18.01.2007: Orkan Kyrill tobt in Deutschland
Am 18. Januar 2007 richtete das Orkantief „Kyrill“ in Mitteleuropa erhebliche Schäden an, mehr als 40 Menschen kamen europaweit ums Leben, davon 13 in Deutschland. Das öffentliche Leben in Deutschland kam vorübergehend zum Stillstand. Landesweit wurde der Zugverkehr eingestellt und gebietsweise fiel stundenlang der Strom aus. „Kyrill“ gehört in Deutschland zu den schlimmsten Winterstürmen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
Das Tief „Kyrill“ entstand am 16./17. Januar 2007 als Randtief bei Neufundland auf dem Nordatlantik und überquerte diesen in starker westlicher Höhenströmung sehr rasch. Am 18. Januar zog es sehr schnell über Irland und das Vereinigte Königreich zur Nordsee und weiter zur Ostsee und ins Baltikum. An seiner Südseite bauten sich enorme Luftdruckunterschiede zu deutlich höherem Druck über dem Mittelmeerraum auf, diese wurden durch Windgeschwindigkeiten bis Orkanstärke ausgeglichen.
Ein weiteres Satellitenbild von „Kyrill“ gibt es auch in unserem Satellitenbildarchiv. An der Vorderseite von „Kyrill“ gelangte extrem milde und feuchte Luft nach Deutschland. Die Höchsttemperaturen am 18. Januar 2007 lagen – abgesehen von wenigen Ausnahmen in den Hochlagen der Mittelgebirge – landesweit im zweistelligen positiven Bereich, gebietsweise wurde die 15-Grad-Marke überschritten. Im Berchtesgadener Land waren es sogar knapp 20 Grad.
Die Ausläufer von „Kyrill“ und seinen Vorgängern brachten in der feuchtmilden Luft große Regenmengen mit sich. Damit wurde der Boden stark aufgeweicht, was für die Auswirkungen eine große Rolle spielen sollte. Dazu die 24stündigen Regensummen vom 17. Januar 2007 und vom 18. Januar 2007, zum Ablesen der Werte in die Bundesländer und die Landkreise/Städte klicken.
Landesweit wurden am 18. Januar schwere Sturmböen oder orkanartige Böen gemessen, vielerorts gab es Orkanböen von weit über 120 km/h. Im Bergland waren es verbreitet mehr als 150 km/h. Spitzenreiter war der Wendelstein am bayerischen Alpenrand mit 203 km/h:
Diese Orkanböen richteten gewaltige Schäden an. Die Schäden allein in Deutschland beliefen sich nach Angaben des Gesamtverbandes der Versicherer auf etwa 4,7 Milliarden Euro, davon waren gut 2 Milliarden versichert. Allein in NRW fielen etwa 25 Millionen Bäume dem Orkan zum Opfer, die meisten wurden wegen der sehr feuchten Böden entwurzelt. So wurden im Sauerland und im Bergischen Land ganze Wälder komplett zerstört. Zahlreiche Dächer wurden abgedeckt. Zum ersten Mal seit ihrem Bestehen stellte die Deutsche Bahn den Verkehr in ganz Deutschland ein. Eine Besonderheit von „Kyrill“ war auch, dass fast alle Landesteile betroffen waren. Andere Orkane wie „Anatol“ und „Lothar“ 1999 richteten nur in einer begrenzten Region große Schäden an.
Große Auswirkungen hatte die Kaltfront von „Kyrill“, an der sich eine ausgeprägte Gewitterfront ausbildete. Sie war besonders im Bereich Südniedersachsen, NRW, Hessen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen und Nordbayern ausgeprägt. Die Gewitterfront war mit heftigen Gewitterböen („Downbursts“) und einigen Tornados verbunden. Es wurden mindestens 5 bestätigte Tornados registriert, dazu kommen Dutzende Tornadoverdachtsfälle, die bis heute nicht bestätigt werden konnten. Gleich 3 Tornados erreichten die Stufe F3 (etwa zwischen 255 und 335 km/h) auf der Fujitaskala und hinterließen in Lutherstadt Wittenberg (Sachsen-Anhalt) sowie in zwei langen Schneisen im Süden Brandenburgs kilometerlange Schneisen mit Schäden im oberen zweistelligen Millionenbereich. Tornados kommen bei Sturm- und Orkantiefs häufiger vor.
Betroffen war damals auch der Nachbarstaat Luxemburg, wo in Ëlwen im Norden des Landes eine Böe von 115 km/h gemessen wurde. Auch in Beetebuerg im Süden wurde eine orkanartige Böe von 106 km/h registriert. Die Schäden in Luxemburg waren nicht mit denen in Deutschland vergleichbar. Einige Bäume stürzten um und blockierten Straßen. Über Opfer durch den Sturm in Luxemburg ist nichts bekannt.
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Informativer Bericht Herr Sävert.
Kyrill kommt von seinen Spitzenböen nicht an die Orkane von 1990 heran.
DARIA vom 25/26.01.1990 brachte in NRW verbreitet 12 BFT mit 120 bis 145 Km/h, örtlich gab es Orkanböen von über 150 Km/H, bei Vivian und Wiebke wurden ähnlich hohe Böen gemessen !
Der Kahle Asten schaffte bei Daria 157 Km/h, Aachen 150 Km/h und Essen 148 Km/h. Kyrill schaffte nur an 2 Orten 140er Böen ( km/h )in Düsseldorf und nördliches Sauerland.
Auch der Capella-Orkan ( 3-5.01.1976 ) und der Niedersachsen Orkan ( 13.11.1972 ) waren stärker als Kyrill, auch in NRW.
Zudem hat es seit dem mit Ausnahme des Sturmwinter 1992/1993 keine Böen mehr von 150 Km/h und mehr gegeben in NRW !
Nach meiner Statistik dürfte diese Zeit aber spätestens bis 2018/2019 vorbei sein.
So dürften bis dahin wieder Orkane toben mit über 150 Km/h und mehr.
Halo!! sehr schöne Analyse. was für eine Statistik führst du und wie kommst du auf 2018/19 das es vorbei ist damit???
Eindrucksvolle Nachlese zum Orkan „Kyrill!“
Das war ganz sicher einer der heftigsten Stürme der vergangenen Jahrzehnte. Doch wie bei jedem Sturm-Ereignis gibt es große Unterschiede hinsichtlich der betroffenen Areale. Heftiger als „Kyrill“ im Gießener Becken waren z.B. die Stürme vom 24. November 1984 und eine Nacht vorher am 23. November 1984 mit einer für diese Jahreszeit beispiellosen Gewitterfront und einem Tornado welcher die Region um Grünberg ( Oberhessen ) folgenschwer traf.
Ein weiterer – gerne in Vergessenheit geratener Kandidat war Orkan „Hertha“ vom 3. Februar 1990. Er war wohl mit Abstand der folgenschwerste Orkan der je das Rhein-Maingebiet traf. Das besondere an diesem Sturm war, das es sich um einen hochlabilen Orkan handelte. Zwischen schweren Orkanböen lagen kurzzeitige windschwache Phasen, wo man meinte: „Jetzt ist es endlich vorbei!“ Dann schlugen die schweren Böen erneut zu. Die Auswirkungen in der Region spiegelten die Gewalt dieses Orkanes in sowohl beeindruckender als auch beängstigender Weise wider. „Hertha“ hatte wenige Stunden zuvor die Nordhälfte Frankreichs verwüstet und zog dann über Rheinland Pfalz und dem Saarland.
Nordhessen wurde nur gestreift. Das Gießener Becken lag etwa am Nordrande des Hauptsturmfeldes.
Eine Orkanserie ist darüber hinaus auch auf den Winter 1966/67 datiert. Damals zogen vom 20. Februar bis 1. März drei schwere Wirbel über West – und Mitteleuropa hinweg, forderten viele Menschenleben und richteten flächenhafte Verwüstungen an.