Was ist mit dem November nicht in Ordnung…?
… genau diese Frage hört man momentan überall, wenn man Leute trifft, sei es beim Einkaufen oder sonstwo, die ungewöhnlich lange Novemberwärme ist derzeit überall ein Thema.
Der Schnee- und Winterfan verfällt in Depressionen, andere freuen sich über die noch lockere Kleidung und das Einsparen von Heizkosten. Und auch die Berufspendler sind froh, dass es kein Eis und Schnee auf den Straßen gibt.
Doch was ist der Grund für diese Wärme? Ändert sich das vielleicht mal in den nächsten Tagen? Die knallharte Antwort vorweg: NEIN!
Aber schauen wir uns mal alles im Einzelnen an:
Hoher Luftdruck wird in den kommenden Tagen weiter bestehen bleiben zwischen Südfrankreich und dem Alpenraum. Die Karte oben zeigt die Luftdruckverteilung über Europa am kommenden Samstagmorgen. Milde Luft wird weiterhin vom Atlantik (Azoren) in weitem Bogen nach Mitteleuropa geführt. Tiefdruckgebiete sind zwischen Island und Skandinavien in den nächsten Tagen unterwegs, deren Ausläufer streifen mit ihren Regen- und Windfeldern auch den Norden Deutschlands zeitweise, während es im Süden meistens trocken und vielfach auch sonnig weiter geht. Man kann schon erahnen, dass es dementsprechend auch zu mild weiter geht, da die Strömung ja nicht aus Nordwest bis Nordost kommt. Das zeigt auch die folgende Karte mit den Mittagstemperaturen von Europa am morgigen Mittwoch (11.11.15):
Kälte und auch Frost findet man da nur im Norden Russlands, in Teilen Skandinaviens (hier vor allem auch im Norden) und auf Island. Der Rest Europas ist und bleibt mild, auch im Mittelmeerraum ist es stellenweise auch noch sehr warm für diese Jahreszeit.
Na gut, aber kann nicht ein Tief diese Wetterlage kippen und uns kältere Luft aus Norden bringen? Naja, so einfach ist das nicht, denn wir haben eine derzeit undurchdringliche Barriere zwischen der Kaltluft im Norden und Mitteleuropa. Und diese Barriere nennt sich „Jetstream„.
Auf der folgenden Karte sieht man den Wind in etwa 9000 Metern Höhe über Europa. Windgeschwindigkeiten von teilweise deutlich mehr als 200 km/h fegen von den Azoren über Großbritannien und Südskandinavien hinweg bis in den Osten Europas. Dabei verläuft dieser Jetstream wie ein Gürtel um die Nordhalbkugel und das in Wellen. Wir liegen in Mitteleuropa praktisch auf einem „Wellenberg“. Um kalte Luft zu bekommen, müsste der Jetstram südlich von uns verlaufen und wir in einem „Jetstream-Wellental“ liegen.
Und genau DAS ist die undurchdringliche Barriere, die uns derzeit die Kaltluft von der Pelle hält. Stellt euch mal einen Ball vor. Dieser Ball ist ein Tief, welches mit Schmackes von der Polarregion nach Süden Richtung Südskandinavien/Mitteleuropa ziehen will. Was passiert wohl mit dem Tief, wenn es in den Jetstream kommen würde? Man findet es ein paar Stunden später deutlich milder irgendwo über der Ukraine wieder und wird würden nix, absolut nix von kälterer Luft spüren.
Wieso heißt das Teil da oben eigentlich Jetstream? Nun, die Fluggesellschaften nutzen den Rückenwind teilweise aus, um spritsparend und schneller ans Ziel zu kommen. Kreuzt man aber solch einen Jetstream mit dem Flugzeug und fliegt einmal durch anstellen mit ihm, werden üblicherweise mehr Kotztüten verteilt als sonst.
Aber wie geht es denn in der nächsten Woche weiter, oder stellt sich gegen Ende November die Wetterlage vielleicht um? Ich hänge hier mal einfach eine Modellkarte vom 25.11.15 (!!!) mit an, um den Trend eines Modelles zu zeigen:
Und? Fällt was auf? Nein, es ist keine Kopie von der obrigen Karte. Die ist wirklich vom 25. November 2015. Man sieht also, dass vermutlich alles so bleibt wie es ist. Auch die Temperaturkarte für den 25.11.15 zeigt nicht wirklich eine gravierende Abkühlung gegen Ende des Monats:
Die beiden Karten aber bitte nur als Trend sehen! Es gibt auch andere Wettermodelle, doch nach dem heutigen Stand zeigt in den kommenden 10 Tagen KEIN Wettermodell irgendwas, was in Richtung Winter gehen könnte. Auch am Beispiel Berlin von unserer XL-Vorhersage (Link unten stehend) wird es zwar ein wenig kühler, aber von der 0-Grad-Grenze sind wir immer noch weit weg:
Fazit: Vermutlich bleibt es noch länger als 10 Tage so wie es derzeit in Deutschland ist. Mild, im Norden zeitweise nass, im Süden teils sonnig, teils neblig. Tränenausbrüche und Verzweiflung bei den Winterfans, Jubelsprünge bei den Leuten mit der knappen Heizungs-Haushaltskasse.
Aber: Irgendwann wird sich vielleicht im Dezember die Wetterlage umstellen. Vielleicht! Und vielleicht ja kurz vor Weihnachten? Das weiß aber heute niemand! Es kann immer noch einen sehr kalten und schneereichen Winter geben, aber auch einen deutlich zu milden, oder einen normalen…wissen tut das heute keiner, egal welche Orakel sich man dafür betrachten mag…
Glückauf aus Bochum
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Schade….alle die sich auf Skiferienin den Alpen oberhalb 1500m!!!! (nicht irgendwo in der Eifel) in den Weihnachstferien gefreut haben werden wohl wieder bitter enttäuscht (wie auch schon letztes Jahr)……ist doch alles nicht mehr normal, Dauersommer, Dauerwärme…es kotzt einen so langsam an.
Weihnachten ist in sechs (!) Wochen. Bis dahin kann ganz Deutschland unter einer geschlossenen Schneedecke liegen!
Naja, 6 Wochen….sagen wir mal 4 Wochen bis dass es mal ordentlich schneien sollte in den bergen…letztes Jahr war es doch ganz ähnlich, da war auch nix in Sachen Schnee oberhalb 1500m auf der Alpennordseite….
Wer lesen kann……..
Offensichtlich hast du den oberen Beitrag nicht verstanden. Selbst die 10-Tage-Karte ist nur ein TREND! Keine Vorhersage für den ganzen Winter.
Danke für diese Erläuterungen, die man sonst kaum findet. Aber wie kommt es denn, dass der Jetstream ausgerechnet in diesem Jahr solche Auswirkungen hat?
Und man kann euch nichts vorwerfen – vom Jetstream hattet ihr bereits vor Wochen gesprochen und über dessen vermutlich eingreifende Wirkung auf unser Wetter berichtet 🙂
Der Jetstream hat nicht nur in diesem Jahr solche Auswirkungen auf das Wetter in Mitteleuropa, sondern quasi immer. Er ist der Grund, warum wir klimatisch gesehen in der Westwindzone leben, da (grob betrachtet) vom Höhenhoch über dem Äquator zum Höhentief über der Arktis strömende Luft in diesen Breiten durch die Corioliskraft gen Westen abgelenkt wird. Da dieses Starkwindband allerdings an den Kontinenten (vor allem Gebirgen) abgelenkt wird, verläuft es nicht geradlinig, sondern wellenartig („Wellenberg“ –> Rücken/Hoch, „Wellental –> Trog/Tief“)
Durch die Jahreszeiten und der damit verbundene, unterscheidliche Temperaturgradient zwischen Arktis und Äquator (im Winter ist der Temperaturunterschied in der Regel größer), liegt der Jetstream mal nördlich, mal aber auch über oder sogar südlich von uns und ist mal mehr, mal weniger stark. Und an dieser Stelle brauchst du dir nur die Karten anschauen und uns mal im Wellental des Jetstreams vorstellen, damit käme der Höhenwind aus Nordwest und es wäre kälter und Tiefdrucklastiger. Die Stärke sorgt dabei für Stabilität der Großwetterlage und zurzeit halt für stabil höhenwarme Luft aus Südwest bei gleichzeitigem Hochdruck zumindest in Süddeutschland.
Der Jetstream hat immer Auswirkung auf unser Wetter. Die Frage ist nur wo und wie er verläuft.
ganz vereinfacht… Verläuft er südlich von uns,gelangen wir auf die kältere Nordseite.