Was heißt „Weiße Weihnachten“ und ab wann machen Vorhersagen Sinn?
Fakt ist: 14 Tage vorher schon mal definitiv nicht.
Es geht nun allmählich los mit den sogenannten Prognosen für „Weiße Weihnachten oder nicht?“…
Prinzipiell definiert „Weiße Weihnachten“ wohl jeder für sich selbst.
Erste Frage: wann ist „Weihnachten“? Da scheiden sich schon die Geister. Vielen Leuten reicht nämlich ein Heiligabend mit Schnee, da kann es am 1. und 2. Feiertag fleckig einen Zentimeter Matschepampe und Tauwetter geben, und trotzdem waren das „Weiße Weihnachten“.
Zweite Frage: was ist „weiß“? Sicherlich, wenn man im Gebirge wohnt, und ein mickriges halbes Zentimeterchen Schnee hinterm Gartenzaun liegen hat, freut man sich da weniger drüber als in Berlin, Hamburg oder Düsseldorf,… oder?
Wir Meteorologen haben da eine recht eindeutige Definition:
„Weiße Weihnachten“ bedeutet, dass an mindestens einem der drei Weihnachtstage 24./25./26. Dezember minimal ein Zentimeter geschlossene Schneedecke liegt (ein „F“ für Schneeflecken in den Messwerten zählt da nicht).
Mit der Vorhersage für Weihnachten ist es wie mit jeder anderen Wettervorhersage: prinzipiell drei bis fünf Tage vorher recht gut vorhersagbar, wobei abhängig von Wetterlage und spätestens ab Tag 4 die zeitliche und räumliche Einordnung von Niederschlag und Temperaturen eine hinreichend große Unsicherheit hat, dass man in Wetterberichten im Konjunktiv formulieren sollte. Überall hört man aber den Spruch „das Leben ist kein Konjunktiv“ – aber warum wollen Menschen dann eine Woche vor Heiligabend wissen, ob es schneit (und warum werde ich im Winter immer gefragt, wie das Wetter am x. August an der Ostsee sein wird, weil man seinen Urlaub planen will)?
Grundsätzlich ist die Großwetterlage eindeutig besser vorhersagbar, wenn sie stabil ist. Also wenn wir an einem Montag ein stabiles Hoch über Mitteleuropa oder Osteuropa oder sonstwo haben, und die Modelle das Hoch auch am folgenden Sonntag noch dort sehen, dann kann man mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass das wohl auch so eintreten wird (siehe Hochdruckwetterlagen im aktuellen Herbst). Aber das WETTER für Sonntag zu sagen, geht NICHT (außer „es bleibt weitgehend trocken“) – denn vor allem im Herbst machen uns Meteorologen Nebel und Hochnebel oft das Leben schwer (Funfact: „Nebel“ ist ein Palindrom und liest sich rückwärts „Leben“).
Zurück zum Weihnachtswetter
Die Großwetterlage ist momentan ziemlich festgefahren, wir haben allgemein Hochdruck über dem südlichen und südöstlichen Europa, viele starke Tiefs über Nordeuropa, die immer wieder warme Luft aus Süden ansaugen – allerdings auch kalte Luft aus Norden, die jedoch unmittelbar wieder vom nächsten Tief zurückgedrängt wird, denn das bringt ja wieder Wärme aus Süden… es sind immer westliche Lagen momentan (so, wie sie für Mitteleuropa auch typisch sind), und wir brauchen irgendwas, das das Ganze mal blockiert und die Warmluftzufuhr stoppt. Danach sieht es aber zumindest in den nächsten 7 Tagen schon mal nicht aus.
Wenn es nur für „Weiße Weihnachten“ reichen soll (einmal an drei Tagen Schnee), dann genügt uns ein Schneetief mit einem kurzen Wintergruß. Doch genau das ist eben schwer vorhersagbar, in der aktuellen Wetterlage aber nicht umöglich.
Fazit
Wir sind weit weg von einer stabilen Hochdruckwetterlage, die gut vorhersagbar ist. Was eigentlich ein gutes Zeichen ist, da es bei dieser eh meist trocken ist, also ohne Schnee. Es bleibt also die Hoffnung darauf, dass sich von diesen Tiefs, die nacheinander durchrauschen, mal eins dazu entscheidet, die arktische Kaltluft rückseitig südwärts nach Mitteleuropa mitzubringen. Dafür brauchen wir allerdings die Unterstützung eines Hochs über dem Nordatlantik, damit beide im Zusammenspiel wie Zahnräder fungieren und die Kaltluft aus Norden zu uns schaufeln. Und diese Konstellation ist jetzt noch überhaupt nicht sicher vorhersagbar.
Was uns bleibt
ist nicht nur die Hoffnung, sondern auch unsere XL-Trends. Ihr könnt dort für Euren und jeden anderen Ort in Europa sehen, was sich die Modelle so für die kommenden 10 Tage ausdenken. Merkt euch den kommenden MONTAG – das ist der 14.12.15 und damit genau 10 Tage vor Heiligabend. Ab dann lohnt sich das tägliche Angucken, wohin der Trend geht, und ihr wisst es besser als jeder, der in TV oder Zeitung Prognosen abgibt.
Hier gehts zum XL-Trend, exemplarisch für Frankfurt/Main, ihr könnt über das Suchfeld euren Ort problemlos finden.
Weitere interessante Links zu Schnee und Weihnachten:
Gab es früher öfter Weiße Weihnachten als heute?
Rückblick auf 80 Jahre Schnee im deutschen Flachland
Gab es früher wirklich mehr Schnee?
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Und jährlich grüßt das Weihnachtsmurmeltier. Wetteronline hat heute aus einem einzigen Modelllauf eine „Schneebombe“ für Heiligabend abgeleitet als reißerische Überschrift und im Kleingedruckten dann den Rückzieher gemacht. Es geht nur noch um die Clicks der User für die Werbeeinnahmen und dazu muss halt zu gewissen Jahreszeiten die Klischeevorstellung einer Gesellschaft bedient werden. Eine schöne Adventszeit weiterhin.
Danke gleichfalls!
Danke für die Aussagen. Natürlich bekommt man als Allgäuer „Bergmensch“ Panik, wenn es ehr nach Spätherbst mit der Möglichkeit zum Golfspiel aussieht, als nach gespurten Loipen. Von Letzterem sind wir auf exakt 900m Seehöhe zZt. leider weit entfernt.
Aber ich erinnere mich da gerne an letztes Jahr, 2015, zurück, als wir auch schon leicht in „Klimawandeldepression“ verfielen, weil bis EIN, ZWEI TAGE ZUvOR 2015 nur Regen vorausgesagt wurde. Der auch kam. Aber binnen sechs Stunden in Schneeregen, und in den weitern Stunden sich in ein Winterwunderland – und dasüber Wochen (mit Ausreißern)– entwickelte.
Und Weihnachten beginnt erst mit dem 24.12. und endet erst am 6.1.