordnen kann. Das Bild vom gezinkten Würfel passt hier und der Zusammenhang wird von den Klimawissenschaftlern m.E. auch durchweg seriös dargestellt.
Hallo liebes Team von Kachelmannwetter!
Dem Beitrag kann ich voll und ganz beipflichten – es ist wirklich extrem trocken. Ich kann ja mal „kurz“ die Situation aus meiner Heimatstadt Delmenhorst (südwestlich von Bremen) schildern:
Dort hat es seit Mai weniger geregnet als in so mancher Region am Niederrhein oder im Emsland beispielsweise (s. Regensummen KalibriertHD). Danach sind in Delmenhorst geschätzt 55 l/m² heruntergekommen (beispielsweise in Kleve und Lingen geschätzt 110 l/m² bzw. 140 l/m²). Das meiste hat sich auch nur in kleinen Beträgen (< 5 l/m²) aufsummiert, die schnell wieder verdunstet sind und kaum tiefer in den Boden einsickern konnten. Der aktuelle Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums belegt dies auch und kategorisiert Delmenhorst mit einer extremen bis außergewohnlichen Dürre. Und die Folgen sind hier natürlich nicht weniger dramatisch als anderswo: ausgetrochnete Bäche mit toten Fischen (s. Artikel 23.07.18), Stadtwerke erwägen Nutzungseinschränkungen und Bürger werden aufgerufen beim Wässern der Straßenbäume mitzuwirken (s. Artikel 24.07.18), OOWV (Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband) senkt Wasserdruck in den Leitungen um Zwangsmaßnahmen zu vermeiden (s. Artikel 29.07.18), Vieh wird im Stall mit Winterreserven gefüttert und es droht Notschlachtung(s. Artikel 30.07.18),…
Wer Interesse an den Details hat, kann sich gerne mal die nachfolgenden Artikel dazu anschauen:
23.07.18: https://www.noz.de/lokales-dk/delmenhorst/artikel/1406804/wetterdienst-warnt-vor-hitze-heidkruger-baeke-ausgetrocknet#gallery&66481&0&1406804
24.07.18: https://www.noz.de/lokales-dk/delmenhorst/artikel/1408387/hitzewelle-stadtwerke-erwaegen-einschraenkungen-beim-trinkwasser#gallery%2666481%260%261408387
29.07.18: https://www.noz.de/lokales-dk/delmenhorst/artikel/1411683/oowv-senkt-wegen-hitze-wasserdruck-in-delmenhorst-und-umzu
30.07.18: https://www.noz.de/lokales-dk/delmenhorst/artikel/1412816/delmenhorsts-landwirte-verlieren-die-hoffnung
Ich selber bin im Süden der Stadt aufgewachsen und dort hat sich seit langem ein Steppencharakter entwickelt mit verdorrten Feldern und Bäumen, deren Laub mehr und mehr Herbstfärbung annimmt und zusehends herunterfällt. Ärgerlicherweise befindet sich das städtische Wasserwerk auch noch in unmittelbarer Nähe und beeinflusst somit sehr stark den Grundwasserspiegelabfall. Damit wird es für die Wurzeln immer schwerer an das wertvolle Nass aus der Tiefe zu kommen.
Man kann zweifellos festhalten, dass der Sommer 2018 mit dem Stand des heutigen Tages in Sachen Regendefizit das Jahr 2003 in Delmenhorst (aber auch andernorts) überholt hat. In puncto Temperatur kann dieser Sommer allerdings dem genannten Jahr nicht das Wasser reichen – und wird es hier im Norden sehr wahrscheinlich auch nicht, wenn man sich den Temperaturtrend anschaut. Allerdings sind die Niederschlagssignale bis in die nächste Woche hinein sehr mau für Delmenhorst und damit wird der Stresstest für Flora und Fauna (leider) immer dramatischer.
PS: Vielen Dank für euer stetes Bemühen um diese wirklich sehr gelungene Wetterseite. Als Hobbymeteorologe nutze eure Info-Tools sehr häufig für die eigene Vorhersage und bin begeistert davon sowie von euren fachkundigen Beiträgen und Videos 🙂 Bitte macht weiter so!