Gab es früher wirklich mehr Schnee?
Viele kennen sicher die Behauptung, dass es früher immer Schnee gab oder zumindest früher deutlich mehr und häufiger im Winter geschneit hat. Wir wollen in diesem Beitrag einige Daten von verschiedenen Wetterstationen auswerten und schauen, ob da wirklich etwas dran ist.
Zunächst sollten wir den Begriff „früher“ definieren, denn das kann natürlich vor 2000 Jahren sein oder vor 20 Jahren. Es soll hier nicht darum gehen, dass es vielleicht vor tausenden Jahren schonmal mehr Schnee gab als heute sondern ob es etwa von 1950 bis in die 80er und 90er Jahre mehr Schnee gab als in den vergangenen 10 bis 20 Jahren, also im neuen Jahrtausend. Etwa auf diese Zeiträume bezieht sich ja auch die Behauptung, dass es „früher mehr Schnee gab“.
Ich kann Ihnen nur unser Archiv empfehlen, wo Sie bis über 100 Jahre zurück die täglichen Schneehöhen nachsehen können:
Eine Zusammenfassung in einem Video auf unserem Youtubekanal (gerne abonnieren, danke!)
Die Schneehöhentage pro Jahr im 30jährigen Mittel
Wir sehen in der Karte unten die Auswertung der mittleren Schneehöhentage im Vergleich für die 30jährigen Zeiträume von 1951 bis 1980 und von 1981 bis 2010. Ausgewertet sind einzelne längere und konstante Messreihen von verschiedenen Wetterstationen. Es zeigt sich ein recht unterschiedliches Bild, denn besonders im Norden hat die Anzahl der Tage mit einer geschlossenen Schneedecke pro Jahr recht deutlich abgenommen, während es nach Westen hin, wie in Essen-Bredeney und Frankfurt/Main, kaum eine Veränderung gab.
Beispiel: In Bremen gab es von 1951 bis 1980 im Mittel 27 Tage/Jahr mit einer geschlossenen Schneedecke von >=1cm. Im Zeitraum von 1981 bis 2010 ging das Mittel deutlich zurück, sodass es in diesem 30jährigen Zeitraum nur noch 19 Tage/Jahr gab.
Das Mittel ist nicht alles und kann uns täuschen
Zum einen sagt uns das Mittel bis 2010 natürlich nichts über die vergangenen Jahre seit 2011 aus und zum anderen fielen in das Mittel ab 1980 noch einige sehr schneereiche Winter in den 80ern. Hinzu kommt dann noch das enorm schneereiche Jahr 2010, wo es nicht nur einen extrem schneereichen Dezember gab, sondern auch zuvor im Winter viel Schnee im Januar und Februar! Das verzerrt das Mittel natürlich ein wenig im Bezug auf unsere Fragestellung.
Auswertung für einzelne Wetterstationen
Im Folgenden wollen wir uns die Anzahl der Schneedeckentage für verschiedene Wetterstationen ansehen. Ich habe konstante und verlässliche Messreihen von Hamburg, Potsdam, Essen, Frankfurt und München herausgesucht und zusätzlich als Berg noch den Brocken. Schauen Sie sich die Diagramme in Ruhe an, weiter unten ziehen wir dann eine Bilanz.
Die ausgewerteten Messreihen sind für unterschiedlich lange Zeiträume, was einfach an den unterschiedlich langen Messreihen der jeweiligen Wetterstation liegt. Die Messreihe in Potsdam geht mit bis 1893 schon sehr weit zurück und hier ist über den gesamten Zeitraum an der Trendlinie nur ein geringer Rückgang der Schneedeckentage zu sehen. Alle anderen Messreihen zeigen einen doch recht deutlichen Rückgang. Schneereiche Jahre gab es besonders in den 60er und 80er Jahren, während seit den 90ern die Anzahl der Tage mit Schneedecke besonders in Hamburg und Essen recht deutlich zurückgeht. Das Jahr 2010 sticht allerdings deutlich heraus und war teilweise das Jahr oder zumindest eines der Jahre mit den meisten Schneedeckentagen. Das muss man auch ganz klar feststellen. Insbesondere die vergangenen Jahre seit 2011 waren doch vielerorts von wenig Schnee geprägt. Von 2014 bis 2018 lag zum Beispiel in Essen-Bredeney an nur 19 Tagen eine geschlossene Schneedecke.
Hitlisten der Schneedeckentage
Ich habe unten noch Hitlisten erstellt für die Jahre mit den meisten und wenigsten Schneedeckentagen seit Messbeginn an der jeweiligen Wetterstation. Insgesamt ist dort gut zu erkennen, dass seit 1990 (orange) sich mehr Jahre in der Hitliste der wenigsten Schneedeckentage finden und weniger Jahre in der Liste mit den meisten Schneedeckentagen pro Jahr. Beachtlich ist dennoch das Jahr 2010, was sich an allen ausgewerteten Orten ganz oben befindet und uns zeigt, dass auch heute noch sehr schneereiche Jahre möglich sind. Zudem befinden sich je nach Messreihe auch einzelne andere Jahre aus der jüngeren Vergangenheit in der Hitliste der meisten Schneedeckentage, wie zum Beispiel 2013.
Abschließend noch die Auswertung für den Brocken im Harz. Auch dort zeigt sich seit 1949 ein zumindest leichter Rückgang der Schneedeckentage. Jahre mit wenig Schnee gab es selbstverständlich auch „früher“ schon, aber eine leichte Abnahme ist unbestritten. Zudem befinden sich auch in der Hitliste mit den wenigsten Schneedeckentagen, erneut viele Jahre ab 1990. Von den 15 Jahren mit den wenigsten Schneedeckentagen, sind allein 9 Jahre ab 2000 zu finden.
Fazit: Es ist also was dran an der heutigen Aussage, dass es früher mehr Schnee gab. Das liegt vor allem an den schneereichen 60er und 80er Jahren und an häufig nur Jahren mit wenig Schnee seit 2000. Das Jahr 2010 hat uns aber gezeigt, dass es auch heute noch sehr schneereiche Jahre geben kann. Vielleicht ja schon in einem der kommenden Winter. 😉
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Hallo Fabian,
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mal wieder eine schöne Zusammenfassung hier – vielen Dank dafür!
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Das soll jetzt keine Kritik sein, aber ich habe irgendwie ein grundsätzliches Problem mit dieser Art der Betrachtung und das wird besonders am Beispiel 2010 deutlich. Denn dass es in jenem Jahr so viel schneereiche Tage gegeben hat, ist doch reiner Zufall, denn zwischen den schneereichen Lagen lag ein ganzer Sommer!
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Wäre es nicht mindestens so sinnvoll, das Ganze auch mal anders als von den Jahreszahlen her anzugehen – nämlich die Winter in ihrer Gesamtheit zu betrachten? Also um beim Beispiel 2010 zu bleiben: Die Zeiträume von November 2009 bis Ende März 2010 und von November 2010 bis Ende März 2011?
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Es wäre toll, wenn Du mal eine entsprechende Auswertung für alle „wirklichen“ Winter machen könntest – vielleicht auch mit mehr Daten als nur der Schneehöhe. Ich jedenfalls wäre sehr gespannt, was dabei herauskommen würde.
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Viele Grüße aus HH und noch einen schönen ersten Advent!
Hallo, zu den echten Jahrhundertwintern habe ich schon was gemacht: https://wetterkanal.kachelmannwetter.com/das-waren-die-echten-jahrhundertwinter-winter-18-19-wird-wahrscheinlich-zu-warm/
Die Anzahl der „Wenigsten SDT“ der Wetterstation Essen für alle Jahre seit 2000 ist immer noch falsch! (Grund: Automatenmessung seit 1.7.2000). Ähnliches gilt für München für Jahre ab 2011 (dort waltet der Automat seit Herbst 2010, Schneehöhen und -häufigkeit ebenfalls häufig zu niedrig).
Mithilfe der handmessenden Nachbarstationen Mettmann und Heiligenhaus kann man die SDT-Anzahlen für Essen-Bredeney ergänzen bzw korrigieren:
2000 = 7 SDT (nicht 2)
2001 = 14 SDT (nicht 2)
2014 = 4 SDT (nicht 2)
2015 = 6 SDT (nicht 2)
2018 = 5 SDT (nicht 3)
Lediglich in den Jahren 2007 und 2016 (auch 1993) dürften die 2 SDT nahezu richtig sein.
So einfach kann man sich das nicht machen. Bei Heiligenhaus und Mettmann sind mir auch einige Unstimmigkeiten aufgefallen. Zudem liegen diese weiter südlich etwas mehr im Stau des Niederbergischen.
@Fabian Dann mach es gerne auch aufwändiger, auf jeden Fall sind deine Zahlen für Essen völlig unhaltbar und sicherlich willkommenes Futter für jeden Hardcore-Klimaskeptiker, da selbst das 100 Meter tiefergelegene und mildere Düsseldorf beispielsweise im Jahr 2001 noch mehr Schneedeckentage hatte als deine erwähnten 2 von dem lückenhaften Automat in Essen.
Natürlich sind Heiligenhaus und Mettmann auch nicht perfekt, denn beides sind „nur“ ehrenamtliche Stationen…. ABER dort wird immerhin noch von Hand gemessen und nicht von einem fehleranfälligen Laserstrahl, der entweder (bei nassem Schnee) ständig eine „0“ meldet … oder auch – bei Dauerfrost und Anwehung von Pulverschnee – gern mal das Doppelte der tatsächlhichen Schneehöhe.
Schau dir auch die Parallelmessungen der 1980er und 1990er Jahre an, da hat Essen noch handgemessene Werte…. manchmal hat Mettmann oder Heiligenhaus natürlich ein paar Schneedeckentage mehr oder weniger, aber im vieljährigen Schnitt passt es ungefähr
Ich schaue mir die Sachen nochmal genau an, wenn ich etwas mehr Zeit habe zwischendurch.
Gelsenkirchen-Buer ist übrigens auch noch als Handmessung zu empfehlen bzw. ein arithmetischer Durchschnitt aus Mettmann und Gelsenkirchen, da liegt Essen-Bredeney dann genau in der Mitte von beiden.
München-Stadt bitte ebenfalls ab 2011 nochmal mit den Umgebungsstationen abgleichen… vor allem bei Nass- oder Pappschnee werden vom dortigen Automaten auch deutlich zu niedrige Schneehöhen und zu geringe SDT-Anzahlen gemeldet.
An dieser Stelle schon mal ganz liebe Weihnachtsgrüße an alle ehrenamtlichen Schneehöhenmesser, die tagtäglich durch ihre morgendliche mühselige Arbeit trotz Dunkelheit, Kälte und Wind jahrzehnte- bis jahrhundertelange Messreihen am Leben erhalten!
Gelsenkirchen-Buer liegt viel tiefer und mitten im Ruhrgebiet. Das ist überhaupt nicht vergleichbar.
@Fabian Wenn Gelsenkirchen-Buer zu tief und Mettmann zu hoch bzw. zu nahe am Luv des Niederbergischen Landes liegen, dann liegt doch meine Idee nahe, die Schneehöhen selbst oder auch die SDT-Anzahlen arithmetisch zu mitteln.
Eine Assimilierungssoftware, die ein numerisches Vorhersagemodell antreibt und Eingangsdaten für einen bestimmten Gitterpunkt benötigt, macht nahezu exakt das gleiche (und auch das 1×1-km-Rasterdatenmodell des DWD für die monatlichen Klimawerte der Bundesländer, die umgebenden Stationsdaten fließen da je nach der Entfernung vom betrachteten Rasterpunkt zu einem höheren Anteil [bei näherer Lage] oder einem geringeren Anteil [bei entfernterer Lage] ins Landesmittel ein).
Auf den Zentimeter genau wird man für das hügelige Essen-Bredeney sowieso nicht im Nachhinein hinbekommen, aber ob 2 SDT oder 10 bis 16 SDT (wie im Jahr 2001) ist dann doch schon ein gewaltiger Unterschied und für diese Genauigkeit genügt so ein Hilfsverfahren völlig. Meine bescheidene Meinung
Hallo Fabian,
die roten Trendlinieen sind unrealistiach dargestellt.
Das Diagramm Fuhlsbüttel gibt von 1936 bis 1951 fast noch weniger Schnee an als von 1992 bis 2013.
Wenn demnach keine vorherigen Messungen waren, müsste die Trendlinie in der Mitte eine Delle haben und links viel niedriger Anfangen.
Auch in den anderen Diagrammen ist eine ungenaue Darstellung der Trendlinie zu sehen.
Sie suggeriert den Eindruck als ob überall vor den ersten Messungen mehr Schnee lag. Es ist aber nicht gemessen worden !!!
Wie soll die Trendlinie wissen was vor den Messungen war? Das wissen wir auch nicht…
Gibt es Daten zu Schigebieten? Koennte man die Anzahl Tage benutzen an denen die Schilifte offen sind?
Die produzieren fast alle Kunstschnee. Mehr muss ich nicht sagen, oder? 😉