Sturmserie im Januar/Februar 1990
Im Winter 1989/90 richtete eine Serie aus diversen Sturm- und Orkantiefs in vielen europäischen Staaten gewaltige Schäden in Milliardenhöhe an. Rund 200 Menschen kamen ums Leben. Den Anfang machte das Orkantief „Daria“ Ende Januar, weitere Orkantiefs waren unter anderem „Vivian“ und „Wiebke“ im Februar 1990. Eine ähnliche Sturmserie wurde seit Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichnungen nicht beobachtet, auch wenn Aufzeichnungen in Archiven auf ähnliche Ereignisse in früheren Jahrhunderten hinweisen. Der Winter 1989/90 gehört in Deutschland zu den mildesten des 20. Jahrhunderts, da vom Atlantik sehr häufig sehr milde Luft nach Mitteleuropa gelenkt wurde.
„Daria„, das erste Orkantief der Sturmserie im Januar/Februar 1990, zog Ende Januar vom Atlantik über die Britischen Inseln und die Nordsee hinweg in Richtung Osten. An seiner Südseite erfasst das Sturmfeld am 25.01.1990 weite Landesteile. Selbst in tiefen Lagen gab es in vielen Regionen Böen bis Orkanstärke, teilsweise sogar bis 150 km/h und darüber, dazu die Karten mit den Spitzenböen am 25.01.1990 und den Spitzenböen am 26.01.1990. Auf dem Brocken im Harz wurde eine Spitzenböe von 230 km/h gemessen. In Jesteburg südlich von Hamburg richtete zusätzlich ein Tornado erhebliche Schäden an. Lesen Sie mehr zu Winterstürmen und Tornados.
Europaweit starben durch „Daria“ mindestens 94 Menschen, davon 8 in Deutschland. Besonders betroffen waren Großbritannien, Frankreich, die Beneluxstaaten und Deutschland. Über die Schäden gibt es unterschiedliche Angaben, nach einer Meldung der Münchener Rückversicherung beliefen sich die Schäden auf rund 4,4 Milliarden Euro. Damit gehört „Daria“ zu den folgenreichsten Orkanen der vergangenen Jahrzehnte.
Am 28. Januar 1990 folgte ein kleinräumiges Sturmtief, das vom Seegebiet westlich von Portugal rasch über England zur Nordsee zog und dessen Sturmfeld vor allem den Nordwesten und Norden Deutschlands traf. Die Spitzenböen am 28.01.1990 erreichten stellenweise Orkanstärke, so am Seewetteramt in Hamburg-St.Pauli mit 126 km/h. Zahlreiche weitere Wetterstationen im Nordwesten und Norden Deutschlands meldeten auch im Binnenland orkanartige Böen. Erneut gab es Schäden und viele bereits durch „Daria“ vorgeschädigte Bäume stürzten um.
„Herta“ war ein kleines, aber intensives Randtief, das Anfang Februar 1990 vom Seegebiet vor Portugal sehr rasch nach Nordosten zog und dabei Norddeutschland überquerte. Das Sturmfeld erfasste vor allem den Süden und die Mitte des Landes, wo es am 03.02.1990 und in der Nacht zum 04.02.1990 Böen bis Orkanstärke gab.
Wenig bekannt wurde das Randtief „Judith„, das am 08. Februar 1990 über die Britischen Inseln hinweg in Richtung Nordosten nach Südskandinavien zog. Erneut gab es in vielen Teilen Deutschlands Böen bis Orkanstärke, dazu die Karte mit den Spitzenböen am 08.02.1990. Mit südwestlicher Strömung wurde sehr milde Luft in weite Landesteile geführt, in der verbreitet Höchstwerte von 15 Grad und mehr gemessen wurden.
Am 14./15. Februar 1990 zog ein Sturmtief vom Seegebiet südlich Islands über die Nordsee nach Polen. An seiner Südseite wurden vor allem im Süden Deutschlands Böen bis Orkanstärke registriert. Dazu die Spitzenböen am 14.02.1990 und die Spitzenböen am 15.02.1990.
Das Orkantief „Vivian„ zog am 26./27. Februar vom Atlantik über Schottland und die nördliche Nordsee nach Südskandinavien. Das zugehörige Sturmfeld erfasste ganz Deutschland mit Böen bis Orkanstärke am 26.02.1990 und am 27.02.1990. Die höchste Böe wurde auf dem Wendelstein am Alpenrand mit 265 km/h gemessen. In Burgsteinfeld richtete ein mutmaßlicher Tornado große Schäden an.
Durch den Orkan „Vivian“ kamen europaweit 64 Menschen ums Leben, davon allein 15 in Deutschland. Es entstanden Schäden in Milliardenhöhe und „Vivian“ gehört zu den teuersten Winterstürmen im 20. Jahrhundert. Zahlreiche Karnevalsumzüge am Rosenmontag (26.02.1990) fielen aus oder wurden abgebrochen, der Rosenmontagsumzug in Düsseldorf wurde auf den Mai verschoben. Betroffen waren von dem Orkan neben Deutschland auch Großbritannien, Irland, Frankreich, die Beneluxstaaten und die Schweiz.
Direkt nach „Vivian“ folgte das kräftige Randtief „Wiebke„, das über die Nordsee und Dänemark hinweg zum Baltikum zog. In der Nacht vom 28.02.1990 zum 01.03.1990 überquerte das Sturmfeld des Randtiefs Deutschland mit erneuten schweren Orkanböen. Betroffen waren neben Deutschland die Schweiz und Österreich. Insgesamt kamen durch „Wiebke“ 35 Menschen ums Leben. Die Schäden gingen erneut in die Milliarden.
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Danke Herr Sävert das Sie an die Große Orkanserie 1990 erinnern !
Der erste Sturm traf Westeuropa sogar Mitte Dezember 1989, mit Orkanböen über Westeuropa und vielen Toten.
Es war auch der Sturm der in Deutschland auf der Südseite bis auf teils über +20°C ansteigen ließ.
Der Orkan „DARIA“ vom 25/26.12.1990 war in NRW einer der heftigsten der lezten 70 Jahre ! Mit DARIA können es nur die Orkane ( Quimburga 13.11.1972, Capella-Orkan 3-5.01.1976 und dann Vivian 26/27.01.1990 )aufnehmen. Der Orkan Kyrill vom 18/19.01.2007 war etwas Schwächer als DARIA. Denn DARIA brachte verbreitet Orkanböen in NRW ! Selbst im Flachland bis 150 Km/h, dazu muss man Bedenken das vor 27 Jahren das Netzt von Wetterstationen noch nicht so Ausgeprägt war wie es Heute der Fall ist.
Ich kann mich noch an die heftige Orkanserie erinnern, es war damals Dauergesprächs Thema bei den Leuten, jedes zweite Haus hatte Sturmschäden und viele Privatgärten hatten umgestürtzte Bäume. Bei meinen damaligen Nachbarn viel sogar eine Mauer um aus Glasbausteinen.
Seitenstraßen in der Stadt waren Tagenlang oder Wochenlang gesperrt, weil die beschädigten Dächer eine Gefahr darstellten. Auch Parks und Grünanlagen waren Wochenlang gesperrt.
Definitiv gehört die Orkanserie von 1990 zu den heftigesten in Europa der letzten 300 Jahre.
Genauso wie die Orkanserie von 1999/2000 als 3 Jahrhundertorkane noch größere Schäden als 1990 anrichteten !
Die 1990 Orkane verursachten allesamt ca. 80. Mio Kubikmeter Sturmholz in Deutschalnd. Europaweit waren es 1990 ca. 126 Mio. Kubikmeter Sturmolz.
Kyrill hat mit Franz ( 11.01.2007 ) und Hanno ( 14.01.2007 Schweden ) ca. 60. Mio Kubikmeter Sturmholz in Europa geworfen.
Lothar und Martin dagen über 200 Mio. Kubikmeter Sturmholz geworfen, die beiden zusammen mit Anatol, sogar über 210 Mio. Kubikmeter Sturmholz, damit haben die 1999 Orkane die meisten Schäden verursacht, dich gefolgt von der Unheiligen Allianz der 1990 Orkane.
Der Orkan Quimburga hat in Deutschalnd ca. 20 Mio Kubikmeter Sturmholz geworfen, und bei Capella-Orkan waren es nur wenige Millionen, weil durch den Niedersachsen Orkan schon alles Platt war.
Der etwas Unbekannte, aber von der Intensität her mit Kyrill vergleichbare Orkan Yra von 23/24.11.1984, hat glaube ich gelesen zu haben, ca. 10 Mio. Kubikmeter Sturmholz geworfen.
Zwischen 1900 und 1920 gab es heftige Orkane in Deutschland, die auch ganze Wälder zerstörten, durch die beiden Weltkriege gerieten diese natürlich in Vergessenheit.
Kyrill stellt somit einen Orkan dar, der im europäischen Großraum ( mit Atlantik ) etwa alle 1-2 Jahre auftritt, oder sogar mehrmals im Jahr.
Auf dem europäischen Festland tritt ein Orkan wie Kyrill etwa alle 5 Jahre auf, in Deutschland etwa alle 10 bis 15 Jahre :
Groß-Orkane Deutschland :
Christian – 28.10.2013
Xynthia – 28.02.2010
Kyrill – 18/19.01.2007
Jeanette – 27/28.10.2002
Lothar – 26.12.1999
Anatol – 3/4.12.1999
Verena – 13/14.01.1993
Wiebke – 28.02 bis 1.03.1990
Vivian – 26/27.02.1990
Daria – 25/26.01.1990
Yra – 23/24.11.1984
Capella-Orkan – 3-5.01.1976
Quimburga – 13.11.1972
Adolph-Bermpol-Orkan und Serie vom 22.02. bis ca. 5.03.1967
Vincinette – 16/17.02.1962
Zwei Orkane vom 19. bis zum 23.12.1954
Diese Orkane die ich aufgelistet habe sind die stärksten der letzten 65 Jahre.
Eine weitere heftige Sturm- und Orkanserie war ende Februar/anfang März 1967 als 2 Orkane und 3 Sturmtiefs sehr große Schäden anrichteten.
Es gab aber gewiss noch heftigere Orkanserien als 1967, 1990, 1993, 1999 oder 2007 !
Die schlimmste der letzten 500 war die große Orkanserie von November/Dezember 1703 als vermutlich 6 Orkane innerhalb einer Woche Europa´s Infrastruktur zerstörten.
Der heftigste Orkan damals tobte am 8.12.1703 mit geschätzen Böen von über 200 Km/h in Westeuropa, nach Daniel Defoe und den Untersuchungen von Hubert Lamb, bestand die Möglichkeit das es damals innerhalb des Trogs ( Höhenkaltluft )in Graupelgewittern Böen bis über 260 km/h gab. Die Isobarendrängung betrug über 80 hpa ( Kiel – Freiburg ). 8000 bis 15.000 Tote gab es. Und eine mittlere Windgeschwindigkeit betrug 144 Km/h, zudem gab es in Europa politische Auseinandersetzungen der Feudalordnung in Großbritanien und Frankreich. Der Orkan von 1703 griff mit großen Folgen in die politische und wirtschaftliche Kriese ein.
Menschen die sich mit der Katastrophe von 1703 beschäftigt haben, belassen es dabei das so ein Orkan von 1703 in den heutigen europäischen Wäldern und Metropolen eine Zerstörung biblischen Ausmaßes anrichten würde.
1362 ging es in Europa ähnlich stürmisch zur Sache. Wann so eine außerordentliche Orkanserie auftritt ist schwer zu sagen, in Folge der Erwärmung und eventuellen temporären Vereisung Nordamerikas könnte so eine Serie sich alsbald wiederholen oder noch heftiger.
Gewiss waren die Orkane von 1972, 1976, 1990, 1999 und 2007 nicht die letzten ihrer Art, auch wenn es im Moment vorrübergehend ruhiger zur Sache geht.
Sehr interessante Rückblicke!
Vielen Dank an die Autoren!
1967 wurde hier genannt. Diese Sturmserie ist mir auch noch gut in Erinnerung geblieben. Genauso wie der Wirbel
„Quimburga“ vom 13. November 1972, der in Gießen beinahe zu einem tragischen Unglück geführt hätte. Ein komplettes Dach eines Schulgebäudes wurde davon getragen und knallte mit Wucht auf einen Schulhof, wo sich nur wenige Minuten zuvor dutzende Schüler aufhielten.
Aber unvergessen ist natürlich die 1990er Sturmserie, die ich allesamt miterlebt habe. Zwei davon dienstlich auf Wetterwarten. Das war ganz schön stressig aber hoch interessant.
Die Stürme haben auch die umliegenden Wälder rund um Gießen in Mittelhessen großflächig verwüstet. Erst jetzt – 27 Jahre danach – schließen sich die großen Narben allmählich. Der Ortskundige erkennt aber noch die Areale, wo einst meist windanfällige Nadelwälder standen und jetzt gedeihen dort gesunde sturmresistentere Mischwälder.
Auch der Wirbel „Yra“ am 24. November 1984 war ganz übel und brachte den heimischen Wäldern große Verwüstungen.
Aber der Sturm die Nacht zuvor war hier in Mittelhessen schlimm.
Am 23. November zog eine ungewöhnliche Gewitterfront mit heftigem Starkregen, schweren Böen – wie eher nur vom Hochsommer gewohnt – über die Region. Dazu gab es sogar Tornados. Einer erfasset in den frühen Morgenstunden die Region rund um Grünberg in Mittelhessen. Eine km lange Schneise der Zerstörung schlug der Trichter durch diese Oberhessische Stadt und tobte sich im Verlaufe in den nahen Waldgebieten aus, wo sich im Verlaufe seine Spur der Zerstörung allmählich verlief.
Ein Orkan wie am 8. Dezember 1703 wäre in seinen Folgen in unserer Gegenwart um ein Vielfaches verheerender als damals. Wahrscheinlich würden immerhin aufgrund des heutigen hervorragenden Warnmanagements wesentlich weniger Tote und Verletzte zu beklagen sein; doch der Volkswirtschaftliche Schaden könnte meiner Einschätzung nach durchaus in einer stattlichen dreistelligen Milliardensumme zu finden sein. Die Infrastruktur würde gewiss über Wochen hinweg zusammenbrechen.
Die nächste Sturm – und Orkanserie wird kommen. Nur die Frage wann das sein wird, lässt sich zumindest nicht mit seriösen Argumenten vorhersagen.
Spaßeshalber sei hier angemerkt: Vielleicht gibt es ja die „Vollpfosten“ die das genau wissen, wann es wieder los geht.
Gefährlich sind immer solche Jahre mit sehr kaltem Westsektor der Arktis. Bei den Stürmen Mitte der 80er Jahre und der 1989/90 Orkanserie waren stets extreme negative Temperaturanomalien über Ostkanada bis an die Westküste Grönlands zu beobachten. Dies ist jedoch nur einer von mehreren Fakten, die für die Bildung schwerer Atlantischer Sturmzyklonen in Frage kommt.
Kompliment, guter Beitrag.
Da es sich um keinen runden Jahrestag dieser Sturmserie handelt, stellt sich die Frage nach dem Grund
der Veröffentlichung.
Deshalb die Frage an den Autor, ob Sie in diesem Februar ggf. eine ähnliche Entwicklung vermuten.
Hallo Herr Mueller, der Grund der Veröffentlichung liegt ganz einfach darin, dass es bis zum nächsten runden Jahrestag noch zu lang hin ist, ich aber schon jetzt auf die Sturmserie hinweisen wollte, zumal viele Messwerte aus der damaligen Zeit vorliegen. Stürme sind im Februar durchaus möglich, einen konkreten Hinweis darauf gibt es derzeit (noch) nicht.
Hallo liebes Wetterteam, warum ist eigentlich immer auf der Südseite eines Tiefs die Windentwicklung am stärksten? Und nicht auf der Ost- oder Westseite oder im Kern?
Hallo, immer dort, wo die Luftdruckgegensätze am größten sind. Diese hängen auch mit Temperaturgegensätzen zusammen, die auf der Südflanke bei uns meist am größten sind. Im Zentrum direkt herrscht generell der schwächste Wind.
Ein weiterer Grund ist auch, dass zur Windgeschwindigkeit, um das Zentrum herum, auf der Südseite die eigene Bewegungsgeschwindigkeit des Tiefs addiert wird, unter der Annahme, dass das Tief sich von West nach Ost bewegt, der üblichen Bewegungsrichtung in Europa. Also, der Wind bewegt gegen den Uhrzeigersinn um das Zentrum, auf der Nordseite des Tiefs ist daher von der Rotationsgeschwindigkeit die Zuggeschwindigkeit des Tiefs abzuziehen.
Auf der Südhalbkugel ist es umgekehrt.