Ein geringes Gewitterrisiko besteht heute im Nordwesten Deutschlands
Hitze hat weite Teile Deutschlands fest im Griff und mit einem Hoch über Osteuropa wird auch heute und morgen von Süden her heiße Luft nach Deutschland gebracht. Dennoch kommt ein wenig Bewegung in die Wetterküche.
Über der Nordsee entsteht zur Zeit ein weiteres, schwaches Hoch. Das hat zur Folge, dass an der Ostseite dieses Hochs von der Nordsee feuchtere und kühlere Luft in die Norddeutsche Tiefebene einsickert. Das sieht man auch schön auf der Super-HD-Windkarte von heute Abend. Deutlich ist der Windsprung zwischen Köln und Rostock zu erkennen:
An dieser Linie bildet sich eine sogenannte Konvergenz und somit auch stellenweise Schauer oder Gewitter. Es trifft sicher nicht jeden heute Abend und zunächst muss auch eine Quellwolke soweit nach oben schießen, dass es für ein Gewitter auch reicht. Dennoch: Örtlich kann ein solches Gewitter am heutigen Abend vom Sauerland und Ruhrgebiet über Niedersachsen hinweg bis zur Lübecker Bucht kräftig ausfallen und Platzregen, Sturmböen und Hagel beinhalten.
Der Energiegehalt der Luft, hier mit dem CAPE dargestellt, zeigt einiges an Energie zwischen NRW und der Ostsee, was zur Gewitterbildung reichen könnte. Je mehr die Farbe ins Pink geht, desto mehr Potential für kräftige Schauer oder Gewitter ist gegeben.
Zweiter Faktor ist die Labilität der Luft. Wenn es nicht labil ist, können sich keine mächtigen Quellwolken und somit auch keine Schauer oder Gewitter bilden. Je weiter der „Lifted Index“ im negativen und zur Farbe Pink reicht, um so wahrscheinlicher (in Verbindung mit den Energiewerten der Luft) sind auch Schauer oder Gewitter. Und auch dieser Faktor ist heute im Nordwesten Deutschlands gegeben.
Dennoch bedeuten beide Faktoren zusammen auch nicht automatisch Gewitter! Dazu muss die Luft auch noch genügend Feuchtigkeit haben und zudem darf sich in den oberen Luftschichten keine „Sperrschicht“ (trockene Luft in 5000 m Höhe, oder wärmere Luftblase in der Höhe) sein, damit sich eine Gewitterwolke voll ausbilden kann.
Fazit: Potential für einzelne, teils auch kräftige Gewitter besteht heute gegen Abend zwischen NRW und der Ostsee. Kann, muss aber nicht. Wir halten jedenfalls ein Auge darauf.
Über den Autor
Andreas Neuen
Geboren am 7. April 1969 in Bochum und seit 1.1.1999 unter der Regie von Jörg Kachelmann als Meteorologe tätig, derzeit wohnhaft auf den Kanaren (Fuerteventura). Schwerpunkt: Agrarmeteorologie, Botanik, Synoptik, Moderation, Online- und Print-Wetterberichte. Beiträge von Andreas sind Archivbeiträge.
Die Luft ist in den letzten Tagen ja sehr trocken gewesen, gestern hatten wir (Münsterland) fast 30% am Nachmittag. Sollte dies heute Nachmittag ebenfalls so sein, ist dann die Wahrscheinlichkeit für Gewitter geringer bzw. können dann überhaupt welche entstehen?
Reicht aus, wenn die Luft in 1000 m über einem feucht genug ist und gehoben wird/aufsteigt.
In Dortmund der Taupunkt bei teilweise erstaunlichen 6 Grad gewesen! Schon Wahnsinn. Ab heute soll die Luft im Pott immer schwüler und somit unerträglicher werden. Sehne mich schon nach der Kühle am Montag! Bei über 26 Grad in der Wohnung kann ich so ein Wetter kaum genießen, sorry. Und Glückauf aus Dortmund ?
Habe es gerade auf der Karte gesehen(Sogar 5°C beim Taupunkt), 18 % Luftfeuchtigkeit? Ist das ein Messfehler?
Hier im Münsterland liegt der Taupunkt derzeit bei 21,5°C, Lufttemperatur bei etwa 30 Grad, gefühlt also fast 40°C!!
Es ging um gestern, da lag der Taupunkt in einigen teilen von NRW unter 10 Grad. Heute ist er deutlich höher.
Wieso gab es bei dieser stabilen Hochwetterlage heute Morgen hier von Krefeld bis Essen so viele Wolken durch Flugzeugstreifen? Gestern früh war dagegen ein klarer ungetrübter blauer Himmel. Was hat sich geändert?
Die Luft war gestern in allen Höhenlagen sehr trocken. Es reicht eine Schicht mit feuchterer Luft, dann können sich die Kondensstreifen länger halten, alles ganz normal.
Das verstehe ich nicht ganz. Müßte also dann dort oben in der betreffenden Schicht nicht eine Luftfeuchtigkeit von 100% herrschen, da ja die aufgelösten Eiskristalle über Stunden stehen blieben?
Und hätte sich dann nicht schon von alleine eine Wolke bilden müssen, ohne dass es eines Flugzeuges bedarf? Oder im Umkehrschluss: Hätte sich der Kondensstreifen dann nicht nach kurzer Zeit auflösen müssen?
Nein, es müssen keine 100% sein, damit sich ein Kondensstreifen nur langsam auflöst. Auf jeden Fall ist sie in der Schicht deutlich feuchter als gestern noch.
Okay, vielen Dank für die schnelle Rückmeldung und Information. Habe auch gerade gesehen, dass der Taupunkt bei uns direkt um 2 Grad höher ist als er gestern zu dieser Zeit war. Die Schwüle nimmt anscheinend zu.