Kommt 2016 ein Gewittersommer?
Derzeit geistern in diversen Medien wieder Berichte umher, ein amerikanischer Wetterdienst würde für Deutschland vermehrt Gewitter und Unwetter im Sommer 2016 sehen…
Ist das wirklich so?
Vorweg sei direkt gesagt: Das weiß niemand und das wird auch niemand wissen, egal welcher Wetterdienst das auch ist. Denn man kann nicht über Wochen und schon gar nicht über Monate abschätzen, wie der Sommer in Deutschland wirklich wird. Ja, er kann gewitterträchtig werden, aber genauso auch einfach trocken und sonnig warm, oder kühl mit Nieselregen.
Es gibt in Deutschland jeden Sommer Unwetter und es ist keine Kunst zu sagen, dass es ein Gewitter- oder Unwettersommer wird. Denn irgendwo wird es welche geben, wie eben jedes Jahr!
Aber schauen wir mal genauer auf die Gewitter in Deutschland. Sind es wirklich mehr Gewitter geworden, oder haben die Unwetter zugenommen in den letzten Jahrzehnten?
Kann man so nicht sagen. Gewitter und auch Unwetter gab es schon immer in Deutschland. Problem, dass die Gewitter immer heftiger werden, sind eher die Versicherungsschäden. Denn damit werden in Deutschland Unwetter (auch Stürme und Hochwasser) eingestuft.
Vor 40 Jahren waren zudem deutlich weniger Leute versichert. Ist dann mal ein Keller abgesoffen, waren höchstens die Kohlen und Kartoffeln nass.
Heute säuft die Bar von Papa ab inkl. der High-Tech-Musikanlage und des Flat-TV für die Bundesligaspiele mit Kumpels. Zudem von Mama die 3 Gefriertruhen, High-Tech-Waschmaschine und Trockner … und die Wintersachen, die ja im Sommer eingekellert werden. Heute werden solche Schäden an Haus und Fahrzeugen der Versicherung gemeldet, die dann auch die Schäden sämtlicher Unwetter aufsummiert und am Ende des Sommers sagt, das war ein gaaaanz schlimmes Unwetterjahr….
40 Jahre zurück hätte es nicht weiter gestört, wenn der VW Käfer einige Beulen vom Hagel gehabt hätte und sollte man dagegen versichert gewesen sein, so hat man nichtmal 10.000 Mark für einen Neuen zurück bekommen.
Heute reicht eine Beule auf einem Golf VII und man rennt zur Versicherung, die den Schaden dann mit mehreren 1000 Euro der Gewittersumme zuschreibt.
Was man auch noch berücksichtigen muss ist, dass das Stationsnetz mit Regenmessbechern ausgebaut wurde und somit extremere Regenmengen in Unwettern auch besser erfasst werden. Zudem hat heute fast jeder ein Handy, mit dem man sofort Fotos und Videos machen kann, die man dann per Facebook, Twitter und Whatsapp Sekunden später in die Welt verteilt. Auch das gab es früher nicht und viele Unwetter haben es so niemals in die Medien geschafft. Da musste schon wirklich jemand per Zufall dort gewesen sein mit Kamera und dann zum Sender gefahren sein, oder es kam Tage später da mit der Post an. Denn E-Mails gab es noch nicht und Filme sowie Bilder mussten damals noch erst entwickelt werden.
Das heutige Zeitalter mit der Schneekatastrophe von 1978/79 oder den verheerenden Münchener Hagelsturm vom 12. Juli 1984 und man hätte nie geahnte Fotos in den Social Medien gesehen.
Aber nun gut, wie viele Gewitter gibt es denn normalerweise in Deutschland?
Die Monate mit den meisten Gewittern sind die Sommermonate Juni und Juli, wobei meistens der Juli hier noch der Monat mit den meisten Blitzen ist. Laut des Blitzdienstes von Siemens gibt es in Deutschland beispielsweise im Juni und Juli eines jeden Jahres zwischen 700.000 und 1.100.000 Blitze pro Monat. Mal sind die Jahre weniger gewitterträchtig (wie die Jahre 2011, 2010, 2008, 2004) oder es gibt auch mal mehr als eine Millionen Blitze im Juli in ganz Deutschland (wie die Jahre 2006, 2007, 2009, 2012).
Und wo gibt es die meisten Gewitter in Deutschland?
Grundsätzlich kann man sagen, dass die meisten Gewitter zwischen NRW und dem Bodensee/Oberrhein auftreten, ebenso aber die Gebiete von Sachsen bis zum Bayerischen Alpenrand. Weniger Gewitter und vor allem Unwetter gibt es an den Küsten, besonders die Nordsee hat nur selten wirkliche Unwetter in Form von kräftigen Gewittern. Man muss aber auch dazu bedenken, dass ein Unwetter mit Hagel und 100 Litern Regen pro Quadratmeter in einem 1000 Seelen-Örtchen andere Auswirkungen hat, als ein Unwetter gleicher Kategorie mitten in Berlin.
Welche waren die schwersten Unwetter der letzten Jahre?
Das sind einige, da muss man unser Archiv mal richtig durchstöbern. Sturmböen und enorme Regenmengen kann man rasch finden. Bei Hagelschlag wird es schon schwieriger. Bekanntestes Unwetter der letzten beiden Jahre ist das Pfingstunwetter vom 9. Juni 2014 in NRW. Damals gab es einen riesigen Gewittercluster, der von der Eifel quer über NRW nach Nordosten zog und das Rheinland und das Ruhegebiet voll erwischte. Windböen von 130 bis 160 km/h waren da sicher mit dabei, am Flughafen Düsseldorf wurden an diesem Abend 142 km/h gemessen!
Hier mal ein Video zu diesem Unwetter:
Fazit: Zunächst mal keine Panik. Es wird auch diesen Sommer, wie in jedem Sommer in Deutschland Unwetter geben. Wie viele und wo genau, weiß heute niemand und wird auch niemals jemand wissen. Warten wir einfach den Sommer ab. Vorhersagen kann man ihn nicht.
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Prima! Verständlich und locker geschrieben, dazu mit einer erfreulich unaufgeregten Haltung – so macht Wetter Spaß! Frohe Pfingsten 🙂
Danke für eure immer informativen Berichte und Infos! Ich lese eure Seite gern und immer wieder.
Eine Bitte habe ich aber: Ihr kämpft ja gerne gegen Mythen und Märchen zum Thema Wetter, das ist super. Dann erspart doch euren Leserinnen solche Passagen, die andere Mythen zementieren:
„Heute säuft die Bar von Papa ab inkl. der High-Tech-Musikanlage und des Flat-TV für die Bundesligaspiele mit Kumpels. Zudem von Mama die 3 Gefriertruhen, High-Tech-Waschmaschine und Trockner“
Gemein, warum haben immer die Männer die coolen Sachen? Die Frauen kochen und putzen? Ich weiß, es war bloß lustig gemeint, aber es nervt einfach, wenn man so was heute immer noch liest…
Kann man sehen, wie man will. So sind aber eben nun mal viele Kellerräume ausgestattet. Das dort nicht die tollen Sachen der Frau zu finden sind, war schon immer so. Die lagern irgendwo im Haus, aber nie im Keller. Deswegen werden die Männer auch in den „Hobby“-Keller verbannt. Oder hat man irgendwo schon mal ein Spielzimmer der Männer im Haus gesehen? Oder die Schuhe und Handtaschen der Frau im Keller? Bis über die erste Treppenstufe steigt das Wasser meistens nie 😉 … Nur nicht zu ernst nehmen 😀
Ein toller, sehr interessanter Artikel. Eine Frage noch, kann man sagen, WARUM es an den Küsten vergleichsweise wenige schwere Gewitter gibt?
Hier ist die Luft nicht so energieträchtig, weil auch die Temperaturen meistens nie so hoch steigen, wie im Landesinneren und es selten schwül wird.
Also bisher war diese Prognose eines „Gewittersommers“ doch gar nicht mal so schlecht. 😉
Weil jeder Sommer ein Gewittersommer ist. 😉 Gewitter und Unwetter gehören nun mal zum Sommer. Auch wenn das immer keiner glauben will.
„Gewittersommer“ soll ja auch nur auf das Überdruchschnittliche hinweisen. Und ich finde schon, dass dieser Sommer bisher einfach mehr durch wiederholten Tiefdruck mit Schwüle und in der Folge teils heftigen Unwettern auffällt, als durch stabile Hochdruckwetterlagen.
Ja, vor allem die lange Sumpflage im Mai/Juni mit den heftigen Unwettern war außergewöhnlich. Die aktuelle Lage ist vergleichbar damit. Stabile Hochdrucklagen sind in Deutschland jedoch trotzdem nicht die Regel im Sommer. Jeder wünscht sie sich, klar :-), gerade während der Sommerferien, aber mehrere Wochen Sommersonne und Wärme am Stück sind für Mitteleuropa eher nicht die Regel.