Heftige Unwetter in Polen Freitagabend/Nacht zu Samstag
Ein Unwettergebiet mit schweren Gewittern ist ab Freitagabend und in der Nacht zum Samstag über Polen hinweg gezogen und hat gebietsweise Schäden angerichtet. Betroffen war etwa die Westhälfte des Landes. Das Satellitenbild Top Alarm zeigt das Gewittersystem, wie es sich von Tschechien her gebildet hat und über Polen deutlich verstärkt. Sehr labile und feuchte Luftmassen in Kombination mit hoher Windscherung ließen diesen MCS, ein „mesoskaliges konvektives System“ entstehen. Es wird sich vermutlich sogar um ein „Derecho“ gehandelt haben, wie damals beispielsweise 2002 in Berlin.
Dabei kam es recht verbreitet zu Sturmböen um 80 km/h, örtlich auch zu heftigen Orkanböen. Die Wetterstation in Elblag registrierte mit Durchzug der Unwetter schwere Orkanböen mit 152 km/h, wie unsere Messwerte hier zeigen. Ein schockierendes Video bei Facebook zeigt ganze Wälder die verwüstet wurden und tausende abgeknickte Bäume. Zudem gab es intensiven Starkregen und Überschwemmungen, lokal auch großen Hagel. Polnische Medien berichten zudem über Stromausfälle.
Große Bildersammlung zu den Unwettern bei Facebook
Heute am Samstag kommt es vor allem über dem mittleren und östlichen Polen zu weiteren Gewittern und Regenfällen. So heftig wird es aber wahrscheinlich nicht mehr. –> aktuelle Blitze in Polen
An derart heftigen Gewittersystemen mit viel Windscherung gibt es fast immer beeindruckende Wolkenformationen, wie eine Shelfcloud. So auch gestern in Polen.
https://www.youtube.com/watch?v=5EWl7QebKB4
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Über den Autor
Fabian Ruhnau
Meteorologe aus Bochum im Ruhrgebiet. Zuvor bis Mitte 2015 6 Jahre lang hauptsächlich im Bereich Unwetterwarnungen für Deutschland und Europa tätig. Twitter: @Fabian_Ruhnau
Anstelle von Elblag dürfen Sie ruhig den deutschen Namen der Stadt Elbing schreiben. Es wird Ihnen niemand den Kopf dafür abreißen. Die Franzosen sagen auch Cologne und nicht Köln.
Was tut das zur Sache? Spielt doch keine Rolle.
Ich finde das furchtbar, was da passiert ist.
Waren in der Nacht von Freitag auf Samstag in einem Wochendhaus in Klodno südwestlich von Danzig/Gdansk. Sah heute so aus wie dem Facebook-Video. Freitag gegen 23 Uhr gab es plötzlich eine Front aus Süden mit unzähligen Blitzen (1-3 pro Sekunde), kein Donner, dann orkanartiger Wind mit Regen während ca. 45 min. Hab nochmal nachgeschaut, passt alles zum von ihnen erwähnten „Derecho“. Hatte ich bisher so noch nie erlebt, Die Geräuschkulisse und das Bild heute früh waren jedenfalls wie aus einem Katastrophenfilm. Dazu: kein Strom, kein Wasser, kein Telefon … Einige Bäume fielen auch auf unserem Grundstück, einer aufs Dach, zum Glück ohne weiteren Schaden anzurichten. Ein Lob an die polnische Feuerwehr und unsere Nachbarn, die mehrere Kilometer Stasse und unsere Einfahrt, geblockt von unzähligen Bäumen, bis zur Mittagszeit passierbar gemacht haben!
Vielen Dank für den Bericht!
Mehr hinweise und foto im google.pl „Rytel po nawałnicy“
Anbei ein aktuelles Paper, das eine verbesserte Methode zur Vorhersage der Mesoskaligen konvektiven Systeme (MCS) beschreibt und insbesondere bei MCS bedingten Überflutungen auf dem afrikanischen Kontinent leben retten dürfte:
https://doi.org/10.1073/pnas.2007998117
> Dry soils can intensify mesoscale convective systems
> Cornelia Klein and Christopher M. Taylor
Viel Spaß
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